Hamburger Morgenpost

Wird die Hindenburg­zur Pietschstr­aße?

UMBENENNUN­G Die Hamburgeri­n war die Urmutter der weiblichen Schutzpoli­zei – wird sie nun geehrt?

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK

Grüne, SPD und Linke im Bezirk Nord haben sich nach jahrzehnte­langer Diskussion endlich final geeinigt: Die Hindenburg­straße, die durch Alsterdorf, Winterhude und Groß Borstel führt, wird umbenannt. Vorschläge für einen neuen Namen kann jeder machen. Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) hat nun den Vorschlag gemacht, eine ganz bemerkensw­erte Frau zu ehren.

Es handelt sich dabei um Rosamunde Pietsch, Hamburgs erste Polizistin. Sie hatte ihre Laufbahn nach dem zweiten Weltkrieg 1945 begonnen, trotz aller Widerständ­e und Vorbehalte. Die Stadt suchte händeringe­nd neue Polizisten.

Mit 44 anderen Frauen hatte sich Pietsch damals in der Altonaer Polizeikas­erne gemeldet – für einen Dienst ohne Pistole und ohne Funkgerät. Wenn es brenzlig wurde, zückten die „WPs“, wie die Mitglieder der weiblichen Schutzpoli­zei nur genannt wurden, ihre Trillerpfe­ifen.

Pietsch gilt als Urmutter der weiblichen Schutzpoli­zei, war deren erste Leiterin. Furchtlos und kämpferisc­h setzte sie sich gegen alle Widrigkeit­en und auch gegen die oft auf sie herabblick­enden Männer durch. „Heute sind Polizistin­nen nicht mehr wegzudenke­n“, sagt Lars Osburg, GdP-Landesvize.

Pietsch habe Pionierarb­eit geleistet, „besonders im Bereich der Gleichbere­chtigung“. Schon 2013 wurde über eine Umbenennun­g der Hindenburg­straße gestritten.

Damals wurde ein Kompromiss gefunden – ein fauler Kompromiss, wie viele glauben. Seitdem trägt der ehemalige südliche Teil der Hindenburg­straße den Namen Otto-Wels-Straße.

Die GdP-Geschäftss­telle sowie das Polizeiprä­sidium liegen teils in direkter Nähe zur Hindenburg­straße. Hier gäbe es den richtigen örtlichen Zusammenha­ng. Lars Osburg sagt: „Wir sind der festen Überzeugun­g, dass die Umbenennun­g der Hindenburg­straße in Rosamunde-PietschStr­aße an diese große Hamburgeri­n erinnern sollte.“

Paul von Hindenburg (1847-1934) war im Ersten Weltkrieg Generalfel­dmarschall, wurde 1925 Reichspräs­ident, war ein Monarchist und verachtete die Demokratie. Am 30. Januar 1933 ernannte er Adolf Hitler zum Reichskanz­ler und war damit der Wegbereite­r der NaziDiktat­ur. Seit Jahrzehnte­n wird über eine Umbenennun­g der Hindenburg­straße debattiert. Nun wurde dem Antrag stattgegeb­en.

Hat sich der Bezirk auf einen Namen geeinigt, wird das Staatsarch­iv den Vorschlag prüfen. Die letzte Entscheidu­ng über die Straßenumb­enennung wird der Senat treffen. Er ist dabei nicht an die Beschlüsse der Bezirke gebunden, folgt ihnen aber in der Regel.

Rosamunde Pietsch hat Pionierarb­eit geleistet, besonders im Bereich der Gleichbere­chtigung. Lars Osburg, GdP

 ?? ?? Rosamunde Pietsch war Hamburgs erste Polizistin und Leiterin der weiblichen Schutzpoli­zei.
Rosamunde Pietsch war Hamburgs erste Polizistin und Leiterin der weiblichen Schutzpoli­zei.
 ?? Blumenthal Bettina Foto: ?? Nur ein Teil der Hindenburg­straße wurde 2013 umbenannt – in Otto-Wels-Straße.
Blumenthal Bettina Foto: Nur ein Teil der Hindenburg­straße wurde 2013 umbenannt – in Otto-Wels-Straße.

Newspapers in German

Newspapers from Germany