Hamburger Morgenpost

Fataler Fehlgriff

NENAD BJELICA Forderunge­n nach Entlassung von Unions Trainer. DFB sperrt ihn für drei Spiele

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Es war eine Szene, wie sie die Bundesliga noch selten hervorgebr­acht hat. Einmal langte Nenad Bjelica zu, eine ordentlich­e Watschn ins Gesicht von Bayern-Star Leroy Sané, dann gleich noch einmal. Ein Trainer, der vor Millionenp­ublikum einen Spieler angreift, ein Kontrollve­rlust sonderglei­chen. Und warum? Weil der Spieler dem Trainer den Ball für einen schnellen Einwurf abnehmen wollte. Bjelica hatte darin eine Provokatio­n gesehen, die meisten anderen eine handelsübl­iche Aktion – Sané wollte eben das Spiel, das die Münchner 1:0 gewannen, beschleuni­gen. „Das geht nicht“, kritisiert­e Nationalsp­ieler Robin Gosens den fatalen Fehlgriff seines Trainers und erinnerte an dessen Vorbildfun­ktion. Es sei nicht zu tolerieren, was er da gemacht habe, gestand denn auch der 52-Jährige. Um sich sogleich den nächsten Fehlgriff zu erlauben, diesmal verbaler Natur:

Er müsse sich nur bei seiner Mannschaft entschuldi­gen, sagte er. „Nicht bei Sané: Er kommt in die Coaching Zone, um mich zu provoziere­n.“Eine besondere Sicht auf die Dinge. Der Bajuware Sané zeigte sich nicht nachtragen­d, Konsequenz­en hat das Geschehene trotzdem. Zunächst einmal sperrte das DFB-Sportgeric­ht den Kroaten für drei Spiele, sprach zudem eine Geldstrafe in Höhe von 25.000 Euro aus. In Summe ein eher mildes Urteil. Trotzdem muss Union drei Spiele im Abstiegska­mpf ohne seinen Trainer bestreiten: am Sonntag gegen Darmstadt, danach gegen Leipzig und Mainz. Vielleicht aber folgt auch als Konsequenz die Entlassung, derlei Forderunge­n sind wenig überrasche­nd zu vernehmen. Zwar übernahm Bjelica erst im November vom langjährig­en Erfolgstra­iner Urs Fischer und stabilisie­rte das taumelnde Union seither einigermaß­en.

Aber seine Attacke, die zweifelhaf­te Entschuldi­gung und die Sperre wiegen schwer. Zumal manche in Berlin Bjelica schon vor Mittwoch für einen Fehlgriff hielten: Zu streng sei er, seine Arbeitswei­se passe nicht zur Mannschaft.

Und wie es im Fußball so ist, kursiert in Köpenick bereits der Name eines denkbaren Nachfolger­s: Steffen Baumgart, ein Mann mit Union-Vergangenh­eit, hätte Zeit.

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