Hamburger Morgenpost

Den tress weg

- PAULINE REIBE pauline.reibe@mopo.de

Die Musik dröhnt in den Ohren, bunte Lichter flackern und gut gelaunte Frauen tanzen ausgelasse­n: Die Party im „Kent Klub“an der Stresemann­straße ist auf ihrem Höhepunkt. Dabei ist es nicht etwa 2 Uhr morgens, sondern gerade mal 22 Uhr. Und die Gäste sind nicht etwa Feierbiest­er, sondern teilweise zum ersten Mal seit fünf Jahren in einem Club. Die Partyreihe „Mama geht tanzen“trifft den Nerv der Zeit. Und die Veranstalt­er legen nach.

Die ersten Monate mit Baby sind aufregend. Man lernt sich kennen, verbringt ganz viel Zeit miteinande­r und verspricht sich als Paar, die Kinderbetr­euung immer gerecht aufzuteile­n. Doch oft ist es am Ende eben doch die Mutter, die die meiste CareArbeit leistet. Und der nach ein paar Jahren auffällt, dass ihr letzter Club-Besuch nur noch eine dunkle Erinnerung ist.

„Wir waren 2017 das letzte Mal auf einer Party“, erzählt die zweifache Mutter Simi (36), die mit sieben Freundinne­n auf der „Mama geht tanzen“-Party im „Kent Club“in Altona-Nord feiert. Fünf von ihnen haben sich mittlerwei­le losggeeist und feiern direkt vor dem Pult von DJane Stephanieh Hopp. Simi, Laura (35) und Carola (36) tanzen voller Inbrunst. Man bekommt schon fast ein schlechtes Gewissen, sie für ein kurzes Gespräch zu entführen, weil man ihre kostbare „Me-Time“nicht verschwend­en will.

Spaß haben sie sichtlich: Mit ihren schicken PartyOutfi­ts tanzen sie mit einem Dauergrins­en im Gesicht. „Es ist so schön, endlich mal nicht Mama, sondern ich selbst zu sein“, sagt Laura. „Das Party-Ende um 23 Uhr macht es möglich, dass wir morgen um 6 Uhr wieder für unsere Kinder am Start sind.“

Carola fügt hinzu: „Wir werden definitiv bis 23 Uhr durchtanze­n!“Die drei verabschie­den sich und sind schon wieder auf ihrem alten Tanzplatz. Um sie herum Mütter aller Altersgrup­pen, manche tanzen, manche trinken, nur unterhalte­n wird bei der Lautstärke schwierig: Es wirkt, als wolle die DJane den Frauen alle Gedanken an den Alltag aus dem Gehirn pusten.

An diesem Abend passen die Väter auf die jeweils zwei Kinder (zwei bis fünf Jahre) der drei Frauen auf. Und auch wenn das sehr lobenswert ist, fragt man sich doch, ob sie das nicht regelmäßig­er tun könnten. Und ob die Kindererzi­ehung in Partnersch­aften wirklich so gerecht aufgeteilt ist, wie viele sich einreden.

„Im Alltag sind vor allem die Mütter eingespann­t“, sagt auch Organisato­rin Alicja Behrens (42) aus Meiendorf, selbst Mutter einer siebenjähr­igen Tochter. Sie ist Franchise-Nehmerin der Partyreihe, die eigentlich aus Wuppertal kommt. „Hamburg hat so was gebraucht“, sagt sie, während sie zufrieden auf einem schwarzen Ledersesse­l im Barbereich sitzt.

Die Party ist ein voller Erfolg. „Anfang Dezember war sie ausverkauf­t. Die nächste im März war innerhalb von drei Stunden ausverkauf­t und die darauf brauchte nur zwanzig Minuten.“Zweimal im Monat wollen die Muttis jetzt feiern, einmal im „Kent Club“und einmal im „Moondoo“auf dem Kiez. „Es ist schön, den Frauen diesen Raum zu geben. Keine Zwänge – jeder zieht das an, worin er sich gerade wohlfühlt. Es sind drei Stunden mit Freunden, um mal wieder man selbst zu sein.“Das sind die Frauen an diesem Abend: Sie singen lauthals, tanzen ausgelasse­n und feiern das Leben, bis um 23 Uhr die Lichter ausgehen – damit sie fit sind für einen neuen Tag voller Familienwa­hnsinn.

Das Party-Ende um 23 Uhr macht es möglich, dass wir morgen um 6 Uhr wieder für unsere Kinder am Start sind. Laura (35), Partygast

 ?? ?? Carola (36), Laura (35) und Simi (36, v.l.) genießen die „Mama geht tanzen“-Party im „Kent Club“in vollen Zügen.
Wenn DJane Stefanie Hopp auflegt, wird es voll auf der Tanzfläche.
Carola (36), Laura (35) und Simi (36, v.l.) genießen die „Mama geht tanzen“-Party im „Kent Club“in vollen Zügen. Wenn DJane Stefanie Hopp auflegt, wird es voll auf der Tanzfläche.

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