Hamburg versiegelt die Stadt Behörde für Stadtentwicklung lässt dennoch von Strategie nicht ab
In Hamburg werden zu viele Flächen versiegelt, meint die Umweltschutzorganisation BUND. Deshalb hatte sie die Stadt aufgefordert, vom „10.000-Wohnungen-Dogma“abzulassen – zu gravierend seien die Auswirkungen für Natur und Lebensqualität. Doch die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) bleibt bei ihrer Strategie.
Sollte das Ziel, jährlich 10.000 neue Wohnungen zu genehmigen, aufgegeben werden? „Das halten wir für völlig falsch“, so eine Sprecherin der BSW zur MOPO. Gezielter, stetiger Wohnungsneubau sei ein wirksames Instrument, um genügend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Prognosen zufolge wird die Bevölkerung Hamburgs bis 2035 um knapp 150.000 Menschen wachsen. Die neuen Wohnungen werden gebraucht, so die Behörde, zudem bremse der Neubau auch den Mieten-Anstieg. Deshalb halte der Senat an der Maßgabe fest.
Dabei geht die Versiegelung der Stadt zügig voran. 39 Prozent der Fläche sind bereits versiegelt – 2010 waren es noch 32 Prozent, so Jörg Knieling, Stadtplaner und Vorstandsmitglied beim BUND. Alle zwei Jahre werden laut BUND Flächen in der Größe der Außenalster
überplant. Darunter sind auch ökologisch wertvolle Flächen wie die Kleingärtenparzellen von Diekmoor.
Wohnungen entstehen vorrangig in der Stadt, um unversiegelte Flächen auf dem Land zu erhalten. Aber auch in der Stadt sind Grünflächen wichtig für Artenvielfalt, Klimaschutz und Lebensqualität, so der BUND. Deshalb sollten bereits versiegelte Flächen besser genutzt werden: Durch mehr Wohnungsbau an den Hauptstraßen oder die Aufstockung von vorhandenen Gebäuden.
Die Stadt arbeite an einem Masterplan für Magistralen (Hauptstraßen), so die Behörde. Vielerorts werden auch Gebäude aufgestockt, doch das sei von privaten Initiativen abhängig. Um den Flächenverbrauch gering zu halten, werden auch brachliegende Flächen und Gewerbebauten umgewandelt. Bei „Jenfeld 23“entsteht etwa ein neues Wohngebiet auf einem alten Kasernengelände, wobei der Anteil der versiegelten Fläche laut Bebauungsplan insgesamt sogar reduziert wird.
Doch um die Entwicklung zu stoppen, wollen die Naturschützer ein „NettoNull-Konzept“: Bei der Versiegelung einer Fläche wird ein anderes Areal entsiegelt. Das gibt es in Hamburg bisher nicht. Die Behörde hält entgegen, dass sie Grünflächen durch naturnahe Gestaltungen aufwerte, in die Pflege von Parks investiere und das grüne Netz ständig durch „grüne Trittsteine“ergänze.
„Die aktuelle Stadtentwicklung von ‚Bausenatorin‘ Dorothee Stapelfeldt hat keine Zukunft“, kritisierte Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND. Auch Knieling findet, das „10.000-Wohnungen-Dogma“stehe „wirklich guten und kreativen Ansätzen einer qualitätsvollen Stadtentwicklung“im Weg.