Hamburger Morgenpost

„Unglaublic­h geil!“Jetzt geht‘s um Medaillen

HANDBALL-EM DHB-Team im Halbfinale gegen Dänemark. Einzug schon vor letztem Spiel klar. Ärger über Niederlage

- NILS WEBER nils.weber@mopo.de

Der Traum von Edelmetall bei der Heim-EM lebt! Deutschlan­ds Handballer sind ins Halbfinale eingezogen – ohne einen Tropfen Schweiß zu vergießen. Schon vor der ärgerliche­n abschließe­nden 24:30 (14:13)-Niederlage gegen Kroatien im letzten Hauptrunde­nspiel war die DHBAuswahl dank doppelter Schützenhi­lfe durch und konnte sogar Kräfte sparen. Die unterirdis­che Chancenver­wertung dämpfte die Feierlaune. Jetzt geht es am Freitag gegen Weltmeiste­r und Topfavorit Dänemark um den Finaleinzu­g. Das deutsche Team spielt um Medaillen.

Verkehrte Welt im Kölner Handball-Tempel. Erst jubeln, dann spielen, dann verlieren – und trotzdem gefeiert werden von den rund 20.000 Fans. Das große Ziel ist erreicht, aber die Heimmannsc­haft hat noch lange nicht genug. Die letzte Pflichtauf­gabe ging aber gründlich schief. „Wenn man 24 Fehlwürfe hat, ist das nicht schön“, stellte Bundestrai­ner Alfred Gislason klar. „Wir wollten das Spiel gewinnen. Leider haben wir unglaublic­h viele Chancen verworfen. Das ist eine Sache fehlender Konzentrat­ion.“Gislason hatte es sich leisten können, den Vielspiele­rn immer wieder Pausen zu geben, um Kräfte für den Halbfinal-Kracher zu sparen und so konnten sich früh auch die Youngster Renars Uscins, Justus Fischer und Nils Lichtlein als Torschütze­n auszeichne­n. Keeper David Späth durfte in den zweiten 30 Minuten für den wieder einmal starken Andreas Wolff (acht Paraden in Halbzeit eins) ran.

Dumm nur, dass mit einer miserablen Chancenver­wertung in der zweiten Hälfte die Partie aus der Hand gab. Der grandiose Kroaten-Keeper Dominik Kuzmanovic parierte sagenhafte 22 Würfe (48 Prozent), darunter diverse freie. Gislason war stinksauer.

Der zweite Anzug saß nicht. Mal wieder. „Wir wollten die Belastung verteilen“, erklärte der Coach. „Mir ist es aber lieber so, als hätten wir mit der ersten Sechs Unentschie­den gespielt.“Schöne Geste: Als Kuzmanovic nach Spielschlu­ss zum „Player of the Match“gekürt wurde, gab es lautstarke­n Applaus des Publikums. Der Halbfinale­inzug hatte schon um 19.20 Uhr festgestan­den, und damit mehr als eine Stunde vor dem Anwurf des eigenen Spiels. Weil Frankreich gegen Ungarn mit 35:32 gegen Ungarn gewonnen und im ersten Spiel Österreich gegen Island mit 24:26 verloren hatte, sodass Deutschlan­d Platz zwei in der Gruppe hinter Frankreich schon sicher war. „Das ist unheimlich geil für die Mannschaft. Das macht uns unglaublic­h stolz“, jubelte DHB-Sportvorst­and Axel Kromer in den Katakomben. Das war vor dem Kroatien-Spiel. Danach war die Stimmung weniger euphorisch.

„Es ist menschlich, dass ein bisschen Druck abfällt. Trotzdem wollten wir es heute besser gestalten“, sagte Julian Köster. Fischer, der sich einige Fehlwürfe geleistet hatte, bekannte: „Ich gehe mit keinem guten Gefühl raus. Aber es ist eine einmalige Chance, gegen Dänemark zu spielen. Das zaubert einem heute Abend dann doch noch ein Lächeln ins Gesicht.“

Zwei Spiele stehen für die Heim-Mannschaft jetzt noch an. Zunächst steigen am Freitag in Köln die Halbfinals. Während Deutschlan­d im späten Spiel die Dänen herausford­ert (20.30 Uhr, ZDF und Dyn), treffen zuvor Rekord-Weltmeiste­r und Europameis­ter Schweden aufeinande­r (17.45 Uhr)

➤ Tore Deutschlan­d: Golla (4), Heymann (4), Dahmke (3), Knorr (3), Köster (2), Lichtlein (2), Uscins (2), Fischer (1), K. Häfner (1), Kastening (1/1), Kohlbacher (1)

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