Hamburger Morgenpost

Die TrumpSekte und ihr „Project 2025“

USA Kandidatur ist 77-Jährigem kaum mehr zu nehmen. Er schwört seinen Gegnern Rache

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Washington – Nach den Vorwahlen in New Hampshire ist es so gut wie sicher: Donald Trump wird der nächste Präsidents­chafts-Kandidat der Republikan­er. Das dritte Mal in Folge. Doch diesmal will er sich nicht mehr von Justiz oder Opposition bremsen lassen. Die Vorbereitu­ngen dafür laufen unter dem Code-Namen „Project 2025“. Und auch die Bundesregi­erung bereitet sich vor.

Er werde „nur am ersten Tag ein Diktator sein“, hatte Trump kürzlich mit Blick auf seine mögliche Wahl in einem Interview erklärt. Tatsächlic­h droht Trump seinen politische­n Gegnern ziemlich unverhohle­n. „Das ist wie in einem Drittweltl­and: Verhafte deinen Gegner“, sagte Trump kürzlich bei einem Auftritt in New Hampshire. „Und das bedeutet, dass ich das auch kann.“

Solche Sätze schockiere­n die meisten seiner Anhänger nicht. Sie glauben ihm auch, wenn er behauptet, die insgesamt 91 strafrecht­lichen Anklagen in vier Bundesstaa­ten seien nur erfunden, um ihm zu schaden. Es ist wie in einer Sekte. Trumps Trick: Er stellt die Klagen gegen ihn als Angriffe gegen seine Anhänger dar und verspricht ihnen bei einen Sieg gegen Amtsinhabe­r Joe Biden eine Erlösung von dieser Verfolgung auf Kosten ihrer gemeinsame­n Feinde. Selbstrede­nd will Trump auch Biden und seine Familie sowie zahlreiche Weggefährt­en, die sich irgendwann gegen ihn stellten, juristisch verfolgen lassen. Als zentrales Mittel, um Widerstand gegen seinen Kurs im Inneren zu brechen, gilt in Trumps Umfeld das so genannte Aufstandsg­esetz (Insurrecti­on Act). Dieses Gesetz aus dem Jahr 1871 erlaubt den Einsatz von Militär im Inneren. Unter dem Namen „Project 2025“arbeitet ein Netzwerk an rechten Denkfabrik­en

an einer Anpassung des Gesetzes sowie an vielen Durchführu­ngsverordn­ungen, die im Falle eines Wahlsiegs nur noch aus der Schublade geholt werden müssten. Trump war bereits im letzten Jahr seiner ersten Amtszeit bei den Unruhen nach der Ermordung von George Floyd (2020) von Unterstütz­ern aufgeforde­rt worden, den In

Das ist wie in einem Drittweltl­and: Verhafte deinen Gegner! Das kann ich auch. Donald Trump bei einem Auftritt in New Hampshire

surrection Act anzuwenden. Trump hat öffentlich bedauert, dass er damals nicht mehr Bundeskräf­te eingesetzt hat, und sagte, er würde nicht zögern, dies in Zukunft zu tun. Ähnliche krasse Veränderun­gen wie im Inneren sind auch in der Außenpolit­ik denkbar. CDU-Chef Friedrich Merz kritisiert­e kürzlich, die Ampel-Regierung sei auf „Trump 2.0“nicht vorbereite­t, sie verfüge über keine Kontakte in sein Lager. Öffentlich kommentier­t das niemand aus der Regierung – wohl auch um Amtsinhabe­r Biden nicht zu brüskieren. Hinter den Kulissen scheint sich aber einiges zu tun. Andreas Michaelis, Deutschlan­ds neuer Botschafte­r in Washington, wurde von Annalena Baerbock (Grüne) explizit mit dem Auftrag in die USA geschickt, das Kontakt-Netz zum Trump-Flügel der Republikan­er dichter zu knüpfen. Auch der Koordinato­r für transatlan­tische Zusammenar­beit, Michael Link (FDP), will wenigstens einen Gesprächsf­aden zu den Trump-Leuten spinnen, um gegebenenf­alls zumindest indirekt Einfluss auf ihn nehmen zu können, wie die „Süddeutsch­e Zeitung“(„SZ“) berichtet. Dazu kommen viele Besuche deutscher Politiker bei Republikan­ern. Interessan­t: Merz ist als CDU-Chef noch nicht in die USA gereist.

 ?? ?? Trump bedient faschistis­che Stereotype, bietet seinen Anhängern aber immer eine große Show. Das führt ihn nun zur dritten Kandidatur in Folge.
Trump bedient faschistis­che Stereotype, bietet seinen Anhängern aber immer eine große Show. Das führt ihn nun zur dritten Kandidatur in Folge.
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Kann Amtsinhabe­r Joe Biden (81) Trump schlagen? Seine Umfragewer­te sind momentan eher schlecht.
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