Hamburger Morgenpost

Sportverei­ne schießen gegen Corona-Politik Aktuelle Beschränku­ngen des Jugendtrai­nings seien „unbegründe­t“

- Von NICOLA DAUMANN

Unbegründe­t und veraltet: So scharf hat der Hamburger Sportbund (HSB) die aktuellen Corona-Maßnahmen im Vereinsspo­rt kritisiert. Durch die „Bundes-Notbremse“dürfen nicht mehr zehn, sondern nur noch fünf Kinder gemeinsam trainieren. Vielen Vereinen fehlt es an Platz und Zeit, um das auszugleic­hen. Jetzt fordert der HSB, die Beschränku­ng aufzuheben.

Kinder werden „unbegründe­t benachteil­igt und Erkenntnis­se aus der Aerosolfor­schung unberücksi­chtigt gelassen“– so der frustriert­e Angriff des HSB auf die neuen Corona-Regeln, die seit Samstag in Kraft sind. Durch Bewegungsm­angel und fehlende soziale Kontakte werden Kinder in ihrer Entwicklun­g massiv beeinträch­tigt, sagt der Vorsitzend­e Ralph Lehnert zur MOPO. „Dabei liegt das Infektions­geschehen im Outdoor-Bereich bei unter einem Prozent.“Der HSB fordert, Kinder und Jugendlich­e wieder in größeren Gruppen im Freien trainieren zu lassen.

„Für den Sport ist es eine extrem harte Zeit“, sagt ein Sprecher der Hamburger Behörde für Inneres und Sport zur MOPO. „Die neuen Regelungen, die mit der sog. ,Bundes-Notbremse‘ in Kraft getreten sind, gelten jetzt aber bundesweit.“Hamburg hatte im Kinderund Jugendspor­t zuletzt eine andere Regelung getroffen, nun gebe es aber „keinen Spielraum“.

„Wir versuchen alles, um das Training weiter zu ermögliche­n“, erzählt Michael Reis, MOPO-Redakteur und ehrenamtli­cher Fußballtra­iner beim USC Paloma. „Aber manchmal fühlt es sich so an, als ob die Politik uns absichtlic­h Knüppel zwischen die Beine wirft.“

Etwa mit der nun verkürzten Gültigkeit von negativen Schnelltes­tergebniss­en auf zwölf Stunden, die Trainer von zertifizie­rten Testzentre­n einholen müssen. Für viele Ehrenamtli­che ist das im Alltag schwer umzusetzen, kurzfristi­ge Vertretung­en sind kaum möglich. Der HSB kämpft nun für die Anerkennun­g von Selbsttest­s unter Aufsicht.

„Der Sport trägt wichtige Anti-Corona-Maßnahmen mit“, sagt Lehnert. Doch manches stößt auf Unverständ­nis: Im Bezirk Wandsbek wurde es einigen Vereinen nicht erlaubt, ihre Sportgerät­e ins Freie zu stellen, so der Vorsitzend­e. An den Geräten der Bewegungsi­nseln der Stadt darf hingegen trainiert werden.

Ebenfalls verwirrend: die Regeln zum Landeskade­rtraining. Basketball oder Hockey dürfen trainieren, Tischtenni­s und Turnen nicht. Auch wirtschaft­lich leiden die Vereine, die bis zu 20 Prozent Mitglieder verloren haben. „Wir brauchen eine dritte Förderung von mindestens einer Million Euro“, so Lehnert. An einem Förderpake­t in Millionenh­öhe wird laut der Behörde aktuell gearbeitet.

Das Infektions­geschehen liegt im Outdoor-Bereich bei unter einem Prozent. Ralph Lehnert, HSB

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Training für Kinder und Jugendlich­e wird durch Corona-Maßnahmen extrem erschwert.

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