Super! Schade! Jetzt geht es um Bronze
Grandioses DHBTeam muss sich Topfavorit Dänemark nach heißem Halbfinal-Kampf beugen
Das war wunderbar! Aber das erhoffte Wunder blieb aus. Sie hatten alles gegeben, ihr Herz in die Hand genommen, um jeden Zentimeter Hallenboden gekämpft, den großen Gold-Favoriten maximal gefordert und an der Sensation geschnuppert. Doch am Ende musste sich das DHB-Team im Halbfinale der Heim-EM Dänemark mit 26:29 (14:12) beugen. Aber der Medaillen-Traum lebt weiter. Jetzt geht es am Sonntag im kleinen Finale um Bronze.
Die Hände in die Hüften gestemmt, die Köpfe auf den
Boden gerichtet oder gen Hallendecke. Sie waren ausgepumpt, enttäuscht. Der Finaltraum ist geplatzt. Sie waren ihm nähergekommen, als die meisten erwartet hatten. Doch sie konnten das Spielfeld der Arena in Köln unter den stehenden Ovationen der 19.750 Fans erhobenen Hauptes verlassen.
„Ich bin super-leer gerade“, atmete Rune Dahmke schwer. „Wir haben alles gegeben.“Er bedankte sich beim Publikum und ließ eine Kampfansage folgen: „Jetzt holen wir uns die Medaille!“
Das würde auch das Olympia-Ticket bedeuten. Bundestrainer Alfred Gislason war „sehr stolz auf die Jungs“, lobte die „überragende erste Halbzeit.“Kapitän Johannes Golla schaute nach vorn: „Der Traum lebt weiter, dass wir am Ende etwas in den Händen halten können.“
Die Voraussetzungen hatten sich vor Anwurf verschlechtert. Neben dem erkrankten Rechtsaußen Timo Kastening fiel kurzfristig auch der Rückraum-Rechte Kai Häfner aus, der nach
DHB-Angaben „aus privaten Gründen“abreisen musste. Häfner war erst vor einer Woche Vater geworden. Für Kastening begann Lukas Zerbe, für Häfner spielte Youngster Renars Uscins, der furchtlos aufspielte (5 Tore) und zum „Player of the Match“gewählt wurde. Allen Widrigkeiten zum Trotz legte der brandheiße Außenseiter einen starken Start aufs Parkett, agierte in der Abwehr extrem kompakt, bissig und hart. Das schmeckte dem Weltmeister nicht. Dahinter lieferte Keeper-Andreas Wolff (12 Paraden) mal wieder eine Klasseleistung ab. Und im Angriff wurde anfangs druckvoll und mutig agiert. Das DHBTeam führte früh 3:1 (5.) und behauptete den Vorsprung
mehrfach. Die Arena kochte. Die erste Halbzeit – wohl die beste, die eine deutsche Mannschaft in den letzten Jahren gespielt hat. Standing Ovations, als das Team in Richtung Kabine ging. Gänsehautstimmung.
Bis zur 40. Minute war Deutschland auf Augenhöhe (17:17), dann kippte das Spiel in Richtung der Dänen (18:21/46.), denn beim DHBTeam schwanden die Kräfte, mehrten sich die Fehler. Doch Golla & Co. gaben nicht auf, gaben alles, zeigten große Moral, blieben bis zur Schlussminute dran. Im Spiel um Platz drei trifft Deutschland Sonntag (15 Uhr, ARD und Dyn) auf Schweden, die ihr Halbfinale erst in der Verlängerung mit 30:34 (11:17, 16:10) gegen Frankreich verloren. Doch die Skandinavier haben Protest eingelegt, weil es beim Freiwurf-Tor, mit dem sich die Franzosen in die Verlängerung retteten, einen Regelverstoß gab.
➤ Tore Deutschland: Uscins (5), Knorr (4), Dahmke (3), Golla (3), Heymann (3), J. Köster (2), Steinert (2/1), Ph. Weber (2/1), Kohlbacher (1), Zerbe (1)