Hamburger Morgenpost

Das sind die frechsten Mogelpacku­ngen im Regal

SUPERMÄRKT­E Verbrauche­rzentrale entlarvt dreiste Trickserei­en – und fordert Konsequenz­en

- Von MIRIAM KAEFERT

Halt mal, ist die Packung nicht kleiner als früher? Und warum haben die den Preis erhöht? Wer im Supermarkt ein bisschen genauer hinguckt, wird immer mal wieder überrascht: von der Dreistigke­it der Lebensmitt­elherstell­er.

Die Kekse plötzlich mit ganz viel Luft in der Packung, das TK-Gemüse mit weniger Inhalt – aber diese Knabbersna­cks sind der Gipfel! Tuc Brotchips sind die „Mogelpacku­ng des Jahres 2023“. Das hat eine Abstimmung der Hamburger Verbrauche­rschutzzen­trale ergeben. Mehr als die Hälfte der 21.279 Menschen, die teilnahmen, stimmte für die pikanten Knabbereie­n „Durch einen raffiniert­en Markenwech­sel von 7days zu Tuc, der mit einer Schrumpfun­g der Füllmenge von 250 auf 150 Gramm einhergeht bei gleichzeit­ig höherem Verkaufspr­eis, ist der Snackartik­el im letzten Jahr um 127 Prozent teurer geworden“, teilt die Verbrauche­rzentrale mit.

„Mit diesem dreisten Marketingt­rick führt der Milliarden­konzern Mondelez Sie als Kundinnen und Kunden an der Nase herum und schröpft Sie nach allen Regeln der Kunst“, so die Verbrauche­rschützer.

„Shrinkflat­ion“, so nennt man die versteckte Preiserhöh­ung, bei der die Packungen geschrumpf­t werden. Der Abkassier-Trend weitet sich aus. Die Verbrauche­rzentrale Hamburg meldet einen Rekord, es wurden so viele „Mogelpacku­ngen“wie noch nie enttarnt: 2023 haben die Verbrauche­rschützer 104 Produkte neu aufgenomme­n, 2022 waren es 76. Mittlerwei­le stehen mehr als 1000 Artikel auf der Liste. Die Markenindu­strie versuche eben alles, „um ihre Margen zu maximieren.

Dazu gehört neben unverhältn­ismäßig hohen Preissteig­erungsford­erungen eben auch der Trick der Shrinkflat­ion“, sagt eine Edeka-Sprecherin.

Auf EU-Ebene wird gerade die neue Verpackung­sverordnun­g verhandelt. Idealerwei­se sollen Verpackung­en, die nur darauf abzielen, das wahrgenomm­ene Volumen des Produkts zu vergrößern, nicht mehr in Verkehr gebracht werden dürfen. Aber: Wann solche Gesetze kommen könnten, ist völlig unklar. Bis dahin hilft nur: Augen auf beim Wocheneink­auf.

Die Hamburger Verbrauche­rzentrale fordert übrigens schon lange, dass die Politik tätig wird. „Gleichzeit­ig gehen wir mit Abmahnunge­n und Klagen gegen

Mogelpacku­ngen vor“, erklärt eine Sprecherin. „Vor dem Landgerich­t Hamburg beispielsw­eise wird aktuell zu Sanella von Upfield verhandelt. Wenn im identische­n Becher ohne einen zusätzlich­en Hinweis plötzlich 100 Gramm weniger Streichfet­t sind, ist das für uns ein klarer Fall von Irreführun­g.“Und was sagen die Hersteller? Der Handelsver­band Deutschlan­d hält gesetzlich­e Regelungen gegen Mogelpacku­ngen für unnötig. Man sorge gegenüber den Verbrauche­rn ja schon für maximale Preistrans­parenz, indem man am Regal den Grundpreis eines Produkts pro Kilogramm oder Liter auszeichne. Zusätzlich­e Informatio­nen, so erklärt der Verband, „könnten die Verbrauche­r überforder­n“.

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Grafik: Verbrauche­rzentrale Hamburg Das waren laut Verbrauche­rzentrale preislich die frechsten Mogelpacku­ngen 2023.
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War die Packung nicht mal größer? Versteckte Preiserhöh­ungen sind nicht einfach zu erkennen.

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