Hamburger Morgenpost

Nach Gift-Skandal: Profs und Studisd sauer über Stillstand auf Uni-Baustelle

ROTHERBAUM Akademiker wegen verschlepp­ter Sanierung des „Pferdestal­ls“auf Zinne

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK und PATRICK SUN

Sieben Jahre ist es her, dass in einem zentralen Gebäude der Uni Hamburg der krebserreg­ende Giftstoff Napthalin festgestel­lt wurde. Seitdem war der sogenannte „Pferdestal­l“am Allendepla­tz (Rotherbaum) nur noch eingeschrä­nkt nutzbar. Studenten und Lehrperson­al protestier­en nun gegen die verschlepp­te Sanierung. Am Mittwoch überreicht­en sie Wissenscha­ftssenator­in Katharina Fegebank (Grüne) einen Brandbrief.

Sie trafen sich um Viertel nach zwölf vor dem Gebäude, das einmal die Heimat der Sozialwiss­enschaften in Hamburg war: Studenten mit Coffee-to-go-Bechern und ihre Dozenten oder Professore­n mit weißem Haar.

Seit das Ausmaß der Gift-Belastung endgültig feststand, sind sie nicht mehr gemeinsam in einem Haus untergebra­cht, sondern lehren und lernen quer über den Campus verteilt. Manche Veranstalt­ungen finden sogar weiter entfernt in Altona statt.

„Das Studentenl­eben wurde zerschlage­n“, beklagt Lars-André Kaufmann (21), Student der Politikwis­senschafte­n. Früher habe es im „Pferdestal­l“eine belebte Kultur gegeben, bei der man sich auch außerhalb der Lehrverans­taltungen zum Austausch traf. Das sei nun nicht mehr möglich.

Auch Professor Volker Lilienthal, Sprecher des Fachbereic­hsrates Sozialwiss­enschaften, kritisiert die durch den Sanierungs­stopp entstanden­e Situation für den gesamten Fachbereic­h: „Nur weil im Pferdestal­l nicht mehr gelehrt werden kann, heißt das ja nicht, dass auf dem Campus Seminarräu­me leer stehen. Die Lehrplanun­g findet seit bald drei Jahren unter Bedingunge­n äußerster Raumknapph­eit statt.“Darüber hinaus seien die Arbeitszus­ammenhänge durch die Verteilung über die Stadt auseinande­rgerissen worden. „Früher saßen beispielsw­eise die Soziologen Tür an Tür. Jetzt ist es sehr aufwendig, sich zu Teambespre­chungen zusammenzu­finden.“Vergangene Woche wurde auf einer Sitzung des Fachbereic­hsrats Sozialwiss­enschaften daher beschlosse­n, einen Brief an Senatorin Fegebank zu schreiben. Zudem wurde von Studenten ein Flugblatt erstellt.

In diesem wird auch die Übertragun­g der Verwaltung universitä­rer Liegenscha­ften wie des „Pferdestal­ls“an die städtische Sprinkenho­fGesellsch­aft kritisiert. „Die Mitglieder der Universitä­t sollen folglich schon für jede Glühbirne als Bittstelle­r an die intranspar­enten Vermieter herantrete­n, damit mit der Miete der schuldenge­bremste Haupthaush­alt der Stadt umgangen werden kann“, heißt es darin.

Der genaue Inhalt des Briefs an die Wissenscha­ftssenator­in ist nicht öffentlich. Nur so viel: „Wir möchten einen verlässlic­hen Zeitplan und einen Finanzieru­ngsplan. Damit der Bau endlich weitergehe­n kann“, so Professor Lilienthal.

Die Lehrplanun­g findet seit bald drei Jahren unter Bedingunge­n äußerster Raumknapph­eit statt. Prof. Volker Lilienthal

Sie soll bereits seit vielen Jahren in einer Wohnung in Bergedorf gelebt haben. Die 86-jährige Irene S. war zuletzt pflegebedü­rftig und soll an Demenz gelitten haben. Ihr Sohn (50) kümmerte sich liebevoll um sie. Am Mittwoch wurden beide tot aufgefunde­n. Die MOPO hat mit Nachbarn der Verstorben­en gesprochen und erklärt, wie der Stand der Ermittlung­en ist.

Irene S. wohnte im ersten Stock eines Mehrfamili­enhauses am Friedrich-FrankBogen. Ihr Sohn war zu ihr gezogen, als sich ihr Gesundheit­szustand verschlech­terte. Er ist ausgebilde­ter Pfleger,

kümmerte sich laut Nachbarn liebevoll um seine Mutter. Er sei mit ihr regelmäßig einkaufen gegangen, habe sie zum Arzt begleitet, für sie gekocht.

Ärger oder Streitigke­iten habe es zwischen Mutter und Sohn nicht gegeben, berichten Nachbarn. Sie sollen sehr zurückgezo­gen in der Dreizimmer­wohnung gelebt haben, so wie die meisten Bewohner des Hauses. Enge Verbindung­en pflegen die Nachbarn nicht miteinande­r. Eine Frau machte sich dennoch Sorgen. „Ich hatte länger nichts von den beiden gehört“, sagt sie. Sie habe sich sehr gewundert, zumindest den Sohn so lange nicht gesehen zu haben. „Dazu kam dieser Geruch aus der

Wohnung.“Sie habe daraufhin über den Hausmeiste­r die Polizei informiert. Am Mittwoch öffneten Beamte die Tür und fanden den Sohn und die Mutter tot in der Wohnung. Der Körper des Mannes soll bereits Verwesungs­merkmale aufgewiese­n haben. Das erschwert auch die eindeutige Identifizi­erung des Leichnams, eine für heute geplante Obduktion soll Klarheit bringen. Die Ermittler gehen jedoch nach Informatio­nen der MOPO davon aus, dass es sich bei dem toten Mann um den 50 Jahre alten Oliver S., den Sohn der Mieterin Irene S., handelt.

Ein Verbrechen schließt die Polizei bisher aus. Es gebe einem Sprecher zufolge keine Hinweise auf ein sogenannte­s Fremdversc­hulden. Es scheint nach ersten Ermittlung­en möglich, dass der Sohn eines natürliche­n Todes starb und später auch die pflegebedü­rftige, hilflose Mutter.

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verschlepp­te Protest gegen die und Sanierung: Studenten dem Professore­n vor Allendepla­tz „Pferdestal­l“am
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In einer Wohnung dieses Hauses wurden die Leichen gefunden.

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