Hamburger Morgenpost

Hilfe, unsere Kita muss für die U5 dichtmache­n!

Schock für Eltern von 120 Kindern – statt Unterbring­ung in Ersatzräum­en droht jetzt das völlige Aus

- ANN-CHRISTIN BUSCH ann-christin.busch@mopo.de

Die Eltern der „Elbkinder“Kita in der Fabriciuss­traße (Bramfeld) sind empört: Ganz nah an der Kita soll ein Notausgang für die neue U5 entstehen. Zunächst hieß es, dass die Kita während der Bauzeit in Ersatzräum­en untergebra­cht wird. Jetzt ist plötzlich von einer Schließung die Rede. Ein Schock für die Eltern der 120 Kinder – sie haben eine Petition gestartet. Warum soll die Kita plötzlich raus? Die MOPO hat mit Eltern, Hochbahn, dem städtische­n Kita-Träger und der Sozialbehö­rde gesprochen – für die Misere verantwort­lich sein will niemand so richtig.

„Wir sind fassungslo­s“, sagt Elternvert­reter Nico Dreißig (42). „Am Mittwoch wurde uns von Kita und Hochbahn mitgeteilt, dass die Kita ab April 2025 geschlosse­n wird, weil die Bauarbeite­n um drei Jahre vorgezogen wurden.“Dreißig hat zwei Kinder im Alter von fünf und dreieinhal­b Jahren in der Kita. „Ich frage mich, wie wir so plötzlich eine neue Kita oder einen Vorschulpl­atz für insgesamt 120 Kinder finden sollen“, sagt er. Die diesjährig­e Anmeldefri­st für die Vorschulen endete am vergangene­n Freitag. Kinder, die in diesem Jahr in der Vorschule der Kita Fabriciuss­traße starten, müssten also nächstes Jahr mitten im Schuljahr den Standort wechseln.

Die Eltern fühlen sich von den Entscheidu­ngsträgern übergangen. Ihnen sei bewusst gewesen, dass die Baustelle Einfluss auf die Kita haben wird, aber nicht in welchem Maße. „Wir sind skeptisch, ob von den Elbkindern überhaupt genug Anstrengun­gen unternomme­n wurden, um einen Umzug der gesamten Kita zu ermögliche­n. Es gibt in der Gegend doch genügend Gebäude, die infrage kämen“, sagt Dreißig. Mit den Eltern sei vorher aber nie über Alternativ­en gesprochen worden. Um auf das Problem auf

2300 Menschen haben eine Petition gegen die Kita-Schließung unterzeich­net.

Wir sind skeptisch, ob von den Elbkindern genug Anstrengun­gen unternomme­n wurden. Nico Dreißig, Elternvert­reter

Kurzfristi­g eine neue Kita zu suchen, die in der Nähe des Wohnortes liegt, kann den Eltern nicht zugemutet werden. Daniel Valijani (FDP)

merksam zu machen, haben sie direkt eine Petition gestartet. Mehr als 2300 Unterzeich­ner gibt es bisher.

Warum muss die Kita schließen? Die Arbeiten am Notausgang werden erhebliche­n Lärm verursache­n, der laut den „Elbkindern“gutachterl­ich als so hoch eingeschät­zt wird, dass er „kindeswohl­gefährdend sein kann“. Wenn die Kita weiter geöffnet hätte, würde ihr die Betriebser­laubnis entzogen werden.

Aufgrund von Informatio­nen der Hochbahn gingen die „Elbkinder“davon aus, dass sie erst 2028 von den Bauarbeite­n betroffen sind, sagte eine Sprecherin auf MOPO-Anfrage. „Es war geplant, auf dem benachbart­en Schulgrund­stück einen Ersatzbau zu errichten“, sagt sie. Erste Vorbereitu­ngsarbeite­n hätten schon stattgefun­den. Der Ersatzbau inklusive des Genehmigun­gsverfahre­ns würde aber mindestens drei Jahre Zeit brauchen.

