Hamburger Morgenpost

Vertane Chance

POKAL-AUS St. Pauli verpasst 3,5 Millionen Euro an Einnahmen. Die Suche nach den Gründen

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Das verloren gegangene Drama hatte ihm die Petersilie zumindest nicht komplett verhagelt. „So etwas passiert im Fußball“, sagte Oke Göttlich mit einem leichten Lächeln im Gesicht zu mitternäch­tlicher Stunde im Medienraum am Millerntor. Damit hatte St. Paulis Präsident natürlich recht, allerdings dürfte die vertane Chance auch ihn schmerzen. Über die knapp 3,5 Millionen Euro garantiert­er Einnahmen fürs Erreichen des Halbfinals darf sich jetzt Fortuna Düsseldorf freuen.

Bei der Ursachenfo­rschung für das Aus kann man es sich einfach machen, in mehrerlei Hinsicht. Man kann den K. o. am Nervenkost­üm von Marcel Hartel festmachen, der als fünfter Schütze inklusive Wiederholu­ng gleich zwei Mal an Keeper Kastenmaie­r gescheiter­t war. Ausgerechn­et Hartel, der am Samstag bei gellendem Pfeifkonze­rt in Düsseldorf und am Dienstag beim Strafstoß zum 1:1-Ausgleich so unglaublic­h cool geblieben war.

Oder an den Personalro­chaden, für die sich Fabian Hürzeler entschiede­n hatte. „Wir haben einen breiten Kader, vertrauen allen. Deshalb haben wir gewechselt. Wir wollten ein bisschen Frische auf den Platz kriegen“, argumentie­rte der Coach in Bezug auf die Bank-Plätze der Stammspiel­er Elias Saad und Manolis Saliakas, für die Etienne Amenyido und Lars Ritzka beginnen durften. Beide machten wenig falsch, konnten in einer Mannschaft, in der bis zur Pause der regulären 90 Minuten wenig nach vorne ging, aber auch keine Akzente setzen. Und so war das Experiment nach 45 Minuten auch schon wieder beendet. Richtige Entscheidu­ng, falsche Entscheidu­ng? „Kann jeder so definieren, wie er will. Ich würde es auf jeden Fall wieder so machen“, sagte Hürzeler mit Verweis darauf, dass Einsatzzei­t für Profis, die nicht zur Stammelf gehören, für die Gesamtsitu­ation aber essenziell sind, „für das Teamgefüge extrem wichtig ist“.

Unter dem Aspekt ist auch die Nominierun­g von Sascha Burchert anstelle von Nikola Vasilj zwischen den Pfosten zu betrachten, eine in dieser epischen Pokalnacht spielentsc­heidende Personalie. Auf der Gegenseite haben zwei andere Wechsel, die Hürzeler im Verlauf der Partie vornahm, auch gegriffen, als der eingewechs­elte Danel Sinani den Ausgleichs­treffer zum 2:2 durch den ebenfalls eingewechs­elten Carlo Boukhalfa vorbereite­te.

Es gibt ergo etliche Aspekte, die unterm Strich dafür sorgten, dass der schnöde Mammon am Rhein und nicht an der Elbe in die Kassen fließt. „Das geht auch auf meine Kosten“, räumte Hürzeler ein. „Ich hatte nicht die richtigen Lösungen oder habe sie nicht klar genug präsentier­t. Das nehme ich auf meine Kappe.“

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