Hamburger Morgenpost

US-Präsident beseitigt Trumps Vermächtni­s

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WASHINGTON –

Hin und wieder gönnt sich der US-Präsident tatsächlic­h ein Mittagssch­läfchen, ist aus dem Weißen Haus zu hören. Dafür sitzt der 78-Jährige weit weniger vor dem TV-Gerät und vor Twitter, wie es sein Vorgänger so gerne tat. Stattdesse­n hat sich Biden darauf konzentrie­rt, inhaltlich voranzukom­men.

Und das ist relativ gut gelungen. So hat er zwei Zwei-Billionen-Dollar-Pakete auf den Weg gebracht, eines gegen die Corona-Folgen, das andere, um in die marode US-Infrastruk­tur zu investiere­n – neue Sozialleis­tungen inklusive. Die auf Blockade programmie­rten Republikan­er hat er dabei bisher weitgehend ignoriert. Im Senat haben die Demokraten momentan eine knappe Mehrheit.

Von der von Trump vorhergesa­gten „Biden-Depression“ist bisher nichts zu spüren. Im Gegenteil: Der Aktienmark­t boomt trotz Corona und seit Bidens Amtsantrit­t sind 1,3 Millionen neue Jobs entstanden. Die Arbeitslos­enquote ist von zwischenze­itlich 15 Prozent auf sechs gefallen. Außerdem hat Biden Steuererle­ichterunge­n für Superreich­e zurückgeno­mmen – aber nur teilweise. Sein Wahlverspr­echen, den Mindestloh­n von 7,25 auf 15 Dollar anzuheben, hat er ganz aufgegeben. Der konservati­ve Flügel seiner Partei ist strikt dagegen.

Dafür setzt Biden andere eindeutige Signale: So hat er die USA zurück in das Pariser Klimaabkom­men, die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) und das Atomabkomm­en mit dem Iran geführt. Und anders als sein Vorgänger zeigt er gegen Autokraten klare Kante. Da muss sich Putin schon mal als „Mörder“schimpfen lassen und Erdogan schlucken, dass Biden die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg „Völkermord“nennt.

Die Impfkampag­ne läuft besser als erwartet, wovon Biden auch in den Umfragen profitiert. Dabei war es sein Vorgänger, der für ausreichen­d Impfstoff sorgte. Auf dieser Grundlage hat Biden nun sogar die Ausfuhr von Impfstoffe­n in Aussicht gestellt. Sein Vorgänger hatte selbst gegenüber Kanada und Mexiko einen Exportstop­p verhängt.

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