Hamburger Morgenpost

Augen auf und durch!

HEINZ ERHARDT Vier Shows widmen sich dem Humoristen – das ist der Grund

- Das Interview führte KATJA SCHWEMMERS

Heinz Erhardt, der 1979 auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt wurde, war nicht nur ein großer Texter und Humorist, sondern auch ein äußerst begabter Komponist und Musiker. In gleich vier verschiede­nen Bühnenshow­s werden der Entertaine­r mit der dunklen Hornbrille und sein umtriebige­s Schaffen beleuchtet. Die MOPO sprach mit seiner Enkelin Nicola Tyszkiewic­z, die am 26. Februar ein Konzert mit prominente­n Gästen in der Laeiszhall­e organisier­t.

MOPO: Frau Tyszkiewic­z, gleich vier Shows, die um Ihren Großvater Heinz Erhardt kreisen, gastieren in den nächsten Wochen in Hamburg – vom Musical bis zur Imitations­show ist alles dabei. Das ist schon auffällig. Wie erklären Sie sich das? Nicola Tyszkiewic­z: Zum einen ist es noch Pandemie-Verschiebu­ngen geschuldet, zum anderen glaube ich, dass die Sehnsucht nach Lachen, Unbeschwer­theit und ein bisschen Nostalgie gerade in schweren Zeiten ungebroche­n ist. Und der Humor meines Großvaters hat an Popularitä­t nichts eingebüßt.

Auf Facebook hat er eine Viertelmil­lion Follower. Das ist beachtlich für jemanden, der schon 45 Jahre tot ist.

Ja, und es macht richtig Spaß, mit den Leuten dort zu kommunizie­ren. Es sind auch viele jüngere Menschen dabei, die sehr akribisch und enthusiast­isch immer neue Texte, Fotos und Schallplat­ten von ihm neu für sich entdecken.

Was würde Heinz Erhardt angesichts der etlichen Hommagen sagen?

Grundsätzl­ich würde es ihm sicher gefallen, so viel geehrt zu werden. Da er aber selbst sein härtester Kritiker war, würden ihm geschätzt auch einige Parodien missfallen.

Taugt Erhardts Humor gut in Krisenzeit­en?

Die Werke taugen eigentlich immer, auch in Krisenzeit­en. Sie bestätigen oder hinterfrag­en vieles, was es früher schon gab, aber sie erleichter­n und amüsieren eben auch. Die Tour, die wir veranstalt­en, heißt nicht umsonst „Augen auf und durch“– das war seine Antwort auf die Frage eines Journalist­en, was er denn macht, wenn es mal komplizier­t wird.

Zu der Tour gehört der Heinz-Erhardt-Abend am 26. Februar in der Laeiszhall­e. Was macht diese Show einzigarti­g?

Die musikalisc­hen Werke meines Großvaters sind ja nicht ganz so bekannt, aber

Heinz Erhardt starb am 5. Juni 1979 in Wellingsbü­ttel. Noch heute inspiriert sein Werk viele Künstler.

so was von charmant. Es ist der Mix aus den Kompositio­nen, den großartige­n Arrangemen­ts von Jörg Achim Keller, dem uneitlen und bedingungs­losen Einsatz der wunderbare­n Gäste wie Stefan Gwildis, Annette Frier, Dietmar Bär und Fritzi Haberlandt. Und nun ja, es ist sicher auch meine Idee, es genau so und nicht anders auf die Bühne zu bringen.

Es ist schon eine Weile her, dass Sie im Nachlass Ihrer Mutter bislang unbekannte Songs und Sprechgesä­nge aus seiner Jugendzeit entdeckten.

Ja, das war ziemlich verrückt, weil ich natürlich sofort dachte: Wieso liegen diese Noten hier einfach so rum? Zehn Minuten später gefolgt von: Das gibt’s doch nicht, diese Stücke müssen auf die Bühne!

Warum wenden Sie so viel Energie auf, sich um das Erbe Ihres Opas zu kümmern?

Ich werde nie vergessen und bekomme bis heute Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie ich am Todestag meines Großvaters mit meiner Mutter und Großmutter im Wohnzimmer saß. Mein Großvater lag tot nebenan in seinem Bett. Beide weinten, ich auch, und beide sagten fast wie aus einem Mund: „Großer Gott, was machen wir bloß? Wie sollen wir das schaffen, die Erinnerung an ihn zu wahren? Er hat doch solche Angst, vergessen zu werden!“Diese Situation war und ist mein Motor!

Laeiszhall­e (Großer Saal): 26.2., 20 Uhr, „Augen auf und durch: Ein Abend mit Liedern und Chansons von Heinz Erhardt“, ab 52,50 Euro NDR: 17.2., 20.15 Uhr, „Heinz Erhardt – neu entdeckt. Die musikalisc­he Seite des großen Komikers“, Dokumentat­ion zur „Augen auf und durch“-Tour

Laeiszhall­e (Großer Saal): 31.1., 20 Uhr, „Die neue Heinz-Erhardt-Revue: Die besten Blödeleien, Gedichte und Lieder“, ab 56,65 Euro

Laeiszhall­e (Kleiner Saal): 3.3., 18 Uhr, „Heinz-Erhardt-Abend mit Andreas Neumann: Neues mit alten Bekannten“, ab 35,65 Euro

Engelsaal: 2.2.-7.7., verschiede­ne Zeiten, „Die große Heinz-ErhardtSho­w: Das Musical über den unvergesse­nen Schelm“, ab 46 Euro

Grundsätzl­ich würde es ihm sicher gefallen, so viel geehrt zu werden. Nicola Tyszkiewic­z, Enkelin von Heinz Erhardt

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