Hamburger Morgenpost

Goodbye, Daddy Cool! Frank Farian gestorben

POP Als Hit-Produzent schuf er den Soundtrack einer ganzen Generation

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FRANKFURT/MAIN – Seine Lieder sind Klassiker der Popmusik und der Soundtrack einer Generation. Ob „Daddy Cool“oder „Rasputin“: Wie am Fließband schuf Musikprodu­zent Frank Farian tanzbare Welthits, verglich als gelernter Koch das Komponiere­n gerne mit dem Zubereiten von Mahlzeiten. Gestern ist die deutsche Pop-Ikone im Alter von 82 Jahren gestorben.

„Vom Studio aus in die Sonne schauen: Das habe ich mir immer gewünscht“, sagte Frank Farian einmal über seinen Umzug in die USA. Nun ist der Hit-Komponist in seiner Wahlheimat Miami verstorben. Als Franz Reuther kam er am 18. Juli 1941 in Kirn an der Nahe auf die Welt – und die musikalisc­hen Anfänge waren bescheiden: Auf einem Familienab­end steckte ihm der Pfarrer einen Groschen zu, weil er „Der Mond ist aufgegange­n“so schön gesungen hatte – „meine erste Gage“.

Seine Mutter, sagte er einmal, war seine „persönlich­e Trümmerfra­u“: „Sie hat alle Steine aus demm Weg geräumt und mir alles ermöglicht, obwohl wir kein Geld hatten.“Mit 14 zog der junge Franz zu Verwandten ins Saarland und lernte Koch – „weil ich ständig Hunger hatte und dachte, da habe ich immer etwas zu essen“. Danach ging es nach Hessen, in ein Tonstudio in Rosbach bei Frankfurt, und später nach Miami – und zum Beispiel mit Boney M. zu Konzerten nach Moskau: „Ich denke oft daran, wie wir auf dem Roten Platz getanzt haben“, erzählte er ernst: „Mein Vater ist in Russland gefallen, und ich bin dort ein gefeierter Star. Das kann man sich nicht erträumen.“

Frank Farian stand für internatio­nalen Erfolg als Musikprodu­zent. Etwa mit der Gruppe Boney M. Den ersten Titel „Baby Do You Wanna Bump“(1975) sang Farian selbst, suchte dann eine Band, die den Song präsentier­en sollte. Zwei Mitglieder sangen live, zwei weitere bewegten die Lippen. Mit Erfolg: Hits wie „Rivers of Babylon“oder „Ma Baker“sind Popgeschic­hte. Mit Milli Vanilli folgte ein ähnliches Projekt – das jedoch wurde

Dürrwald Hans / alliance picture Foto: zum Skandal: Der Discopop-Hit „Girl You Know It’s True“der Jugendfreu­nde Robert „Rob“Pilatus und Fabrice „Fab“Morvan verkaufte sich Ende der 1980er weltweit mehr als 30 Millionen Mal. Später wurde bekannt, dass die beiden gar nicht selbst gesungen hatten. Die Musikwelt war erschütter­t. Der Fall gilt bis heute als einer der größten Betrugsska­ndale der Musikgesch­ichte. Ein Film von Regisseur Simon Verhoeven erzählt die Geschichte derzeit im Kino. Farian wirkte als Co-Produzent mit, sah die Geschichte jedoch nicht richtig wiedergege­ben – der Film entspreche zu „weniger als 80 Prozent“der Wahrheit.

Von der Leistung von Schauspiel­er Matthias Schweighöf­er, der Farian im Film darstellt, zeigte er sich aber begeistert: „Niemand kann so aussehen wie Frank Farian! Aber er verkörpert mich exzellent.“Freude am Leben und an der Arbeit, andere Wünsche, sagte er zu seinem 80. Geburtstag, habe er nicht; „Es ist mir ja fast alles gelungen. Ich lebe l den amerikanis­chen Traum auf Deutsch.“D

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Wie am Fließband schuf Frank Farian tanzbare Welthits, nun ist der Musikprodu­zent im Alter von 82 Jahren in Miami gestorben.
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Dpa alliance/ picture- Foto: Frank Farian 1977 mit Boney M. (oben) und 2007 mit Tochter Nicole Reuther. Rechts: Matthias Schweighöf­er als Farian im Film „Girl You Know It’s True“
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