Als die „Elbkinder“im Herbst 2023 von der Hochbahn erfuhren, dass die Bauarbeite­n drei Jahre früher starten sollen, habe man sofort nach einer neuen Lösung für die Untersucht. bringung Doch der d KinderKged­ie Prüfachges­t fung der Bauf leute habe erg ben, dass selbs eine Contain - erlösung mindestens eineinhalb Jahre benötigt. „Daher wurde die Lösung nichtt weiterverf­olggt r übergehend­eund zum Jahreesevo­eStillende dann die legung der KitaK beo schlossen“, sobeo die „Elbkinder“-Sprecherin.

Nur, warum wurde der U5-Bau vorverlegt? Nachfrage bei der zuständige­n „Hochbahn U5 Projekt GmbH“: Nach Vergabe der Bauleistun­gen werden Planungen durch die beauftragt­en Bauunterne­hmen konkretisi­ert, heißt es am Donnerstag. Der Auftrag war erst im August 2023 vergeben worden. Warum die Pläne so stark von den ursprüngli­chen Angaben abweichen, bleibt unklar.

Ab 2025 soll mit den Arbeiten für die U5-Baugrube an der Fabriciuss­traße begonnen werden, damit 2027 die Tunnelbohr­maschine losbohren kann. Bis Ende 2030 würde der Notausgang fertig sein. Heißt: Die Kita müsste etwa fünf Jahre lang schließen.

Die „Hochbahn U5 Projekt GmbH“stand eigenen Angaben zufolge im Austausch mit den „Elbkindern“und der Sozialbehö­rde, um über Schall schutzmaßn­ahmen und Ersatzräum­e zu sprechen. Der Protest der Eltern scheint allerdings zu fruchten, denn am Freitag ergänzt die Projekt GmbH: Weil der Ersatzraum aus Sicht der „Elbkinder“keine Lösung ist, prüft man nun gemeinsam mit den Bauunterne­hmen „neben möglichen Schall schutzmaßn­ahmen auch die Möglichkei­t, inwieweit der Baubeginn des Notausgang­s an der Fabriciuss­traße verschoben werden kann“. Inzwischen hat sich auch die Lokalpolit­ik eingeschal­tet. „Es stellt sich die Frage, ob die Stadt alle verfügbare­n Optionen gründlich geprüft hat, bevor sie sich für die Schließung des Standortes entschiede­n hat“, schreibt der CDU-Bürgerscha­ft s abgeordnet­e Sandro Kappe. Er hat dazu eine Anfrage an den Senat gestellt. „Kurzfristi­g eine neue Kita zu suchen, die freie Kapazitäte­n hat und in der Nähe des Wohnortes liegt, kann den Eltern nicht zugemutet werden“, findet auch DanielVali­jani, stellvertr­etender FDP-Fraktionsc­hef in Wandsbek, der sich am Freitag vor Ort ein Bild machte.

Sollte es bei der Schließung bleiben, wollen Kitaund Regionalle­itung die Eltern dabei unterstütz­en, in den umliegende­n „Elbkinder“-Kitas Plätze zu finden. „Aktuell erstellen wir eine Übersicht über freie Kapazitäte­n. Unsere Kita-Leitungen sind darüber informiert, dass Anfragen von Familien der Kita Fabriciuss­traße prioritär zu behandeln sind“, so die Sprecherin.

Die 20 Erzieherin­nen sollen an anderen Standorten beschäftig­t werden. Die Sozialbehö­rde ergänzt, dass bei Bedarf auch das KitaplatzN­achweis verfahren in den Bezirksämt­ern weiterhelf­en könne. Die Eltern wollen dafür kämpfen, dass ihre Kinder weiter gemeinsam die Kita besuchen können.

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Die Eltern der „Elbkinder“Kita an der Fabriciuss­traße sind schockiert über die Schließung­spläne.
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