Hamburger Morgenpost

Gewonnenen Preise, zerdeppert­e Gitarren

GALA „Das ist eine Schande!“: Flammende Reden und intensive Momente – so war die Verleihung der Clubawards

- Von NADINE RINKE

Diese verflixte 13! Die Clubaward-Gala am Donnerstag­abend im Kent-Club war intensiv – trotz oder gerade wegen der aktuellen Situation. Am Ende gab es natürlich dennoch viele strahlende Gesichter, Gewinner:innen, die ihre Discokugel-Pokale unter Applaus in die Höhe reckten. Das „Unglück“aber war bei dieser 13. Verleihung immer präsent: die drohende Zerstörung von großen Teilen der Hamburger Clublandsc­haft.

„Die Stadt ist nicht interessie­rt an Clubs, die neue, unbekannte Acts fördern“, sagte beispielsw­eise Herrenmaga­zin-Sänger Deniz Jaspersen bei seiner Laudatio auf den Preisträge­r in der Kategorie „Newcomerfö­rderung des Jahres“. „Wenn diese Clubs aber erst einmal weg sind, können wir nicht mehr daran teilhaben, wie Stars gemacht werden, sondern nur noch daran, Stars zu gucken.

Für eine Stadt, die sich damit brüstet, die Beatles groß gemacht zu haben, ist das eine Schande.“Großer Jubel. Den Preis überreicht­e er unter viel Applaus der AstraStube – seit Anfang des Jahres ist der Club unter der Sternbrück­e Geschichte. Betreiber Daniel Höötmann nahm den Pokal stolz entgegen. „Wir haben den Preis zum gefühlt 15. Mal gewonnen – und das zu Recht“, sagte er und zeigte auf sein Team: „Das ist das letzte Mal, dass die Astra-Stube so zusammen auf der Bühne steht.“Einer von mehreren bitterschö­nen Momenten des Abends.

Nur folgericht­ig, dass der Negativpre­is des Jahres – die „Zerbrochen­en Gitarre“– an die generelle „Verdrängun­g von kulturelle­n Orten“ging. Das Instrument wurde live auf der Bühne zertrümmer­t. Ein Bild für all das, was der Hamburger Clublandsc­haft drohen könnte? Apropos: Als „Bester Club des Jahres“wurde das Molotow

gekürt. „Wir sollen schon wieder abgerissen werden“, machte Betreiber Andi Schmidt seinem Unglück Luft. Es sei an der Zeit, dass die Stadt sich nicht mehr nur dafür einsetze, was ein Investor wolle, „sondern für das, was wir wollen: Livemusik! Erhaltet uns!“Auch den Publikumsp­reis „Lieblingsc­lub 2023“räumte das Molotow ab. „Schon wieder wir“, sagte Schmidt diesmal, „aber vielleicht zum letzten Mal. Ich bitte euch alle, euch weiterhin dafür einzusetze­n, dass nicht nur das Molotow sondern alle Clubs in Hamburg eine Chance haben.“

Zu den weiteren Preisträge­rn gehört das Birdland in der Kategorie „Konzert des Jahres“mit der Veranstalt­ung „Hamburg liest verbrannte Bücher und singt verbrannte Lieder“. Die „Beste Clubnacht des Jahres“gab’s im Golden Pudel Club (Jamie XX und DJ Koze). In der Kategorie „Festival – Klein, aber fein“setzte sich die „Millern

tor Gallery“gegen das „Blurred Edges Festival“und das „Feel.Jazz Festival“durch. Auch in der Kategorie „Fremdveran­stalter des Jahres“räumte die die „Millerntor Gallery“ab.

Der Nachhaltig­keitsAward ging ans Uebel & Gefährlich, der Ehrenpreis an CrewCrew für ihre wegweisend­e, feministis­ch geprägte Sicherheit­sund Türpolitik. Den Sonderprei­s nahm Mitra Kassai unter lange anhaltende­m Applaus für „Oll Inklusiv“entgegen.

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Andi Schmidt (M.) und das Team des Molotow wurden gleich zweifach ausgezeich­net.
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 ?? ?? Der Negativpre­is „Die zerbrochen­e Gitarre“gab’s für die „Verdrängun­g von kulturelle­n Orten“. Felix Stockmar hatte die Ehre.
Der Negativpre­is „Die zerbrochen­e Gitarre“gab’s für die „Verdrängun­g von kulturelle­n Orten“. Felix Stockmar hatte die Ehre.

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