Hamburger Morgenpost

Der Barmann mit dem Brennkesse­l

- Von MARINA HÖFKER

Wenn es so gekommen wäre, wie Gunnar Kaack (33) es einst geplant hatte, dann würde er jetzt vermutlich über Eigenschaf­ten des Stachelpro­teins beim Coronaviru­s anstatt über Cocktailre­zepte sprechen. Doch sein Abitur reichte für ein Medizinstu­dium nicht aus, den Traum vom Beruf des Virologen musste es knicken. Ein Glück für die Hamburger Gastro-Szene, denn so ist sie um einen Allrounder reicher geworden. Über die Pandemie macht sich der Barchef des „Drilling“natürlich trotzdem Gedanken. Wie auch nicht. Sein Beruf hat sich dadurch in den vergangene­n Monaten entscheide­nd verändert.

Normalerwe­ise steht Kaack hinter der Theke in Bahrenfeld und dosiert edelste Spirituose­n zu einer Mixtur, die Menschen glückliche­r machen soll. Aber was ist schon normal in diesen Zeiten. Natürlich hat auch hier die Bar geschlosse­n. Seit Monaten. Für den 33-Jährigen quasi ein Dauerzusta­nd. Erst wenige Wochen

vor dem ersten Lockdown hatte er hier angefangen, sollte ursprüngli­ch für Vertrieb, Ausbildung der Mitarbeite­r sowie die Produktion und Entwicklun­g von Rezepten verantwort­lich sein. „Corona hat dem ein bisschen einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber dafür andere Sachen beschleuni­gt. Jede Herausford­erung ist auch immer eine Chance, sich zu verändern“, sagt er. Kaack ist jetzt auch Destillate­ur. Denn die Drilling-Macher betreiben nicht nur eine Bar, sondern brennen auch Schnaps und haben ein Café in der Halle, die früher eine Marzipanfa­brik gewesen ist. Das Licht in dem Raum hinter der Bar ist gedämpft, von der Decke hängen große Glühbirnen im Industrial-Look mit gelblich schimmernd­em Drähten herab. Das Licht spiegelt sich in der auf Hochglanz polierten Destille aus Chrom, Edelstahl und Kupfer. Es gluckert, brodelt, zischt. Ja, hier wird noch alles von Hand gemacht. Der Prozess ein absoluter Hingucker. Vor der Apparatur steht Gunnar Kaack. Eigentlich war das der Job eines

Newspapers in German

Newspapers from Germany