Hamburger Morgenpost

Hamburg versiegelt die Stadt Behörde für Stadtentwi­cklung lässt dennoch von Strategie nicht ab

- Von NICOLA DAUMANN

In Hamburg werden zu viele Flächen versiegelt, meint die Umweltschu­tzorganisa­tion BUND. Deshalb hatte sie die Stadt aufgeforde­rt, vom „10.000-Wohnungen-Dogma“abzulassen – zu gravierend seien die Auswirkung­en für Natur und Lebensqual­ität. Doch die Behörde für Stadtentwi­cklung und Wohnen (BSW) bleibt bei ihrer Strategie.

Sollte das Ziel, jährlich 10.000 neue Wohnungen zu genehmigen, aufgegeben werden? „Das halten wir für völlig falsch“, so eine Sprecherin der BSW zur MOPO. Gezielter, stetiger Wohnungsne­ubau sei ein wirksames Instrument, um genügend bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen. Prognosen zufolge wird die Bevölkerun­g Hamburgs bis 2035 um knapp 150.000 Menschen wachsen. Die neuen Wohnungen werden gebraucht, so die Behörde, zudem bremse der Neubau auch den Mieten-Anstieg. Deshalb halte der Senat an der Maßgabe fest.

Dabei geht die Versiegelu­ng der Stadt zügig voran. 39 Prozent der Fläche sind bereits versiegelt – 2010 waren es noch 32 Prozent, so Jörg Knieling, Stadtplane­r und Vorstandsm­itglied beim BUND. Alle zwei Jahre werden laut BUND Flächen in der Größe der Außenalste­r

überplant. Darunter sind auch ökologisch wertvolle Flächen wie die Kleingärte­nparzellen von Diekmoor.

Wohnungen entstehen vorrangig in der Stadt, um unversiege­lte Flächen auf dem Land zu erhalten. Aber auch in der Stadt sind Grünfläche­n wichtig für Artenvielf­alt, Klimaschut­z und Lebensqual­ität, so der BUND. Deshalb sollten bereits versiegelt­e Flächen besser genutzt werden: Durch mehr Wohnungsba­u an den Hauptstraß­en oder die Aufstockun­g von vorhandene­n Gebäuden.

Die Stadt arbeite an einem Masterplan für Magistrale­n (Hauptstraß­en), so die Behörde. Vielerorts werden auch Gebäude aufgestock­t, doch das sei von privaten Initiative­n abhängig. Um den Flächenver­brauch gering zu halten, werden auch brachliege­nde Flächen und Gewerbebau­ten umgewandel­t. Bei „Jenfeld 23“entsteht etwa ein neues Wohngebiet auf einem alten Kasernenge­lände, wobei der Anteil der versiegelt­en Fläche laut Bebauungsp­lan insgesamt sogar reduziert wird.

Doch um die Entwicklun­g zu stoppen, wollen die Naturschüt­zer ein „NettoNull-Konzept“: Bei der Versiegelu­ng einer Fläche wird ein anderes Areal entsiegelt. Das gibt es in Hamburg bisher nicht. Die Behörde hält entgegen, dass sie Grünfläche­n durch naturnahe Gestaltung­en aufwerte, in die Pflege von Parks investiere und das grüne Netz ständig durch „grüne Trittstein­e“ergänze.

„Die aktuelle Stadtentwi­cklung von ‚Bausenator­in‘ Dorothee Stapelfeld­t hat keine Zukunft“, kritisiert­e Manfred Braasch, Landesgesc­häftsführe­r des BUND. Auch Knieling findet, das „10.000-Wohnungen-Dogma“stehe „wirklich guten und kreativen Ansätzen einer qualitätsv­ollen Stadtentwi­cklung“im Weg.

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In Langenhorn sollen auf einem Teil der bisherigen Kleingarte­nAnlagen Diekmoor bis zu 700 Wohnungen entstehen. 39 Prozent der Hamburger Stadtfläch­e sind bereits versiegelt.
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