„Der Nachwuchsmangel ist sehr groß“
Der Handwerkskammer-Chef über aktuelle Herausforderungen
„Wie ist die Lage?“, unser fast täglicher Podcast in Kooperation mit der Gute Leude Fabrik, spürt aktuellen Fragen nach. Hier kommen prominente Lenkerinnen und unbekannte Denker für knapp 15 Minuten zu Wort. Die Auswahl von PR-Profi Lars Meier ist rein subjektiv, aber immer spannend und überraschend. Die heutige Folge mit dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hamburg, Christoph Herting, wird ermöglicht durch unsere Werbepartnerin, die Triodos Bank, Europas führende Nachhaltigkeitsbank. Den Podcast gibt es in voller Länge auf den üblichen Kanälen und heute um 12 Uhr bei ahoy radio.
Lars Meier: Wie blicken Sie ins Jahr 2024? Christoph Herting: Tatsächlich positiv und optimistisch. Die wirtschaftlichen Bedingungen sind ein bisschen schwierig, aber es ist nicht alles schlecht. Handwerk hat goldenen Boden und kann auch einiges aushalten, wenn die Rahmenbedingungen richtig gesetzt werden. Was mich aber mit Zuversicht erfüllt, ist das steigende Ausbildungsengagement der Betriebe. Wir haben inzwischen mehr Ausbildungsangebote als vor der Pandemie. Das ist wirklich toll und zeugt davon, dass die Betriebe auch an ihre eigene Geschäftsentwicklung glauben. Sind der Elbtower und die Signa-Pleite ein Sorgenkind für Sie?
Die Signa-Insolvenz überschreitet schon die Grenzen des Normalen. Wir haben aber unsere Fühler ausgestreckt und waren mit dem Baugewerbeverband im Gespräch. Es ist nicht so, dass Hilferufe aus allen Ecken kommen. Man muss das jetzt kritisch beobachten und es sind sicherlich auch Betriebe betroffen, aber bisher ist es kein Tsunami. Wie groß ist derzeit der Nachwuchsmangel im Handwerk?
Sehr groß. Die Betriebe suchen händeringend Nachwuchs. Wir haben zwar 2023 im Vergleich zum Vorjahr sieben Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen, aber bei einer Befragung haben die Ausbildungsbetriebe alarmierende Antworten gegeben: 25 Prozent der Betriebe haben Stellen angeboten, konnten aber keine davon besetzen. Weitere 25 Prozent konnten nicht alle Stellen besetzen. Es ist jetzt unsere Aufgabe und die der Betriebe, so viel es geht in Werbung, Berufsorientierung und Kontakt mit jungen Menschen zu investieren.