Leidenschaft und Leberwurst
DULSBERG In der MOPO-Serie „Küchenköpfe“stellen wir Menschen aus der Gastroszene vor. Heute sind Kim Nguyen und Julian Scheibner dran, die mitten in der Pandemie einen Eisladen eröffnet haben
„Man muss einfach machen“: Die Hamburger Kim Nguyen und Julian Scheibner (beide 30) haben sich mitten in der Pandemie einen großen Traum erfüllt. Gemeinsam eröffnete das Paar im Februar mit „NiceCream“eine eigene Eisdiele. Mit kreativen Ideen wie Eis im Croissant oder Eis im Cookie eroberten sie ganz schnell die Gaumen der Dulsberger.
„Natürlich hat man Selbstzweifel, in der Pandemie einen Eisladen zu eröffnen. Aber man muss an das Gute glauben, sich gegenseitig stärken und einfach machen“, sagt Nguyen zur MOPO. „Es war nicht leicht, aber unsere Freunde, Familie und die Nachbarschaft haben uns sehr unterstützt.“
Die erste Idee zur Eisdiele hatten die beiden in einem Urlaub auf Sizilien. „Da waren wir in einer Eisdiele und die hatten Brioche im Eis. Das fanden wir echt kreativ“, sagt Scheibner. Der 30-Jährige liebt Eis schon seit der Kindheit – seine Freundin wollte immer gern einen eigenen Laden eröffnen. Als Scheibner 2019 dann auch mit seiner Arbeit als Disponent nicht mehr zufrieden ist, wagen sie den Schritt in die Selbstständigkeit.
Auf dem Weg von Freunden nach Hause kommen die beiden Dulsberger an einem alten Kiosk im Tondernstieg vorbei. „Er war ziemlich runtergekommen und Julian war zuerst nicht so begeistert, aber ich habe das Potenzial darin gesehen“, so Nguyen. Ein halbes Jahr lang bauen sie den Kiosk um.
„Vom Fliesen des 50-Quadratmeter-Kellers bis hin zu den neuen Holzfensterbänken. Früher habe ich zu Hause vielleicht mal eine Gardinenstange aufgehängt, aber man bringt sich das alles selbst bei“, sagt Scheibner.
Auf Instagram lassen sie die Nachbarn und Freunde am Aufbau teilhaben und fragen nach den Wunschsorten ihrer zukünftigen Gäste. „Die Sorte ‚KokosBueno‘ hatte sich zum Beispiel eine Nutzerin gewünscht und die ist richtig beliebt bei uns“, sagt Nguyen.
An sonnigen Tagen steht jetzt am Nachmittag oft eine lange Schlange bis um die nächste Straßenecke vor ihrer Tür. Alle Eissorten und Kuchen stellen die studierten Ernährungswissenschaftler selbst her. „Ideen für neue Eiskreationen haben wir meistens spontan und probieren das dann einfach aus“, sagt Scheibner.
Franzbrötchen-Eis, Salted Caramel, Schoko, Heidelbeere und viele weitere Sorten stehen auf der Karte. Wahlweise bieten sie die kalte Köstlichkeit neben der klassischen Waffel auch im Croissant, Brioche, Cookie oder in der Bubble-Waffel an.
Sogar für die Vierbeiner gibt es ein eigenes Leberwurst-Eis. „Das Hundeeis produzieren wir komplett auf Wasser-, statt auf Milchbasis, damit die Hunde keine Bauchschmerzen kriegen“, sagt Nguyen.
Die Qualität ihrer Produkte und Liebe zum Detail ist ihnen wichtig. Ihre Milch beziehen sie von einem regionalen Bauernhof in Reitbrook. „Und wenn wir zum Beispiel Mangooder Erdbeereis machen, dann ist da auch viel Mango
und Erdbeere drin.“
Ein Mix aus Kreativität und Nachhaltigkeit, den man sonst eher aus Cafés in den typischen In-Vierteln wie der Schanze findet. Aber Nyguen und Scheibner haben sich ganz bewusst für ihren Wohnort entschieden.
„Wir bekommen viel Zuspruch aus der Nachbarschaft. Man merkt, dass der Laden hier einen größeren Mehrwert hat, als wenn man einfach in der Schanze oder in Eppendorf noch ein millionstes Eiscafé eröffnet“, sagt Scheibner. Nguyen hat dann auch noch ein Anliegen zur Nachhaltigkeit: „Wir setzen schon auf Pappbecher, freuen uns aber immer, wenn die Kunden ihre eigenen Gefäße von zu Hause mitbringen.“
Und welche Lieblingssorten haben die Eisverkäufer selbst? Nguyen mag am liebsten Fruchtsorten wie Mango oder Banane. Scheibner isst gern auch mal ein Schoko-Minzeis.
„Ich glaube die Leidenschaft für Eis ist schon in meinen Genen drin“, sagt er. Auch sein Vater und Großvater hätten immer gern Eis gegessen. „Pro Portion können es bei mir schon mal so vier oder fünf Kugeln sein.“