Jawoll! Endspiel ums Halbfinale
EM Überragender Sieg gegen Ungarn. Jetzt muss das DHBTeam morgen noch Kroatien schlagen
Herz! Leidenschaft! Feuer! Deutschlands Handballer haben die Tür zum ersehnten Halbfinale bei der Heim-EM weit aufgestoßen. Im vorletzten Spiel der Hauptrunde besiegte die DHB-Auswahl Ungarn mit einer leidenschaftlichen Leistung 35:28 (18:17) und sicherte sich den so unverzichtbaren Sieg. Am Mittwoch steigt das alles entscheidende GruppenEndspiel gegen bereits ausgeschiedene Kroaten. Mit einem Sieg ist Deutschland mittendrin im Kampf um die Medaillen.
Riesen-Party im Kölner Handball-Tempel. Die DHB-Spieler tanzten nach der Schlusssirene im Kreis über das Parkett der Lanxess Arena. 19.750 Fans feierten ausgelassen den Sieg ihrer Mannschaft, die sie in den 60 Minuten nach vorne gepeitscht und zu einer mitreißenden und furiosen zweiten Halbzeit getrieben hatten. Das war ganz großes Emotions-Kino. „Ich bin super stolz darauf, wie wir gespielt haben. Das hat echt Spaß gemacht“, jubelte Christoph Steinert kurz nach dem überzeugenden Auftritt. Bester Werfer in seiner Heimatstadt Köln war Rückraum-Spieler Julian Köster mit acht Toren bei neun Würfen. Nun geht es weiter. Mit einem Sieg gegen Kroatien ist das DHBTeam sicher im Semifinale, wo es auf Gold-Favorit Dänemark träfe. Auch ein Remis könnte unter Umständen reichen.
Zwei Tage nach dem enttäuschenden 22:22 gegen Österreich und dicker Luft präsentierte sich das
DHB-Team wie verwandelt. Agierte im Angriff druckvoller, zielstrebiger, vielseitiger. Und in der Abwehr griffig und bissig. Mit ganz viel Emotionalität pushten sie sich ans Limit. Allein: In der ersten Halbzeit verzeichneten die deutschen Keeper nur eine mickrige Parade, weshalb der Pausenstand so knapp ausfiel.
Schon vor dem Anpfiff war klar: Deutschland hat das Halbfinale in der eigenen Hand – weil Frankreich zuvor die Österreicher mit einiger Mühe und dem Publikum im Rücken 33:28 besiegt hatte. Die erwartete Schützenhilfe. „Jetzt müssen die Deutschen Eier zeigen vor 20.000 und die Halle mitnehmen”, formulierte es der Franzose Kentin Mahé kernig.
Der Start: zäh. Die DHBAuswahl, die auf den grippekranken Timo Kastening verzichten musste (dafür wurde Rechtsaußen Lukas Zerbe nachnominiert), lag früh mit 4:6 hinten (7.). Das lag auch daran, dass Andreas Wolff diesmal in der Anfangsphase keinen Ball zu fassen bekam und nach zwölf Minuten für David Späth Platz machen musste.
Erst nach knapp 20 Minuten gab es die erste Parade – und prompt konnte Deutschland durch Sebastian Heymann erstmals seit dem 1:0 mit 13:12 in Führung gehen.
Das Problem: Das DHBTeam leistete sich auch in diesem Spiel einige Fehlwürfe und zum Teil haarsträubende Abspielfehler. Nervosität. Dennoch machte der Angriff ein gutes Spiel, auch die Abwehr ackerte griffig und giftig. Unter Standing Ovations konnten sich Köster und Co. nach der Pause ein 23:19 erspielen, ließen dann zwar zwei Chancen liegen, aber zogen dennoch davon. Weil Wolff wieder zu seiner EM-Form auflief und mit acht Paraden bis Spielende großen Anteil daran hatte, dass sich seine Mannen auf 28:22 absetzen konnten und nichts mehr anbrennen ließen. Ein starker, ein vor allem in Halbzeit zwei überzeugender Auftritt unter maximalem Druck. Freigespielt! Ein Schritt fehlt noch zum Halbfinale.
Tore Deutschland: Köster (8), Golla, Heymann, Häfner, Kohlbacher ( je 4), Knorr (4/2), Steinert (4/1), Dahmke (3)