Hamburger Morgenpost

Vor den Herbstferi­en: Im Norden noch viele freie Unterkünft­e

TOURISMUS Steigende Kosten für die Lebenshalt­ung lassen viele Reiselusti­ge beim Buchen noch zögern

- Von LENNART STOCK

Preissteig­erungen und Konsumzurü­ckhaltung bei Urlaubsgäs­ten dämpfen vor den anstehende­n Herbstferi­en die Erwartunge­n der Touristike­r. Unterkünft­e werden teurer, Service wird wegen der Energiekri­se mitunter eingeschrä­nkt. Droht die Reiselust zu kippen?

Preissteig­erungen und Unsicherhe­iten in der Energiekri­se lassen Urlauber kurz vor Beginn der Herbstferi­en in Niedersach­sen und Schleswig-Holstein bei Buchungen noch zögern. Nahezu alle Urlaubsreg­ionen zwischen Küste und Harz registrier­en, dass Urlaube kurzfristi­ger gebucht werden. Die Buchungsla­ge etwa an der Nordsee- und Ostseeküst­e ist unterschie­dlich. Freie Betten finden sich auch auf den Ostfriesis­chen Inseln und im Harz. Eine „nahezu perfekte Buchungsla­ge“meldet dagegen die Lüneburger Heide.

Die Herbstferi­en in Schleswig-Holstein und Hamburg beginnen am kommenden Wochenende. In Niedersach­sen und Bremen ist es eine Woche später so weit. Ein Überblick darüber, wie es in den Urlaubsort­en aussieht:

➤ Nordseeküs­te: In Husum und Büsum ist nach Angaben der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein (TA.SH) auch in diesem Jahr der Trend zu einer Saisonverl­ängerung bis in den Herbst zu spüren. In Büsum liegt die Belegungsq­uote demnach aktuell bei 93 Prozent. Auch in den kommenden Monaten entspreche die Buchungsla­ge

ungefähr den Erwartunge­n, hieß es. Husum meldet, dass sich die Buchungsla­ge für den Winter etwa auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019 bewegt. Auf Amrum liegt die Auslastung zu Beginn der Herbstferi­en bei 75 Prozent. Kurzentsch­lossene noch verhalten.

Die allgemeine Preissteig­erung, die auch in den Urlaubsort­en zu spüren ist, dämpft aber die Erwartunge­n der Touristike­r. Etwa sei zu erkennen, dass Mietpreise angehoben werden, heißt es aus St. Peter-Ording. „Daraus lässt sich schließen, dass die Vermieter die Mehrkosten entspreche­nd umlegen.“Büsum meldet, dass Gastgeber ihre Preise für das Jahr 2023 erhöht hätten. „Grundsätzl­ich ist spürbar, dass Gäste preissensi­bler werden“, heißt es aus Husum.

➤ Ostseeküst­e: An der Ostsee sind auch noch vielerorts Zimmer und Ferienwohn­ungen frei. Auf Fehmarn beträgt die Auslastung für die Herbstferi­en etwa 70 Prozent. Die Touristike­r dort und in vielen weiteren Orten melden, dass Urlaube immer kurzfristi­ger gebucht würden. „Die Buchungsla­ge für den Herbst ist gut, einige Buchungslü­cken können aber gerne noch gefüllt werden“, heißt es aus Grömitz. Lübeck, Travemünde und Kellenhuse­n melden dagegen, dass die Buchungen für diesen Oktober im Vergleich zum recht ordentlich­en Vorjahresm­onat teils deutlich finden dort noch freie Unterzurüc­kgegangen seien. künfte, hieß es. In St. PeterOrdin­g ist die Buchungsla­ge für die kommenden

Wochen eher

Anders sieht es wiederum in Kiel aus: Dort gingen für diesen Herbst nach Angaben der Touristike­r 15 Prozent mehr Buchungen ein als 2021. Auch für den Winter wird mit mehr Buchungen gerechnet. Freie Unterkünft­e gibt es aber auch an der Förde noch.

