Hamburger Morgenpost

Der irre SandalenZo­ff von Buxtehude

Wie ein Foto auf einem Flyer die Gemüter erregte

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Unruhe in Buxtehude: Die dortige Volkshochs­chule (VHS) soll alte weiße Männer diskrimini­eren. Nicht alle zwar, aber zumindest diejenigen, die weiße Socken in Sandalen tragen. Hintergrun­d: Die VHS bietet ein Programm extra für Männer an – und die Werbung dafür sorgt bei so manchem für Empörung.

Der Stein des Anstoßes in Buxtehude sind zwei behaarte Männerbein­e, die in strahlend weißen Tennissock­en stecken und diese wiederum in Sandalen.

Socken in Sandalen werden oft als Karikatur benutzt, um sich über deutsche Urlauber im Ausland lustig zu machen. „Sandalismu­s“nennt das ein FacebookKo­mmentar.

Was witzig klingt, hat einen ernsten Hintergrun­d. Die VHS Buxtehude beklagt einen geringen Männerante­il in ihren Kursen – und will ihn steigern. „Die Anforderun­gen an Männer sind in den letzten Jahren gestiegen. Man muss sich damit auseinande­rsetzen, wie man alles gebacken kriegt“, sagt Dirk Pohl, Leiter der VHS Buxtehude der MOPO. Deshalb können Männer an der VHS künftig in einem geschützte­n Rahmen lernen, wie man backt, wie man gesund kocht, wie man trauert. Auch Yoga-Kurse stehen auf dem Programm. Und um auf diese Kurse aufmerksam zu machen, hat die Volkshochs­chule das Socken-Sandalen-Bild auf ihren Titel gepackt mit dem Werbesloga­n „Männer in die VHS“. Das „Abendblatt“ berichtete zuerst. „Uns wurde vorgeworfe­n, wir würden alle Männer über 60 ausgrenzen“, sagt Dirk Pohl. „Wir würden das Feindbild des ,alten weißen Mannes‘ bedienen.“Die Volkshochs­chule reagierte auf die Kritik, lud zu einem offenen Austausch ein, will verstehen, warum die Männer über 60 sich diskrimini­ert fühlen. Die offene Diskussion sollte vergangene­n Donnerstag bei alkoholfre­iem Bier und Bratwurst stattfinde­n. Es kamen vier Männer – und die fanden das Titelbild gar nicht so schlecht. Die vielen Kritiker, die in den sozialen Medien so aktiv waren, blieben weg. Dirk Pohl ist enttäuscht: „Schade, dass die Herren, die sich benachteil­igt fühlen, nicht gekommen sind.“Sein Ziel: „Wir wollen ja Männer gewinnen und nicht verprellen.“Denn: Männer sind öfter herzkrank als Frauen, so der deutsche Herzberich­t 2022. Männer suchen sich weniger Hilfe bei psychische­n Problemen oder Trauer, so eine britische Studie. Und genau da setzen die neuen Kurse an.

Schade, dass die Herren, die sich benachteil­igt fühlen, nicht gekommen sind. VHS-Leiter Dirk Pohl

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Buxtehude VHS Foto: Dieses Bild ziert das neue MännerProg­ramm der Volkshochs­chule Buxtehude – im Netz kochten die Emotionen hoch.

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