„So möchte ich nicht arbeiten“
Die Gründerin der Naturpatisserie „Gleem“macht Schluss
„Wie ist die Lage?“, unser fast täglicher Podcast in Kooperation mit der Gute Leude Fabrik, spürt aktuellen Fragen nach. Hier kommen prominente Lenkerinnen und unbekannte Denker für knapp 15 Minuten zu Wort. Die Auswahl von PR-Profi Lars Meier ist rein subjektiv, aber immer spannend und überraschend. Die heutige Folge mit der Gründerin der Naturpatisserie „Gleem“, Anna Gliemer, wird ermöglicht durch unsere Werbepartnerin, die Triodos Bank – Europas führende Nachhaltigkeitsbank. Den Podcast gibt es in voller Länge auf den üblichen Kanälen und heute um 12 Uhr bei ahoy radio.
Liebe Anna, du stellst nach zehn Jahren die Produktion deiner Naturpatisserie ein. Warum?
Anna Gliemer: Das ist ein komplexes Thema. Unter anderem tragen steigende Personalkosten, Wareneinsatzkosten und die allgemeine Kaufzurückhaltung im Onlineshop dazu bei. Wir haben letztes Jahr einen Pop-up-Store in Eppendorf eröffnet, um nachzuforschen, wie sich der analoge Kauftrend entwickelt. Zwar lief dort der Verkauf etwas besser, aber da ich seit der ersten Stunde alles komplett alleine ohne Investoren getragen habe, musste ich mir schließlich selbst eingestehen, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, einen Schlussstrich zu ziehen.
Wieso hast du alles ohne Investoren gemacht?
Mein Geschäftsmodell ist Handarbeit. Das ist kein Venture-Capital-Fall – Geld reinstecken und in ein paar Jahren wieder rausholen funktioniert da nicht. Wir skalieren sehr langsam. Das heißt, die investierende Person müsste ein Liebhaber sein. Um auf die Zahlen zu kommen, die ein Investor gerne sehen würde, müsste ich alle in der Manufaktur ziemlich peitschen. So möchte ich nicht arbeiten.
Wie geht es jetzt weiter?
Der letzte Produktionstag ist Gründonnerstag. Da hat mein Chef-Patissier seinen letzten Arbeitstag und ich werde die Produktion abgeben. Ich bin aber gerade auch in Gesprächen mit Investoren, die sich gemeldet haben. Jetzt möchte ich zuerst einmal etwas Ruhe reinbringen.