Hamburger Morgenpost

Super! Schade! Jetzt geht es um Bronze

Grandioses DHBTeam muss sich Topfavorit Dänemark nach heißem Halbfinal-Kampf beugen

- NILS WEBER nils.weber@mopo.de

Das war wunderbar! Aber das erhoffte Wunder blieb aus. Sie hatten alles gegeben, ihr Herz in die Hand genommen, um jeden Zentimeter Hallenbode­n gekämpft, den großen Gold-Favoriten maximal gefordert und an der Sensation geschnuppe­rt. Doch am Ende musste sich das DHB-Team im Halbfinale der Heim-EM Dänemark mit 26:29 (14:12) beugen. Aber der Medaillen-Traum lebt weiter. Jetzt geht es am Sonntag im kleinen Finale um Bronze.

Die Hände in die Hüften gestemmt, die Köpfe auf den

Boden gerichtet oder gen Hallendeck­e. Sie waren ausgepumpt, enttäuscht. Der Finaltraum ist geplatzt. Sie waren ihm nähergekom­men, als die meisten erwartet hatten. Doch sie konnten das Spielfeld der Arena in Köln unter den stehenden Ovationen der 19.750 Fans erhobenen Hauptes verlassen.

„Ich bin super-leer gerade“, atmete Rune Dahmke schwer. „Wir haben alles gegeben.“Er bedankte sich beim Publikum und ließ eine Kampfansag­e folgen: „Jetzt holen wir uns die Medaille!“

Das würde auch das Olympia-Ticket bedeuten. Bundestrai­ner Alfred Gislason war „sehr stolz auf die Jungs“, lobte die „überragend­e erste Halbzeit.“Kapitän Johannes Golla schaute nach vorn: „Der Traum lebt weiter, dass wir am Ende etwas in den Händen halten können.“

Die Voraussetz­ungen hatten sich vor Anwurf verschlech­tert. Neben dem erkrankten Rechtsauße­n Timo Kastening fiel kurzfristi­g auch der Rückraum-Rechte Kai Häfner aus, der nach

DHB-Angaben „aus privaten Gründen“abreisen musste. Häfner war erst vor einer Woche Vater geworden. Für Kastening begann Lukas Zerbe, für Häfner spielte Youngster Renars Uscins, der furchtlos aufspielte (5 Tore) und zum „Player of the Match“gewählt wurde. Allen Widrigkeit­en zum Trotz legte der brandheiße Außenseite­r einen starken Start aufs Parkett, agierte in der Abwehr extrem kompakt, bissig und hart. Das schmeckte dem Weltmeiste­r nicht. Dahinter lieferte Keeper-Andreas Wolff (12 Paraden) mal wieder eine Klasseleis­tung ab. Und im Angriff wurde anfangs druckvoll und mutig agiert. Das DHBTeam führte früh 3:1 (5.) und behauptete den Vorsprung

mehrfach. Die Arena kochte. Die erste Halbzeit – wohl die beste, die eine deutsche Mannschaft in den letzten Jahren gespielt hat. Standing Ovations, als das Team in Richtung Kabine ging. Gänsehauts­timmung.

Bis zur 40. Minute war Deutschlan­d auf Augenhöhe (17:17), dann kippte das Spiel in Richtung der Dänen (18:21/46.), denn beim DHBTeam schwanden die Kräfte, mehrten sich die Fehler. Doch Golla & Co. gaben nicht auf, gaben alles, zeigten große Moral, blieben bis zur Schlussmin­ute dran. Im Spiel um Platz drei trifft Deutschlan­d Sonntag (15 Uhr, ARD und Dyn) auf Schweden, die ihr Halbfinale erst in der Verlängeru­ng mit 30:34 (11:17, 16:10) gegen Frankreich verloren. Doch die Skandinavi­er haben Protest eingelegt, weil es beim Freiwurf-Tor, mit dem sich die Franzosen in die Verlängeru­ng retteten, einen Regelverst­oß gab.

➤ Tore Deutschlan­d: Uscins (5), Knorr (4), Dahmke (3), Golla (3), Heymann (3), J. Köster (2), Steinert (2/1), Ph. Weber (2/1), Kohlbacher (1), Zerbe (1)

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Letztlich war die Hürde Dänemark zu hoch. Der Mann des Spiels kam mit Renars Uscins trotzdem aus dem deutschen Team.

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