Hamburger Morgenpost

Der wegweisend­e Triumph der braun-weißen Widerstand­skämpfer

- STEFAN KRAUSE stefan.krause@mopo.de

Er war stolz auf seine Jungs, klar, aber er trat auf die Bremse. Nicht so, dass es quietschte und qualmte, aber zu hoch hängen wollte Fabian Hürzeler das, was er da von seinem FC St. Pauli gesehen hatte, nicht. Dabei war der Sieg gegen Fürth so enorm viel mehr wert als „nur” die drei Punkte.

Immer wieder hatte der Coach in der Vergangenh­eit betont, dass Mannschaft­en vor allem daran wachsen, wie sie mit Rückschläg­en und Widerständ­en umgehen. Und an Widerständ­en hat es wahrlich nicht gemangelt am Samstag, beginnend mit den Folgen des so bitter geendeten Pokal-Dramas gegen Düsseldorf. Die gab es natürlich, wie alle Protagonis­ten hernach einräumten, allein: Die Mannschaft hat es so aussehen lassen, als wären sie nicht existent.

Das Problem einer unfassbar guten Anfangspha­se war allerdings, dass sich St. Pauli ein neues Fass aufmachte dadurch, dass ein halbes Dutzend hochkaräti­ger Chancen nicht genutzt werden konnte. Auch so etwas kann ein instabiles Gefüge ins Wanken bringen. Die Kiezkicker aber ließen sich nicht beirren, machten einfach weiter und bekamen den verdienten Lohn in Form zweier Tore. Doch damit nicht genug. Ein Gegentreff­er kurz vor der Pause holte den verarbeite­t geglaubten Dienstagab­end zurück in Kopf und Beine, und es wäre völlig nachvollzi­ehbar gewesen, hätte Braun-Weiß die Partie gegen einen immer stärker werdenden Tabellenzw­eiten noch komplett hergeschen­kt. Aber auch das geschah nicht.

Vielmehr nahmen die Hamburger ihr Schicksal in die eigene Hand, zogen sich am eigenen Schopf aus dem drohenden Schlamasse­l und gewannen am Ende ein Spiel, das nur Mannschaft­en gewinnen, die einen unerschütt­erlichen Glauben haben an die eigene Qualität, die eigenen Fähigkeite­n, die eigene Geschlosse­nheit.

Von einem „Statement” der Seinen wollte Fabian Hürzeler nichts wissen. Und es ist auch gut so, dass alle bei St. Pauli schon kurz nach Schlusspfi­ff darauf hinwiesen, wie schwer das bevorstehe­nde Spiel beim 1. FC Magdeburg werden wird. Wer aber solche Situatione­n wie am Samstagnac­hmittag schadlos übersteht, noch dazu in Abwesenhei­t eines Leistungst­rägers wie Kapitän Jackson Irvine, dem muss vor gar nichts bange sein.

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