Hamburgs beste Raute
SYSTEM St. Paulis neue Formation feierte gegen Kiel Premiere und machte die Kiezkicker zum erfolgreichsten Team
VON ST. PAULI BERICHTET
Raute. Für die meisten Fans des FC St. Pauli ist das ein Reizwort, Synonym für den ungeliebten Stadtrivalen und dessen Vereinswappen. Kein Wort, mit dem man etwas Gutes verbindet. Das war jedenfalls bis Anfang dieses Jahres so. Dann hatte Trainer Timo Schultz eine durchaus gewagte Idee und mittlerweile ist die erfolgreichste Raute der Stadt – man glaubt es kaum – braun-weiß und Herzstück des neuen St. Pauli-Fußballs.
IhrePremiere–unddeshalb schließtsichfürdenKiezklub mit dem heutigen Auswärtsspiel bei Holstein Kiel ein Kreis – hat die St. Pauli-RauteimHinspielamMillerntor gefeiert. Rückblickend war der System-Wechsel im Mittelfeld eine Weichenstellungen von entscheidender Bedeutung, wenn nicht die wichtigste Veränderung im Winter.
„Die Raute ist für uns zum Erfolgsmodell geworden“, sagt Sportchef Andreas Bornemann
im Gespräch mit der MOPO. „Es passt sehr gut zur Mannschaft, ihrer Qualität und Mentalität und zu unserer grundsätzlichen Ausrichtung, aktiv und mutig nach vorne spielen zu wollen.“
Derart einschneidende Veränderungen bleiben in Erinnerung – auch beim Gegner. „Das Hinspiel war ein Wendepunkt für St. Pauli“, sagt Kiels Co-Trainer und Ex-Kiezkicker Fabian Boll über das 1:1 am 9. Januar. „In dem Spiel haben sie ihr neues System gefunden, das ja super funktioniert.“
Erstmals spielten im Mittelfeld Rico Benatelli als einziger Sechser vor der Abwehr, Rodrigo Zalazar rechts und Finn Ole Becker links auf den Halbposition und Daniel-Kofi Kyereh als vordere Spitze der Raute. Davor – das gehört zur Erfolgsgeschichte dazu – stürmte nach langer
Verletzungspause erstmals wieder Guido Burgstaller von Beginn an und WinterLeihe Omar Marmoush debütierte in der Startelf. Ein neues, starkes Gesamtpaket war geschnürt.
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. 17 Spiele haben die Kiezkicker inklusive des 1:1 gegen Kiel am 9. Januar nun schon mit der Mittelfeld-Raute absolviert und zwölf Siege gelandet bei zwei Remis und nur drei Niederlagen.
Diese überragende Ausbeute macht St. Pauli nicht nur zur bislang erfolgreichsten Rückrunden-Mannschaft der Liga, sondern hat die Braun-Weißen auch in der Jahrestabelle 2021 auf Platz eins katapultiert.
Eine Garantie den durchschla
Erfolg der Raute vielmehr barg lung auch Risiken. nicht unbedingt das man wählt,
Platz 17 steht un le nicht gewonn Bornemann. „Es war eine sehr mutige Entscheidung von Timo Schultz.“
Der Sportchef gibt ganz offen zu: „Ich muss ehrlich gestehen, dass ich anfangs etwas Bauchschmerzen hatte, als er mit der Idee der Raute um die Ecke kam. Aber es war auch klar, dass wir etwas verändern mussten.“
Es ist die Ausnahme, dass eine chronisch sieglose Mannschaft, die tief im Tabellenkeller steht, auf ein offensiveres, ballbesitzorientiertes und sehr laufintensives System umstellt. In der Regel wird in der Krise der rustikale Ergebnisfußball gewählt, der in B-Note keine Punkte bringt. Aber St. Pauli hatte das Personal für eine Flucht nach vorn aus dem Keller.
Der schultz’sche Mut ist belohnt worden. „Es ist schön“, sagt Bornemann, „dass wir damit unserem grundsätzlichen Weg des offensiv ausgerichteten Fußballs treu geblieben und jetzt erfolgreich sind.“Mit Hamburgs bester Raute.