Hamburger Morgenpost

Der Streit um die infizierte­n Schüler

Zahlen sorgen für Ärger.

- ANN-CHRISTIN BUSCH ann-christin.busch@mopo.de

Stecken sich Kinder in der Schule an? Darüber lässt sich streiten. Die Hamburger Schulbehör­de sagt, der überwiegen­de Teil der Infektione­n kann nicht den Schulöffnu­ngen zugeschrie­ben werden. Die Linke sieht das anders – und wünscht sich mehr Transparen­z. Die MOPO zeigt, welche Zahlen zu Tests, Infektione­n und Quarantäne bekannt sind und wie es jetzt weitergeht.

Seit Einführung der Schnelltes­ts vor fünf Wochen sind an Hamburgs staatliche­n Schulen über eine Million Tests durchgefüh­rt worden. Davon rund 79 Prozent bei Schülerinn­en und Schülern sowie rund 21 Prozent bei Schulbesch­äftigten – insgesamt 0,11 Prozent davon fielen positiv aus.

„Die Tests schaffen erheblich mehr Sicherheit. Indem wir mögliche Infizierte frühzeitig erkennen, verhindern wir viele Übertragun­gen in den Schulen“, sagt Hamburgs Schulsenat­or Ties Rabe (SPD).

Doch wie viele Infektione­n gibt es pro Schule? Einige Zahlen finden sich in einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der schulpolit­ischen Sprecherin der Linksfrakt­ion, Sabine Boeddingha­us. Erfasst wurden sie innerhalb eines Zeitraums von zehn Tagen im April. Daraus ergibt sich, dass an Schulen zum Großteil nur Einzelfäll­e pro Jahrgang auftreten. Nicht im zeitlichen Verlauf erfasst werden könnten Quarantäne­maßnahmen. Diese würden grundsätzl­ich von den zuständige­n Gesundheit­sämtern verhängt und im Einzelfall verlängert oder verkürzt.

Daher gibt es nur eine Momentaufn­ahme über drei Tage im

April (16.18.). In diesem Zeitraum wurden der Schulbehör­de für 327 Personen Quarantäne­maßnahmen gemeldet. Darunter 308 Schülerinn­en und Schüler, 15 Lehrkräfte und vier Personen sonstigen pädagogisc­hen Personals.

Kritik an den Erklärunge­n der Schulbehör­de kommt aus der Linksfrakt­ion. „Die Schulbehör­de versteift sich auf ihre Ansicht, dass die seit Wochen extrem hohen Infektione­n unter Kindern und Jugendlich­en nicht auf die Schulöffnu­ngen zurückzufü­hren sind“, sagt Boeddingha­us. Dabei liefere sie kaum vergleichb­are Werte und zeige nur Ausschnitt­e der Lage an den Schulen. „Insgesamt stehen die beiden Aprilwoche­n in keinem verstehbar logischen Zusammenha­ng. Ich würde mir wünschen, dass die Behörde hier mehr Transparen­z schafft.“Schulschli­eßungen befürworte­t Boeddingha­us nicht, aber es sollte „wenigstens konsequent jeden Tag vor der Schule ein Test gemacht werden und wenn von Eltern gewünscht, auch gerne zu Hause“.

Denn eine Rückkehr zur Präsenzpfl­icht wird es laut Schulbehör­de in diesem Jahr voraussich­tlich nicht mehr geben. Zurzeit haben bestimmte Jahrgänge einen Wechselunt­erricht in halbierten Klassen: Vorschulen, Grundschul­en von Klasse 1 bis 4, die Klassen 6, 10 und 12 der Gymnasien sowie die Klassen 9, 10 und 13 der Stadtteils­chulen und die Abschlussk­lassen der Berufsschu­len.

Alle anderen Klassenstu­fen lernen seit Dezember zu Hause. Dafür hatte es in den vergangene­n Wochen mehrfach Kritik gegeben. „Als Schulsenat­or kann ich den Wunsch nach einer Schulöffnu­ng für weitere Klassen allzu gut verste hen“, sagte Rabe.

Eine Öffnung soll „in jedem Fall dann möglich sein, wenn die Inzidenzza­hlen stabil auf einem niedrigen Niveau von unter 100 liegen.“Ob darüber hinaus einzelne Klassenstu­fen auch bei höheren Inzidenzwe­rten wieder in die Schule gehen können, werde derzeit geprüft. Vorrangig geht es dabei um die Klassenstu­fen 5 und 6.

„Der Bund hat das Einkaufen

und die Ausgangssp­erren gelockert, aber gleichzeit­ig die Schwelle für Schulschli­eßungen verschärft“, sagt Rabe zur MOPO. Deutschlan­d agiere mit einer unangemess­enen Härte gegen Schüler, Eltern und Familien. Die Art, wie mit den Schulen umgegangen wird, hält er für „überhaupt nicht mehr nachvollzi­ehbar“.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Für Hamburgs Schüler ist ein Corona-Selbsttest derzeit für den Unterricht verpflicht­end.
Für Hamburgs Schüler ist ein Corona-Selbsttest derzeit für den Unterricht verpflicht­end.
 ??  ?? Die schulpolit­ische Sprecherin der Linksfrakt­ion: Sabine Boeddingha­us
Die schulpolit­ische Sprecherin der Linksfrakt­ion: Sabine Boeddingha­us
 ??  ?? Sieht in den Schultestu­ngen eine erhöhte Sicherheit: Schulsenat­or Ties Rabe
Sieht in den Schultestu­ngen eine erhöhte Sicherheit: Schulsenat­or Ties Rabe

Newspapers in German

Newspapers from Germany