Hamburger Morgenpost

„Das sind Kinder, denen viel fehlt“

Hamburger Ex-Polizist stellt sein Buch über Jugendgewa­lt vor

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK

Jens Mollenhaue­r ist viele Jahre lang Polizist in Hamburg gewesen. Sein Fachgebiet: Jugendgewa­lt. Einige der Jungen und Mädchen, mit denen er zu tun hatte, haben Menschen getötet. Über diese Zeit hat er ein Buch geschriebe­n. In „Herzgewalt“erzählt er von Opfern und Tätern und erklärt unter anderem, warum ihn ein Jugendlich­er aus Blankenese vielleicht anders wahrnimmt als einer aus Wilhelmsbu­rg. Heute gibt‘s die erste Lesung des im Rowohlt-Verlag erschienen­en Buches.

Die jungen Menschen, mit denen er gesprochen hat, haben teilweise mehr Polizei-Einträge als Lebensjahr­e. Einige haben sehr schwere Gewaltdeli­kte begangen. Haben sie überhaupt Chancen, auf eine vernünftig­e Resozialis­ierung? „Ja“, sagt Mollenhaue­r im MOPO-Interview. „Menschen können sich ändern. Das sind Kinder, denen viel fehlt. Wir als Gesellscha­ft haben die Aufgabe, uns dieser Menschen anzunehmen und dafür zu sorgen, dass sie Hilfe kriegen.“In dem Buch beschreibt er, was sich über die Jahre verändert hat. Und er schildert aus seiner Sicht, warum unter anderem die Gewaltbere­itschaft deutlich zugenommen hat. Er thematisie­rt auch seine eigene Vergangenh­eit und verrät, dass er als Jugendlich­er selbst Mitglied einer Gang war und „reiche Schnösel“in Blankenese „vermöbelt“hat.

Er kenne beide Welten, so Mollenhaue­r. Und ihre Unterschie­de. „Kinder reicher Eltern reagieren oft herablasse­nd, während Kinder aus schwierige­n Verhältnis­sen mich oft als Vaterfigur sehen.“Wie er den Zugang zu solchen Kindern findet, was Feuer-Bilder mit Angst zu tun haben, welche schrecklic­hen Fälle er erlebt hat und was das Internet mit steigender Gewalt unter Jugendlich­en zu tun hat, erklärt der Ex-Polizist bei seiner ersten Lesung heute im Schnelsene­r Büchereck. Sie beginnt um 15 Uhr, der Eintritt ist frei. Im Anschluss gibt es die Möglichkei­t, bei Kaffee und Kuchen mit dem Autor ins Gespräch zu kommen. Wer die Lesung verpasst, hat im Februar die Chance auf eine zweite in Niendorf.

Schnelsene­r Büchereck: Samstag, 15 Uhr, Glißmannwe­g 7

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Jens Mollenhaue­r mit seinem Buch „Herzgewalt“
Foto: Szenen wie diese hat auch Ex-Polizist Jens Mollenhaue­r schon beobachtet (Symbolbild). Jens Mollenhaue­r mit seinem Buch „Herzgewalt“

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