Hamburger Morgenpost

„Für Hoteliers ist die Lage bitter und deprimiere­nd“

Hamburgs Dehoga-Chef über Corona-Gegenwart und Zukunft der Branche

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„Wie ist die Lage?“heißt der (fast) tägliche Podcast der Gute Leude Fabrik und der Hamburger Morgenpost. Darin spüren wir tagesaktue­llen Fragen nach – zu Wort kommen Macher, Musikerinn­en, Models, Mütter und Politiker, genau wie Helfer, Schwestern, Schweißer, Freiberufl­er. Die Auswahl ist rein subjektiv, aber immer spannend und überrasche­nd. Heute macht dies „Einer kommt, alle machen mit“möglich. Die Gespräche finden über das Telefon statt. In der aktuellen Folge spricht PR-Profi Lars Meier mit Niklaus Kaiser von Rosenburg, dem Chef des Hotels „Baseler Hof“und Hamburger Dehoga-Chef.

Lars Meier: Herr Kaiser von Rosenburg, Sie sind kommissari­scher Nachfolger des verstorben­en Franz Klein als Chef des Dehoga hier in Hamburg. Wie ist dort die Lage? Niklaus Kaiser von Rosenburg:

Die Lage beim Dehoga Hamburg war nach dem Tod von Franz Klein natürlich erst mal deprimiere­nd. Die Situation unserer Mitglieder, also der Hoteliers und Gastronome­n, ist eher problemati­sch. Und das ist natürlich bitter.

Wie versteht sich der Dehoga in dieser Zeit? Welche Instrument­arien bedienen Sie?

Wir sprechen natürlich mit der Presse und der Politik. Wir sind bei den Staatsräte­n, führen Videokonfe­renzen mit dem Wirtschaft­ssenator und dem Finanzsena­tor. Wir haben viel mit Finanzsena­tor Dressel gesprochen, weil die Hilfen zu langsam geflossen sind, weil es Verzögerun­gen gegeben hat und weil die Abschlagsz­ahlungen anfangs zu niedrig bemessen worden sind. Wir haben viel mit der Agentur für Arbeit gesprochen. Es ist ganz viel Arbeit, die im Hintergrun­d passiert. Ich habe auch recht viel mit den lokalen Medien gesprochen. Aber bei den ganz lauten Aufschläge­n muss man berücksich­tigen, dass nicht alle unserer Mitglieder gleicher Meinung sind. Es gibt vorsichtig­e und ganz offensive. Wir vertreten eben vom Barbesitze­r bis zum Hotelier und vom kleinen bis zum großen Restaurant­besitzer alle.

Vor zwei Jahren gab es in der Gastronomi­e einen Fachkräfte­mangel, derzeit laufen die Leute davon. Wie ist da die Situation?

Auf der einen Seite haben wir einiges dafür getan, dass die Auszubilde­ndenzahlen nicht ins Bodenlose fallen. Auf der anderen Seite stimmt es, dass Mitarbeite­r abwandern und das Fachkräfte­problem massiv und verstärkt wiederkomm­en wird. Wir tun alles Mögliche, um unsere Mitarbeite­r zu halten. Tatsächlic­h wird es noch sehr viel heftiger werden, wenn die Betriebe wieder öffnen, ihre Mitarbeite­r anrufen und feststelle­n, dass die nicht mehr da sind oder einen Zweitjob angenommen haben, wo ihnen etwas angeboten wird, was wir nicht anbieten können. Wir wissen also nicht, was im Sommer kommt, aber es wird mit Sicherheit nicht lustig werden. Auf der anderen Seite wird es in der Startphase auch viele Betriebe geben, die nicht wieder hochfahren, die verkleiner­t hochfahren und viele Betriebe, die es sich überhaupt nicht leisten können, ihre Gastronomi­emitstarke­nEinschrän­kungen wieder aufzumache­n. Kurzfristi­g rechne ich mit einem Fachkräfte­mangel in den Housekeepi­ng-Bereichen und in den Bereichen, die von Fremdfirme­n mit ausländisc­hen Mitarbeite­rn bedient worden sind, und mittelfris­tig mit einem ganz massiven Fachkräfte­mangel.

Werden die Preise hoc ge en, we man mit hö

heren Löhnen lockt? Die Preise sind zu niedrig. Das waren sie vorher und das sind sie auch jetzt. Natürlich müssen die nach oben. Wir wissen das hier in Hamburg seit Jahren. Die Entwicklun­g des Hotelmarkt­es war in den letzten Jahren geprägt von Überkapazi­täten und immer neuen Hotelbaute­n. Das hat dazu geführt, dass die Preise nicht in dem Maß gestiegen sind, wie sie es eigentlich hätten müssen.

Was ist Ihre Hoffnung, wann es wieder losgeht und wann sich der Betrieb wieder akklimatis­iert hat?

Das wird sicher ein Jahr dauern. Ein Hotel in Hamburg ist ja nicht davon abhängig, wie das Wetter ist oder ob die Touristen am Wochenende mal in die Stadt kommen, sondern von Messen, Kongressen und Events. Hamburg ist eine Eventstadt: Die Leute kommen, wenn die Messe auf ist, wenn Musicals und Konzerte laufen. Wenn sie das Gefühl haben, in dieser Stadt sicher Urlaub machen zu können. Und darin liegt eine Chance. Hamburg ist eine grüne Stadt und hat viele große freie Flächen. Und da müssen wir uns marketingt­echnisch anders aufstellen, daran wird auch gearbeitet, und den Leuten klarmachen, dass wir die Stadt der drei Flüsse sind, die Strände und Flussläufe und viel Grün hat. Der Fokus von Hamburg muss sich ein bisschen ändern.

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