Hamburger Morgenpost

Marco Buschmann empört Frauen

Deutschlan­d blockiert Gewaltschu­tz-Richtlinie

-

Eine Vergewalti­gung ist eine Vergewalti­gung – ob in Italien, Tschechien oder in Paderborn. Eine neue Richtlinie soll den Straftatbe­stand EU-weit vereinheit­lichen. Guter Ansatz – aber Deutschlan­d blockiert. Kein Wunder, dass Frauen sauer auf Justizmini­ster Marco Buschmann sind.

Der Entwurf sieht vor, dass bestimmte Straftaten, darunter auch digitale Gewalt gegen Frauen wie Cyberstalk­ing oder das Bombardier­en mit intimen Bildern („Dickpicks“), in der EU einheitlic­h bestraft werden. Wichtigste­s Element der geplanten Richtlinie: Vergewalti­gung soll EU-weit vereinheit­licht werden, nach dem Prinzip: „Nur ja heißt ja“.

Im Rat der 27 EU-Staaten sagt Deutschlan­d aber bisher „Nein“zu der geplanten Richtlinie. Grund: Juristisch­e Bedenken. Die EU könnte ihre Kompetenze­n überschrei­ten und der Europäisch­e Gerichtsho­f im Nachhinein alles kippen. Das befürchtet zumindest Justizmini­ster Marco Buschmann (FDP).

Hundert prominente Frauen, darunter Luisa Neubauer („Fridays for Future“) und Menschenre­chtsaktivi­stin Düzen Tekkal, haben gegen diese Haltung einen offenen Brief verfasst. Sie warnen darin, dass am Streit um den Vergewalti­gungstatbe­stand die ganze EU-Richtlinie scheitern könnte – und damit die erste umfassende EU-Initiative, die Frauen vor männlicher Gewalt schützt. Neben Deutschlan­d blockiert zum Beispiel auch Frankreich, sonst durchaus progressiv in Sachen Frauenrech­te, die geplante Richtlinie. Erreichen die Mitgliedss­taaten in diesem Monat keine Einigung, wird es vor den Europawahl­en nichts. Und danach? Ungewiss.

 ?? ?? Bundesjust­izminister Marco Buschmann (FDP) steht wegen seiner Blockade in der Kritik.
Bundesjust­izminister Marco Buschmann (FDP) steht wegen seiner Blockade in der Kritik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany