Nach Gift-Skandal: Profs und Studisd sauer über Stillstand auf Uni-Baustelle
ROTHERBAUM Akademiker wegen verschleppter Sanierung des „Pferdestalls“auf Zinne
Sieben Jahre ist es her, dass in einem zentralen Gebäude der Uni Hamburg der krebserregende Giftstoff Napthalin festgestellt wurde. Seitdem war der sogenannte „Pferdestall“am Allendeplatz (Rotherbaum) nur noch eingeschränkt nutzbar. Studenten und Lehrpersonal protestieren nun gegen die verschleppte Sanierung. Am Mittwoch überreichten sie Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) einen Brandbrief.
Sie trafen sich um Viertel nach zwölf vor dem Gebäude, das einmal die Heimat der Sozialwissenschaften in Hamburg war: Studenten mit Coffee-to-go-Bechern und ihre Dozenten oder Professoren mit weißem Haar.
Seit das Ausmaß der Gift-Belastung endgültig feststand, sind sie nicht mehr gemeinsam in einem Haus untergebracht, sondern lehren und lernen quer über den Campus verteilt. Manche Veranstaltungen finden sogar weiter entfernt in Altona statt.
„Das Studentenleben wurde zerschlagen“, beklagt Lars-André Kaufmann (21), Student der Politikwissenschaften. Früher habe es im „Pferdestall“eine belebte Kultur gegeben, bei der man sich auch außerhalb der Lehrveranstaltungen zum Austausch traf. Das sei nun nicht mehr möglich.
Auch Professor Volker Lilienthal, Sprecher des Fachbereichsrates Sozialwissenschaften, kritisiert die durch den Sanierungsstopp entstandene Situation für den gesamten Fachbereich: „Nur weil im Pferdestall nicht mehr gelehrt werden kann, heißt das ja nicht, dass auf dem Campus Seminarräume leer stehen. Die Lehrplanung findet seit bald drei Jahren unter Bedingungen äußerster Raumknappheit statt.“Darüber hinaus seien die Arbeitszusammenhänge durch die Verteilung über die Stadt auseinandergerissen worden. „Früher saßen beispielsweise die Soziologen Tür an Tür. Jetzt ist es sehr aufwendig, sich zu Teambesprechungen zusammenzufinden.“Vergangene Woche wurde auf einer Sitzung des Fachbereichsrats Sozialwissenschaften daher beschlossen, einen Brief an Senatorin Fegebank zu schreiben. Zudem wurde von Studenten ein Flugblatt erstellt.
In diesem wird auch die Übertragung der Verwaltung universitärer Liegenschaften wie des „Pferdestalls“an die städtische SprinkenhofGesellschaft kritisiert. „Die Mitglieder der Universität sollen folglich schon für jede Glühbirne als Bittsteller an die intransparenten Vermieter herantreten, damit mit der Miete der schuldengebremste Haupthaushalt der Stadt umgangen werden kann“, heißt es darin.
Der genaue Inhalt des Briefs an die Wissenschaftssenatorin ist nicht öffentlich. Nur so viel: „Wir möchten einen verlässlichen Zeitplan und einen Finanzierungsplan. Damit der Bau endlich weitergehen kann“, so Professor Lilienthal.
Die Lehrplanung findet seit bald drei Jahren unter Bedingungen äußerster Raumknappheit statt. Prof. Volker Lilienthal
Sie soll bereits seit vielen Jahren in einer Wohnung in Bergedorf gelebt haben. Die 86-jährige Irene S. war zuletzt pflegebedürftig und soll an Demenz gelitten haben. Ihr Sohn (50) kümmerte sich liebevoll um sie. Am Mittwoch wurden beide tot aufgefunden. Die MOPO hat mit Nachbarn der Verstorbenen gesprochen und erklärt, wie der Stand der Ermittlungen ist.
Irene S. wohnte im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses am Friedrich-FrankBogen. Ihr Sohn war zu ihr gezogen, als sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte. Er ist ausgebildeter Pfleger,
kümmerte sich laut Nachbarn liebevoll um seine Mutter. Er sei mit ihr regelmäßig einkaufen gegangen, habe sie zum Arzt begleitet, für sie gekocht.
Ärger oder Streitigkeiten habe es zwischen Mutter und Sohn nicht gegeben, berichten Nachbarn. Sie sollen sehr zurückgezogen in der Dreizimmerwohnung gelebt haben, so wie die meisten Bewohner des Hauses. Enge Verbindungen pflegen die Nachbarn nicht miteinander. Eine Frau machte sich dennoch Sorgen. „Ich hatte länger nichts von den beiden gehört“, sagt sie. Sie habe sich sehr gewundert, zumindest den Sohn so lange nicht gesehen zu haben. „Dazu kam dieser Geruch aus der
Wohnung.“Sie habe daraufhin über den Hausmeister die Polizei informiert. Am Mittwoch öffneten Beamte die Tür und fanden den Sohn und die Mutter tot in der Wohnung. Der Körper des Mannes soll bereits Verwesungsmerkmale aufgewiesen haben. Das erschwert auch die eindeutige Identifizierung des Leichnams, eine für heute geplante Obduktion soll Klarheit bringen. Die Ermittler gehen jedoch nach Informationen der MOPO davon aus, dass es sich bei dem toten Mann um den 50 Jahre alten Oliver S., den Sohn der Mieterin Irene S., handelt.
Ein Verbrechen schließt die Polizei bisher aus. Es gebe einem Sprecher zufolge keine Hinweise auf ein sogenanntes Fremdverschulden. Es scheint nach ersten Ermittlungen möglich, dass der Sohn eines natürlichen Todes starb und später auch die pflegebedürftige, hilflose Mutter.