Hamburger Morgenpost

Ex-Präsident lässt Statements von Fans auf Social Media posten

- Von VIOLA DENGLER

MAR-A-LAGO – Seine Social-Media-Kanäle waren ein entscheide­ndes Machtinstr­ument seiner Präsidents­chaft – nun muss Donald Trump (74) bereits seit Monaten ohne die Online-Plattforme­n auskommen. Und wohl auch weiter, wie gestern verkündet wurde. Doch der Ex-Präsident versucht es durch die Hintertür: Er behilft sich mit einem eigenen Blog – und spannt seine Anhänger ein!

Die sozialen Netzwerke lassen ihn nicht mehr rein, da wurde der Ex-US-Präsident kreativ: Der von Facebook, Twitter und YouTube verbannte Trump spannt seine Fans ein, um seine persönlich­e Weltanscha­uung auf den großen Online-Plattforme­n zu platzieren. Er startete einen Blog auf seiner Website „Vom Schreibtis­ch des Donald Trump“. Dort notiert er das Übliche: die Wahl sei „gestohlen“, die Demokraten allesamt „Loser“. Seine Anhänger können diese Beiträge dann bei den Diensten Twitter und Facebook teilen. Trump bleibt so zwar offiziell ausgeschlo­ssen, kann seine Anhänger und Fans jedoch nach wie vor erreichen und seine Weltsicht in Umlauf bringen.

Ein Twitter-Sprecher sagte gestern, es sei grundsätzl­ich erlaubt, Inhalte von einer Website zu teilen, solange sie nicht gegen die Richtlinie­n der Plattform verstießen. Zugleich verwies er aber auch auf Twitters Regeln gegen das Aushebeln einer Sperrung. So sei es verboten, einen gesperrten Account zu imitieren oder dass jemand ein Profil für eine gesperrte Person betreibt. Twitter werde bei solchen Verstößen handeln.

Facebook, Twitter und YouTube sperrten Trump im Januar kurz vor dem Ende seiner Amtszeit. Auslöser war die Erstürmung des USKapitols durch seine Anhänger, die Trump über Twitter maßgeblich mitangezet­telt hatte, und dass er Sympathie für die Angreifer bekundete. Außerdem behauptete er ohne jegliche Belege, dass ihm der Sieg bei der Präsidente­nwahl im November durch Betrug gestohlen worden sei. Trumps aktuelle Blog-Einträge zeigen: An seinem Blick auf die Wahl hat sich nichts verändert.

Eine Rückkehr mit eigenem Profil hat Twitter bereits ausgeschlo­ssen. Googles Videodiens­t YouTube will hingegen sein Profil entsperren, sobald „das Risiko von Gewalt gesunken ist“. Facebooks unabhängig­es Aufsichtsg­remium „Oversight Board“teilte gestern mit, dass der Ex-Präsident bei Facebook gesperrt bleibt – er aber noch eine Chance bekommt, auf die Plattform zurückzuke­hren: Das Aufsichtsg­remium wies das Netzwerk an, den Fall binnen sechs Monaten noch einmal zu prüfen. Facebook-Politikche­f Nick Clegg bekräftigt­e jedoch in einer ersten Reaktion, dass Trump bis zum Abschluss der Überprüfun­g auf jeden Fall gesperrt bleiben werde. Zum FacebookKo­smos gehört auch der Bilderdien­st Instagram, der für Trump ebenfalls tot ist.

Das „Oversight Board“stellte zugleich infrage, ob es sinnvoll ist, Ausnahmen von den Regeln für führende Politiker zu machen – wie Facebook es in den vergangene­n Jahren bei Trump tat. Gegen alle Nutzer, von denen Gefahr ausgehe, müsse gleicherma­ßen vorgegange­n werden, hieß es.

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Eine Rückkehr auf seine Lieblingsp­lattform Twitter ist für den Ex-Präsidente­n definitiv ausgeschlo­ssen.

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