Hamburger Morgenpost

Das CoronaGehe­imnis von Campofelic­e

ITALIEN Kleiner Ort auf Sizilien registrier­te keine einzige Infektion – wie geht das? Der Bürgermeis­ter erklärt

- MIRIAM KHAN miriam.khan@mopo.de

PALERMO – Während überall auf der Welt immer mehr Menschen an Covid-19 erkrankten, hat ein kleiner Ort in Italien der Pandemie getrotzt: In Campofelic­e di Fitalia auf Sizilien gab es nicht eine einzige Infektion – zumindest offiziell. Wie geht das? Die MOPO fragte den Bürgermeis­ter.

Um die 500 Einwohner hat der kleine Ort Campofelic­e di Fitalia in der Nähe von Palermo. Kein einziger von ihnen hat sich nach Behördenan­gaben im Laufe der Corona-Pandemie mit dem Virus infiziert (MOPO beBeobacht­ern richtete). scheint das ein regelrecht­es Wunder zu sein – zumindest aber ein Rätsel. Wie hat das sizilianis­che Örtchen das geschafft? Während die itaallem lienische Presse vor die abgeschied­ene Lage und schlechte Verkehrsan­bindung als Gründe ins Feld führt, hat Bürgermeis­ter Pietro Aldegheri seine ganz eigene Theorie.

„Ich kann Ihnen bestätimit gen, dass wir bis heute Covid nichts zu tun hatten“, sagt Aldegheri auf Nachfrage der MOPO. Aber warum? „Das GeMeiheimn­is ist meiner nung nach: unsere saubere Bergluft und das einfache echte Essen, das es bei uns gibt.“So einfach ist das? Gute Luft und gutes Essen?

In der Tat liegt Campofelic­e mit 734 Metern nicht im Flachland; im Winter fällt sogar ab und zu

Schnee. Aber auch deutsche Orte, etwa im Mittelgebi­rge, haben solche Voraussetz­ungen – und dennoch erkrankten dort Menschen. Also lag’s am Essen? Na ja. Also es kann vermutlich keiner, der schon einmal die Küche einer waschechte­n italienisc­hen Mamma gekostet hat, leugnen, dass diese wohl zu den besten der Welt gehört. Aber dass sie auch Infektions­krankheite­n verhindert? Das wäre neu.

Dieser Erklärvers­uch Aldegheris klingt da schon plausibler: „Unser Dorf hat eine typische Struktur aus dem 19. Jahrhunder­t bestehend aus lauter Einzelhäus­ern mit mehreren Stockwerke­n.“Und da es in Campofelic­e nicht sehr viele Einwohner gebe, sei es leicht, „social distancing“zu betreiben.

Hinzu kommt: „Wir waren sehr vorsichtig, was die Kontakte nach außerhalb anbelangt“, so Aldegheri weite r. Zwar gingen die Einheimisc­hen durchaus ab und zu auswärts in größeren Shoppingce­ntern einkaufen. „Aber noch öfter nutzen sie kleine Familienlä­den, in denen viel Wert auf Hygiene gelegt wird.“

Gute Luft, gutes Essen, abgeschied­ene Lage, „social distancing“– vielleicht war es alles zusammen, das den Bürgern in Campofelic­e ihr Corona-Wunder geschenkt hat. Tatsächlic­h sind zuletzt allerdings einige von ihnen gestorben, davon zeugen Todesanzei­gen im Internet. Die MOPO hakt noch einmal explizit beim Bürgermeis­ter nach – doch der bleibt dabei: „Kein Covid.“Damit das auch weiter der Fall ist und sein Dorf coronafrei bleibt, setzt Aldegheri nun auf ein weiteres Wundermitt­el: Impfen.

 ??  ?? Bürgermeis­ter Pietro Aldegheri ist stolz auf sein coronafrei­es Dorf.
Bürgermeis­ter Pietro Aldegheri ist stolz auf sein coronafrei­es Dorf.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany