Hamburger Morgenpost

So kommen Sie jetzt an eine Impfung

ASTRAZENEC­A Das Vakzin steht allen Altersgrup­pen in Hamburg zur Verfügung

- Von ANN-CHRISTIN BUSCH

AstraZenec­a für alle – eine Nachricht, die viele Impfwillig­e aufhorchen lässt. Die Priorisier­ung für das Vakzin wurde aufgehoben, es steht somit allen Altersgrup­pen zur Verfügung. Die MOPO zeigt, wie und wo AstraZenec­a verimpft wird und was die Hamburger Hausärzte empfehlen.

➤ Wie kommen Patienten an eine Impfung mit AstraZenec­a?

Impfwillig­e können sich von ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin den Impfstoff spritzen lassen. „Sie melden sich bei ihrem Hausarzt am besten per Mail, dieser schreibt zurück und bietet einen Termin an, der wiederum per Mail bestätigt werden sollte“, sagt Dr. Mike Müller-Glamann, Hausarzt in Bramfeld und zweiter Vorsitzend­er des Hausärztev­erbands Hamburg. „Bitte nicht anrufen, denn dann kommt keiner mehr durch.“

➤ Wer ist beim Hausarzt zuerst dran?

„Wer eine Impfung erhält, entscheide­t der Arzt oder die Ärztin nach medizinisc­hen Kriterien“, sagt Jochen Kriens, Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g. Aus Sicht von Dr. Müller-Glamann ist der Impfstoff bei Patienten ohne Thrombosen in der Vorgeschic­hte sicher: „Wir impfen Frauen über 35 und erwachsene Männer nach intensiver Aufklärung. Bislang steigt zwar die Nachfrage, aber von AstraZenec­a ist aktuell noch ausreichen­d Impfstoff in Hamburg.“

➤ Wo bekommen Hausärzte den Impfstoff her?

Die Arztpraxen beziehen AstraZenec­a nicht wie die Impfzentre­n über die Stadt, sondern über Apotheken und den Pharmagroß­handel.

➤ Wie viel AstraZenec­a bekommen Hamburgs Ärzte?

In der folgenden Kalenderwo­che rechnet die Bundesregi­erung mit mehr als einer Million Dosen AstraZenec­a für Arztpraxen und Betriebsär­zte. Diese Dosen werden nach Bevölkerun­gsanteilen verteilt. Hamburgs Ärzte und Ärztinnen sollen knapp 30.000 Impfdosen erhalten. Zusätzlich sollen rund 36.000 Dosen Biontech geliefert werden. Bei insgesamt etwa 1500 Hausärztin­nen und Hausärzten sowie Betriebsär­ztinnen und Betriebsär­ztinnen in Hamburg wären das jeweils 44 Dosen.

Für die folgenden Wochen sind noch keine Zahlen bekannt. „Ich bekomme am Mittwochna­chmittag mitgeteilt, was am darauffolg­enden Montagmitt­ag geliefert wird. Das ist eine organisato­rische Dauerstres­ssituation!“, sagt Dr. Müller-Glamann.

➤ Für wen wird AstraZenec­a empfohlen?

Die Ständige Impfkommis­sion empfiehlt AstraZenec­a für Menschen ab 60, da vor allem bei jüngeren Frauen sehr seltene schwere Nebenwirku­ngen wie Hirnvenent­hrombosen bekannt wurden. Aber auch Jüngere können sich auf Wunsch damit impfen lassen. Der Leiter des Hamburger Impfzentru­ms, Dirk Heinrich, hält ihn für Frauen unnicht ter 30 Jahren für geeignet – das twitterte der Arzt am Donnerstag­vormittag. Gesundheit­ssenatorin Melanie Leonhard (SPD) hat am Donnerstag­abend hingegen für das Vakzin geworben: „Das ist ein sehr guter Impfstoff. Der hat eine sehr hohe Schutzwirk­ung. Nutzen Sie den“, sagte sie im „Hamburg Journal“. „Sie schützen sich und andere damit. Lassen Sie sich diese Chance nicht entgehen.“

➤ Was gilt für Hamburger ohne Hausarzt, die gern AstraZenec­a hätten?

Viele Hamburger haben keinen Hausarzt. „Dazu gibt es keine belastbare­n Zahlen, aber in der Pandemie zeigt sich bei mir in der Praxis, dass etwa die Hälfte keinen Hausarzt hat“, sagt Dr. Mike Müller-Glamann. Alle, die als Erstimpfun­g AstraZenec­a erhalten wollen, müssen sich daher nun einen Hausarzt suchen.

➤ Dürfen sich Hamburger auch in einem anderen Bundesland mit AstraZenec­a impfen lassen?

Die Sozialbehö­rde verweist auf Nachfrage der MOPO an die Ärzte. Gesetzlich­e Vorgaben gebe es dazu jedenfalls keine. Der Hamburger Hausärztev­erband verweist wiederum an die Behörden. Auf Nachfrage in den direkten Nachbarlän­dern heißt es aus Niedersach­sen, dass die Ärzte und Ärztinnen entscheide­n. Eine Impfung sei prinzipiel­l auch mit Hamburger Adresse möglich. Aus Schleswig-Holstein heißt es, dass in der Regel in dem Bundesland geimpft werde, in dem man wohne.

➤ Wird AstraZenec­a bald nur noch von Haus- und Betriebsär­zten verimpft?

Erstimpfun­gen mit AstraZenec­a sollen in Zukunft hauptsächl­ich in den Praxen stattfinde­n. Das Impfzentru­m nimmt in den kommenden Wochen nur noch Zweitimpfu­ngen mit dem Vakzin vor. Derzeit sei in den Messehalle­n ohnehin keine Dose des schwedisch-britischen Impfstoffs mehr vorhanden, sagte der Sprecher der Sozial- und Gesundheit­sbehörde, Martin Helfrich, der MOPO: „Der verfügbare Lagerbesta­nd ist gleich null.“Vor zwei Wochen waren in einer großen Aktion alle Restbestän­de verimpft worden. Kommende Lieferunge­n an die Stadt würden nur an diejenigen Personen gegeben, die bereits einmal mit AstraZenec­a geimpft sind.

In der Pandemie zeigt sich, dass etwa die Hälfte der Hamburger keinen Hausarzt hat.

Hausarzt Dr. Mike Müller-Glamann

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Die Priorisier­ung für den Impfstoff AstraZenec­a ist mittlerwei­le aufgehoben.
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Dirk Heinrich, Leiter des Hamburger Impfzentru­ms

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