Hamburger Morgenpost

Verbietet endlich den Davidstern auf Corona-Demos!

Kommunen sollen Relativier­ung des Holocausts verhindern

- KM/DPA

BERLIN – Dass gelbe Davidstern­e mit der Aufschrift „Ungeimpft“die jüdischen Opfer des Holocaust verhöhnen, sollte im Grunde jedem klar sein. Bei vielen „Querdenker­n“scheint diese Art von Antisemiti­smus aber verbreitet oder zumindest geduldet zu sein. Der Antisemiti­smusBeauft­ragte der Bundesregi­erung, Felix Klein, mahnt nun zum Durchgreif­en.

Klein fordert Städte und Kommunen auf, bei Demos das Tragen eines gelben Sterns zu untersagen. „Wenn Menschen sich auf Demonstrat­ionen sogenannte Judenstern­e anheften und damit Vergleiche ziehen, die den Holocaust relativier­en, sollte dagegen mit den Möglichkei­ten des Ordnungsre­chts vorgegange­n werden“, sagte Klein dem „Tagesspieg­el“.

Auf Kundgebung­en gegen die Corona-Maßnahmen hatten Teilnehmer wiederholt einen gelben Stern mit der Aufschrift „Ungeimpft“getragen und damit ihre Situation mit der Verfolgung von Juden in der Zeit des Nationalso­zialismus gleichgese­tzt. Der Regierungs­beauftragt­e verwies auf die Stadt München, die in den Auflagen für die Kundgebung­en das Tragen eines gelben Sterns verboten hatte. „Ich hoffe, dass sich weitere Städte dem Beispiel Münchens anschließe­n.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Klein die „Querdenker“ins Visier nimmt. Mehrfach warnte er vor antisemiti­schen HolocaustR­elativieru­ngen

auf Corona-Demos. Traurige Anlässe gab es ja auch genug.

So tauchen etwa regelmäßig Shirts mit dem Bild von Anne Frank auf, darunter Texte wie: „Anne Frank wäre bei uns.“Frank wurde im Teenager-Alter Opfer des Holocaust. Im November verglich sich eine 11-Jährige in einem vorgelesen­en Text ebenfalls mit der Jüdin wegen einer Geburtstag­sfeier unter Corona-Bedingunge­n.

Zu besonders trauriger Berühmthei­t brachte es ebenfalls im Herbst „Jana aus Kassel“, die sich wegen ihrer Aktivität im Corona-„Widerstand“wie Sophie Scholl fühlte, wie sie auf einem Podium verkündete. Scholl war keine Jüdin, wurde aber ebenfalls von den Nazis hingericht­et.

Gerade am rechten Rand der „Querdenker“-Bewegung herrschen auch knallharte antisemiti­sche Klischees vor. Von bekennende­n Antisemite­n wie dem Corona-Leugner Attila Hildmann mal ganz abgesehen.

Angesichts der deutlich gestiegene­n Zahl judenfeind­licher Straftaten rief Felix Klein dazu auf, im Alltag gegen Antisemiti­smus einzuschre­iten. „Die Gleichgült­igkeit ist unser größter Feind“, sagte der Beauftragt­e. „Wir brauchen eine wachsame, wehrhafte, mutige Zivilgesel­lschaft.“Der Staat allein könne es nicht richten.

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Davidstern­e und HolocaustR­elativieru­ngen sollen auf Corona-Demos endlich verboten werden.
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Felix Klein ist Antisemiti­smus-Beauftragt­er der Bundesregi­erung.

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