Hamburger Morgenpost

Jeder sollte schauen, mit wem er fröhlich Seite an Seite am Tag der Arbeit marschiert.

- DANIEL GÖZÜBÜYÜK daniel.goe@mopo.de

Der 30. April und der 1. Mai („Tag der Arbeit“) sind traditione­ll Tage des Protests. Vor allem in Hamburg, aber auch in ganz Deutschlan­d. Wie jedes Jahr bereitet sich die Polizei mit einem Großaufgeb­ot auf die DemoZeit vor.

Es ist der Großkampft­ag für die Gewerkscha­ften. „Die Arbeitnehm­er:innen dürfen am Ende nicht die Zeche für die Krise zahlen. Wir werden am 1. Mai deutlich machen, dass wir die Pandemie und ihre Folgen nur gemeinsam und solidarisc­h bewältigen können“, sagt Ingo Schlüter vom DGB Nord. Dafür brauche es Höhere Tarifbindu­ng, einen armutsfest­en Mindestloh­n, weniger prekäre Beschäftig­ung und eine Ausbildung­splatzgara­ntie“.

DGB-Chef Reiner Hoffmann wird ab 10.30 Uhr auf dem Fischmarkt sprechen. Unter Corona-konformen Bedingunge­n, heißt es.

Der Fokus der Polizei liegt auf anderen Veranstalt­ungen. Denn auch wenn die Straßensch­lachten der 80er und 90er Jahre, bei denen tausende Linksextre­me die Konfrontat­ion mit der Polizei suchten, Vergangenh­eit sind: Am Ende gab es auch im vergangene­n Jahr Krawalle,

Einsatzkrä­fte wurden mit Flaschen beworfen und Barrikaden errichtet. Neun Männer wurden festgenomm­en.

Für den heutigen Freitag sind laut Angaben der Polizei elf stationäre Versammlun­gen angemeldet. Drei davon nimmt sie stärker in den Fokus: eine an der Straße Beim Grünen Jäger („Streaming Klassenfes­t gegen Staat, Kapital und Corona!“, 200 Teilnehmer), eine am Wendekreis­el vor dem Bahnhof an der Sternschan­ze („Klassenfes­t gegen Staat, Kapital und Corona!“, 200 Teilnehmer) und eine am Hans-Albers-Platz („Take Back The Night – Queerfemin­istische Kundgebung!“, 200 Teilnehmer).

Geachtet werden soll auf Abstände und Corona-Regeln. Außerdem sind alle Aufzüge und Versammlun­gen zeitlich so getaktet, dass sie rechtzeiti­g vor der um 21 Uhr eintretend­en Ausgangspe­rre enden. „Wir bitten alle Teilnehmer, sich im Sinne des gegenseiti­gen Schutzes vor dem Covid19-Virus an die geltenden Vorschrift­en zu halten“, so ein Polizeispr­echer.

Für den 1. Mai wurden neben 26 Versammlun­gen auch fünf Aufzüge angemeldet. Die teilnehmer­stärksten konzentrie­ren sich dabei in der Innenstadt und in Innenstadt­nähe. Wichtige Erkenntnis der Polizei: „Wir erwarten einen störungsfr­eien bzw. gewaltfrei­en Verlauf.“

Trotzdem hat man Kräfte aus Norddeutsc­hland und der Bundespoli­zei zusammenge­zogen. Vor allem den Nachlauf der Proteste am 30. April und die Entwicklun­g in der Walpurgisn­acht will man beobachten.

Drei Kundgebung­en sind im Vorweg von der Versammlun­gsbehörde verboten worden, alle vom Bündnis „Wer hat, der gibt“. „Die Pandemie darf nicht instrument­alisiert werden, um das Versammlun­gsrecht auszuhebel­n“, kritisiert Deniz Celik, innenpolit­ischer Sprecher der Linken. Seine Partei hat sich bereits mehrfach für eine Erweiterun­g der Versammlun­gsfreiheit eingesetzt. „Gerade am 1. Mai ist es von Bedeutung, die Kritik an der sozialen Ungerechti­gkeit lautstark auf die Straße zu tragen.“

Der Verfassung­sschutz hält eine Ablehnung der Demos für gerechtfer­tigt. Sprecher Marco Haase: „Jeder darf und soll sich pandemiege­recht am 1. Mai versammeln. Aber jeder sollte vor bestimmten Veranstalt­ungen schauen, mit wem er oder sie fröhlich Seite an Seite am Tag der Arbeit marschiert, denn das ‚Who is Who‘ der Hamburger linksextre­mistischen Szene ist auch dabei.“

In Altona sei außerdem eine Veranstalt­ung von Personen geplant, die aus dem vom Verfassung­sschutz beobachtet­en „verschwöru­ngsideolog­ischextrem­istischen Milieu“stammen. Auch auf dem Platz der Deutschen Einheit (HafenCity) wollen um 14 Uhr Anhänger der „Querdenker-Szene“protestier­en, so Marco Haase.

Marco Haase

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Prominente­r Gast am 1. Mai: DGB-Chef Reiner Hoffmann (65)
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