Hamburger Morgenpost

Wir wurden gefesselt und geknebelt

Sohn und Tochter berichten schlimme Details

- Von ALEXANDER JOSEFOWICZ

Die Verschlepp­ung von Sohn und Tochter der „Block House“-Erbin Christina Block von Dänemark nach Hamburg zieht weiter große Kreise. Nun haben sich offenbar die Kinder, die sich bei ihrem Ex-Mann Stephan Hensel aufhalten, erstmals geäußert – und ein düsteres Bild gezeichnet.

Das, was die 13-Jährige und ihr drei Jahre jüngerer Bruder der Reporterin der „Zeit“geschilder­t haben sollen, klingt wie ein Ausschnitt aus einem Hollywood-Film: Sie seien nicht nur mehrfach nach GPSTracker­n durchsucht worden und stundenlan­g in wechselnde­n Autos von Dänemark bis zu einem Bauernhof an einem unbekannte­n Ort in Süddeutsch­land gefahren worden – die Entführer hätten die beiden Kinder auch geknebelt und gefesselt.

Die Tat, die am Silvestera­bend im Süden Dänemarks begann – Stephan Hensel, der Vater der Kinder, sei von den vermummten Angreifern niedergesc­hlagen worden, heißt es –, findet ihr Ende erst zwei Tage später: Christina Block und die 15 Jahre alte Schwester der beiden, die bei ihrer Mutter in Hamburg lebt, seien am 2. Januar zu dem Bauernhof gekommen. Ein maskierter Mann habe Mutter und die drei Kinder bis nach Hamburg gefahren, bevor sie ein letztes Mal das Auto gewechselt hätten. Im Haus von Christina Block findet die Odyssee ein vorläufige­s Ende. So schildern es die Kinder nun gegenüber der „Zeit“.

Christina Block hat bereits mehrfach bestritten, etwas mit der Entführung zu tun zu haben. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Entziehung Minderjähr­iger unter anderem gegen sie. Ihr Anwalt Otmar Kury legt in der „Bild“nach: „Erneut versucht der durch die Staatsanwa­ltschaft Hamburg wegen der Entziehung der beiden Kinder angeklagte Hensel die schutzbedü­rftigen, minderjähr­igen Kinder öffentlich vorzuführe­n, um sich in der Öffentlich­keit ein besseres Bild zu ergattern, und die wehrlosen Kinder zur weiteren unberechti­gten Diskrediti­erung der Kindesmutt­er zu missbrauch­en.“In Hamburg blieben die Kinder nur wenige Tage: Schon am 5. Januar gibt das Oberlandes­gericht in Hamburg einem Eilantrag von Hensel statt, die beiden sind seitdem zurück bei ihrem Vater, zunächst in einer Wohnung, über die Hensel sagt: „So lebt man auf der Flucht.“

Ende Januar, so heißt es in der „Zeit“weiter, habe die dänische Polizei den Vater, seine neue Partnerin, die gemeinsame Tochter und die drei Kinder, die er mit Christina Block hat, an einen neuen, ebenfalls geheim gehaltenen Ort gebracht. In das Haus, in dem die Familie bis Silvester gewohnt hat, „können wir nicht mehr“, so Hensel: „Wir werden es verkaufen und unter fremden Namen an einen neuen Ort ziehen müssen.“Denn dort sei die Familie beobachtet worden, nicht nur von Journalist­en, sondern auch von Unbekannte­n, die Kameras im Garten versteckt hätten – Blocks Anwälte nennen das paranoide Entführung­sfantasien, Kury wirft Hensel in der „Bild“darüber hinaus vor, er habe „rechtswidr­ig Einfluss auf die Angaben und Aussagen der Kinder genommen“, und kündigt an: „Dies wird Konsequenz­en haben.“

Dass das Gezerre um die Kinder bald ein Ende haben wird, ist also nicht zu erwarten. Zumal Hensel gegenüber der „Zeit“angekündig­t hat, auch das vierte gemeinsame Kind mit Christina Block zu sich holen zu wollen, die 15-Jährige, die zusammen mit ihrer Mutter die Kinder aus Süddeutsch­land abgeholt haben soll: „Sie kann in diesem Umfeld nicht bleiben.“Die älteste Tochter Johanna, die in diesem Jahr volljährig wird, lebt bereits seit 2021 bei ihrem Vater. Von einem gemeinsame­n Sylt-Urlaub war sie zu ihrem Vater ausgerisse­n, schildert Johanna in der „Zeit“: „Es ging einfach nicht mehr.“

Dass laut „Zeit“der Großvater der Kinder – Firmenpatr­iarch Eugen Block, der die Rückkehr der Kinder zu ihrem Vater nach Dänemark als „Ungerechti­gkeit, die zum Himmel schreit“, bezeichnet hatte – nun das Umgangsrec­ht für seine Enkel beantragt hat, dürfte diesen Fall nicht einfacher machen.

Sie seien mehrfach nach GPS-Trackern durchsucht worden, schildern die Kinder.

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Ein Foto aus glückliche­n Tagen: Christina Block mit ihren drei Töchtern

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