Hamburger Morgenpost

Den Mittelfing­er bloß oben lassen!

INTERVIEW Die Dropkick Murphys über ihr neues Album „Turn Up That Dial“

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Das Interview führte FREDERIKE ARNS

Morgen erscheint das zehnte Album „Turn Up That Dial“der amerikanis­chirischen Folk-Punks Dropkick Murphys. Die MOPO sprach mit Ken Casey (51) über seine neue Rolle als zweiter Frontmann neben Al Barr, seine Lieblingsm­usik, Konzerte auf dem heiligen Rasen der Red Sox, Bruce Springstee­n und erhobene Mittelfing­er.

MOPO: Der Titelsong des Albums handelt davon, dass Musik in schweren Zeiten besonders guttut. Welche Musik hören Sie gerade?

Ken Casey: Die Musik, mit der ich aufgewachs­en bin: „London Calling“von The Clash oder „Inflammabl­e Material“von Stiff Little Fingers. Aber auch Gerry Cinnamon, die Stones oder AC/DC. Endlich habe ich wieder Zeit, ganze Alben zu hören. Normalerwe­ise spielen wir 150 Shows im Jahr – wenn wir dann mal zu Hause sind, wollen wir nicht die ganze Zeit Musik hören. Endlich bekommt Musik wieder die Aufmerksam­keit, die sie verdient. Es gibt auch positive Dinge, die Corona hervorruft.

Welche Ihrer Songs sollte man hören, um jetzt gute Laune zu bekommen?

„Middle Finger“und „Smash Shit Up“vom neuen Album. Humorvoll sagen sie: „Fuck this shit!“Ich freue mich jetzt schon, sie live zu spielen. Konzerte werden das Größte sein – da werden die Menschen die ganze aufgestaut­e Corona-Angst wieder abstreifen. Hier in den USA geht es mit den Impfungen sehr gut voran – Joe Biden sei Dank. Wir sind optimistis­ch, dass wir im Herbst wieder normal spielen und 2022 auf Welttourne­e gehenkönne­n.

Der letzte Song des Albums „Wish You Were Here“ist sehr traurig.

Er ist Al Barrs Vater gewidmet, der vor einigen Jahren gstorben ist. Aber natürlich handelt er auch von den Millionen Corona-Toten oder den geliebten Großeltern, die man lange nicht treffen konnte. Es ist toll zu sehen, wie alle den Song auf ihre ganz persönlich­e Situation umdeuten. Wir hatten noch nie eine Ballade als letzten Song auf einem Album, aber gerade ist das richtig und wichtig.

Das Album ist natürlich auch lustig: „HBDMF“handelt davon, dass Sie keine Geburtstag­e mögen.

(lacht laut) Nein, es geht eher darum, sich über Leute lustig zu machen, die Geburtstag­e zu sehr mögen. Solche, die ihren Geburtstag gerne mal den ganzen Monat feiern. Bei uns gibt es ein Bandmitgli­ed mit deutschen Wurzeln, das das macht. Ich nenne extra keinen Namen!

Na gut, dann ich: Was macht Al Barr denn in seinem Geburtstag­smonat?

(lacht wieder laut) Er sagt so was wie: „Ich kann heute nicht zur Bandprobe kommen, es ist mein Geburtstag­s-Monat!“oder „Behandelt mich besonders, es ist meine Geburtstag­swoche!“So funktionie­rt das einfach nicht.

Sie haben ein karitative­s StreamingK­onzert im Baseball-Stadion der Boston Red Sox gespielt. War das nicht total merkwürdig in dieser riesigen Arena ohne einen einzigen Zuschauer?

Ja, aber es hatte auch ein totales Wow-Gefühl. Wir sind mit diesem Stadion aufgewachs­en und durften auf dem „heiligen Rasen“

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