„Unglaublich geil!“Jetzt geht‘s um Medaillen
HANDBALL-EM DHB-Team im Halbfinale gegen Dänemark. Einzug schon vor letztem Spiel klar. Ärger über Niederlage
Der Traum von Edelmetall bei der Heim-EM lebt! Deutschlands Handballer sind ins Halbfinale eingezogen – ohne einen Tropfen Schweiß zu vergießen. Schon vor der ärgerlichen abschließenden 24:30 (14:13)-Niederlage gegen Kroatien im letzten Hauptrundenspiel war die DHBAuswahl dank doppelter Schützenhilfe durch und konnte sogar Kräfte sparen. Die unterirdische Chancenverwertung dämpfte die Feierlaune. Jetzt geht es am Freitag gegen Weltmeister und Topfavorit Dänemark um den Finaleinzug. Das deutsche Team spielt um Medaillen.
Verkehrte Welt im Kölner Handball-Tempel. Erst jubeln, dann spielen, dann verlieren – und trotzdem gefeiert werden von den rund 20.000 Fans. Das große Ziel ist erreicht, aber die Heimmannschaft hat noch lange nicht genug. Die letzte Pflichtaufgabe ging aber gründlich schief. „Wenn man 24 Fehlwürfe hat, ist das nicht schön“, stellte Bundestrainer Alfred Gislason klar. „Wir wollten das Spiel gewinnen. Leider haben wir unglaublich viele Chancen verworfen. Das ist eine Sache fehlender Konzentration.“Gislason hatte es sich leisten können, den Vielspielern immer wieder Pausen zu geben, um Kräfte für den Halbfinal-Kracher zu sparen und so konnten sich früh auch die Youngster Renars Uscins, Justus Fischer und Nils Lichtlein als Torschützen auszeichnen. Keeper David Späth durfte in den zweiten 30 Minuten für den wieder einmal starken Andreas Wolff (acht Paraden in Halbzeit eins) ran.
Dumm nur, dass mit einer miserablen Chancenverwertung in der zweiten Hälfte die Partie aus der Hand gab. Der grandiose Kroaten-Keeper Dominik Kuzmanovic parierte sagenhafte 22 Würfe (48 Prozent), darunter diverse freie. Gislason war stinksauer.
Der zweite Anzug saß nicht. Mal wieder. „Wir wollten die Belastung verteilen“, erklärte der Coach. „Mir ist es aber lieber so, als hätten wir mit der ersten Sechs Unentschieden gespielt.“Schöne Geste: Als Kuzmanovic nach Spielschluss zum „Player of the Match“gekürt wurde, gab es lautstarken Applaus des Publikums. Der Halbfinaleinzug hatte schon um 19.20 Uhr festgestanden, und damit mehr als eine Stunde vor dem Anwurf des eigenen Spiels. Weil Frankreich gegen Ungarn mit 35:32 gegen Ungarn gewonnen und im ersten Spiel Österreich gegen Island mit 24:26 verloren hatte, sodass Deutschland Platz zwei in der Gruppe hinter Frankreich schon sicher war. „Das ist unheimlich geil für die Mannschaft. Das macht uns unglaublich stolz“, jubelte DHB-Sportvorstand Axel Kromer in den Katakomben. Das war vor dem Kroatien-Spiel. Danach war die Stimmung weniger euphorisch.
„Es ist menschlich, dass ein bisschen Druck abfällt. Trotzdem wollten wir es heute besser gestalten“, sagte Julian Köster. Fischer, der sich einige Fehlwürfe geleistet hatte, bekannte: „Ich gehe mit keinem guten Gefühl raus. Aber es ist eine einmalige Chance, gegen Dänemark zu spielen. Das zaubert einem heute Abend dann doch noch ein Lächeln ins Gesicht.“
Zwei Spiele stehen für die Heim-Mannschaft jetzt noch an. Zunächst steigen am Freitag in Köln die Halbfinals. Während Deutschland im späten Spiel die Dänen herausfordert (20.30 Uhr, ZDF und Dyn), treffen zuvor Rekord-Weltmeister und Europameister Schweden aufeinander (17.45 Uhr)
➤ Tore Deutschland: Golla (4), Heymann (4), Dahmke (3), Knorr (3), Köster (2), Lichtlein (2), Uscins (2), Fischer (1), K. Häfner (1), Kastening (1/1), Kohlbacher (1)
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