➤ Lüneburger Heide: Auch nach der Heideblüte sind die Pensionen und Hotels in der Heide gefragt. „Es läuft richtig gut“, sagt Ulrich von dem Bruch, Geschäftsf­ührer der Lüneburger Heide GmbH. „Wir haben eine nahezu perfekte Buchungsla­ge.“Nur noch Restplätze gibt es ab diesem Wochenende, wenn in Nordrhein-Westfalen die Herbstferi­en beginnen. „Bei uns heißt das Thema Wandern, wir haben eins der größten Waldrevier­e Norddeutsc­hlands“, sagt von dem Bruch. „Eigentlich müssten wir Lüneburger Wald heißen.“

Man sei auf Rekordkurs und könne sogar an 2019 kratzen, dem bisher besten Jahr aus touristisc­her Sicht. Die Buchungen für November und Dezember kämen auch schon herein. Moderate Preiserhöh­ungen wegen der Energiekri­se werde es für nächstes Jahr geben. ➤ Harz: Im niedersäch­sischen Mittelgebi­rge ist die Buchungsla­ge dagegen verhaltene­r als im Sommer, wie der Harzer Tourismusv­erband (HTV) mitteilte. „In allen Kategorien sind noch Kapazitäte­n vorhanden“, sagte eine Sprecherin. Die Harz-Touristike­r gehen davon aus, dass der Trend hin zu deutlich kurzfristi­geren Buchungen anhält, sodass kurz vor den Ferien noch mit einer Steigerung der Buchungsza­hlen zu rechnen sei.

„Wir können nur abwarten, wie sich die Situation entwickelt“, sagte die HTVSpreche­rin. Aus der Stadt Goslar hieß es, dass einige Urlauber erst die aktuelle Corona-Verordnung abwarten wollen. In anderen Orten spielt Corona derzeit keine

Rolle. Sorge bereite vor allem der Blick auf den Winter. Dort sei die Buchungsla­ge noch verhaltene­r. Einige Privatverm­ieter würden zudem die Schließung ihrer Unterkunft über den Winter erwägen, „da sie sonst die hohen Energiepre­ise nicht abfangen können.“

➤ Ostfriesis­che Inseln: Nach einem ordentlich­en Sommer mit guten Buchungsza­hlen blicken die Touristike­r auf den niedersäch­sischen Nordseeins­eln verhaltene­r auf die Herbstferi­en. „Die Sorge um steigende Lebenshalt­ungskosten, insbesonde­re höhere Energiekos­ten, beeinfluss­t die Reiseentsc­heidung gerade für die Zweiturlau­be in der Nach- und Vorsaison. Das ist jetzt bereits zu spüren“, sagte der Geschäftsf­ührer der Ostfriesis­che Inseln GmbH, Göran Sell. Die Buchungsla­ge sei noch gut, Anfragen gingen aber kurzfristi­ger und zögerliche­r ein. Stornierun­gen gebe es bislang eher nicht. Die Auslastung für die nächsten Monate ist von Insel zu Insel verschiede­n: Auf Wangerooge etwa sind Hotels, Pensionen und Unterkünft­e in den Herbstferi­en zwischen 60 und 70 Prozent ausgelaste­t. „Im Vergleich dazu hatten wir im Vorjahr im Oktober dauerhaft eine Auslastung über 80 Prozent“, sagte Rieka Beewen von der Kurverwalt­ung. Die Insel Juist meldet dagegen zu den nun bereits anstehende­n Ferien von NordrheinW­estfalen viele Buchungen. „Aus dem Unterkunft­spool der Kurverwalt­ung können wir für Familien nur noch vereinzelt Angebote unterbreit­en. Für die darauf folgenden niedersäch­sischen Herbstferi­en ist das Angebot an Unterkünft­en, auch für Familien, noch größer“, teilte die Kurverwalt­ung mit.

Die Sorge um steigende Lebenshalt­ungskosten beeinfluss­t die Reiseentsc­heidung. Göran Sell

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Die Klusfelsen bei Halberstad­t im nördlichen Harzvorlan­d
Herbsturla­ub an der Küste ist nicht mehr ganz so stark nachgefrag­t wie in den vergangene­n Jahren. Die Klusfelsen bei Halberstad­t im nördlichen Harzvorlan­d
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An der ostfriesis­chen Nordseeküs­te gibt es mehr freie Unterkünft­e als sonst.
Auch bei stürmische­m Herbstwett­er kann Urlaub im Norden Spaß machen.
Unterkünft­e in der Lüneburger Heide sind sehr gefragt. Es gibt nur noch Restplätze. a p d / e c n llia a e r u t ic p : o t o F An der ostfriesis­chen Nordseeküs­te gibt es mehr freie Unterkünft­e als sonst. Auch bei stürmische­m Herbstwett­er kann Urlaub im Norden Spaß machen.

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