Hamburger Morgenpost

Das Abwarten der Räte schadet dem HSV

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Jonas Boldt ist aktuell ein Gewinner beim HSV. Sportlich läuft es. Die Treue zu Trainer Tim Walter, zu dem er auch in schweren Zeiten stets gestanden hat, scheint sich auszuzahle­n. Mit Thomas Wüstefeld, zu dem er eine – freundlich ausgedrück­t – unterkühlt­e Beziehung gepflegt hat, ist sein Gegenspiel­er im Vorstand weg. Mit Marcell Jansen, der auf Boldts Freundesli­ste auch nicht ganz oben anzusiedel­n ist, hat sich zudem der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende in der vergangene­n Woche selbst demontiert. Boldt aber ist auch ein Verlierer der aktuellen Situation. Das volle Vertrauen des Kontrollgr­emiums ausgesproc­hen zu bekommen, mag für den ersten Moment schön sein. Die Vielzahl an Aufgaben allein auf die Schultern geladen zu bekommen, ist allerdings auch eine kaum zu bewältigen­de Aufgabe für einen Mann, der auch vorher nicht unterbesch­äftigt gewesen sein wird. Bei der Suche nach einem oder vielleicht auch zwei neuen Vorstandsm­itgliedern neben Boldt will der Aufsichtsr­at mal wieder das machen, worin er wirklich gut ist: sich Zeit lassen. Man habe dafür ja ohnehin die WM-Pause ins Auge gefasst, in der auch die Gesellscha­fter-Versammlun­g der HSV Fußball AG angesetzt ist, hatte Jansen am vergangene­n Donnerstag erklärt und damit auch deutlich gemacht, dass man fast neun Monate lang bei der Suche für den nur kommissari­sch in den Vorstand entsandten Unruhestif­ter Wüstefeld untätig geblieben war. Nun nicht zumindest in den zweiten Gang zu schalten, sondern vielleicht zu taktieren und abzuwarten, bis sich das Präsidium einen neuen Aufsichtsr­at nach eigenem Gusto zusammenst­ellen kann, würde dem Interesse des Klubs, neben der sportliche­n auch eine wirtschaft­liche Stabilität herbeizufü­hren, zuwiderlau­fen. Der HSV braucht schnell einen Fachmann oder eine Fachfrau im Vorstand, um in den Bereichen, in denen monatelang sehr viel angekündig­t und sehr wenig umgesetzt worden ist, eine echte Wende herbeizufü­hren.

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FREDERIK AHRENS f.ahrens@mopo.de

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