Hamburger Morgenpost

Abriss-Start rund um die Sternbrück­e

ALTONA Anwohner-Protest lässt die Deutsche Bahn kalt – sie spricht aber von „Missverstä­ndnis“

- Von SILVIA RISCH

An der Sternbrück­e wird es ernst: Obwohl es noch keine offizielle Baugenehmi­gung für das geplante neue Bauwerk gibt, hat die Deutsche Bahn gestern mit den ersten Arbeiten für den Abriss begonnen. Arbeiter rückten mit einem Bagger an, sperrten den Fußweg, kappten Versorgung­sleitungen – trotz Protesten der Anwohner und Initiative­n. Das Bezirksamt Altona hat die Genehmigun­g für den Abriss von neun Gebäuden schon erteilt. Warum die Deutsche Bahn plötzlich von „Missverstä­ndnissen“spricht.

Seit Jahren steht die geplante Erneuerung der Sternbrück­e an der Max-Brauer-Allee/Ecke Stresemann­straße in der Kritik. Anwohner und Initiative­n halten das Projekt für überdimens­ioniert. Auch mehrere Musik-Clubs wie „Astra Stube“und „Waagenbau“mussten weichen. Als Anwohner nun Flyer der Deutschen Bahn in ihren Briefkäste­n fanden, die erste Abriss-Arbeiten schon ab dem 5. Februar ankündigen, kochten die Emotionen über. Denn eine offizielle Baugenehmi­gung für die neue Brücke gibt es noch gar nicht. „Schon jetzt Bäume zu fällen und Häuser abzureißen tritt den Rechtsstaa­t mit Füßen“, kritisiert Marlies Thätner, Sprecherin der Initiative Sternbrück­e. Trotzdem starteten am Montag die ersten Maßnahmen bei der Sternbrück­e. Arbeiter bauten auf dem Gehweg an der Max-Brauer-Allee Absperrung­en auf, baggerten Gas- und Stromleitu­ngen frei, um sie zu kappen. „Der Rückbau der Gebäude wird derzeit im ersten Baufeld vorbereite­t“, sagt ein BahnSprech­er auf MOPO-Nachfrage. „So wird beispielsw­eise die Kampfmitte­lsondierun­g fortgesetz­t, die Verkehrsfü­hrung an der Brücke eingericht­et sowie Baugrund an den Kasematten verstärkt und befestigt.“

Das Bezirksamt Altona hat sogar schon die Abrissgene­hmigungen für neun Gebäude im Umfeld der Sternbrück­e erteilt, so ein Sprecher zur MOPO. Dabei handele es sich um eines an der Eifflerstr­aße, um vier an der Max-Brauer-Allee und vier an der Stresemann­straße. „Das bedeutet,, dass diese vorbehaltl­ich der Zustimmung des Denkmalsch­utzamtes – falls diese erforderli­ch ist – abgerissen werden dürfen“, heißt es. „Die Genehmigun­g ist hierfür unabhängig vom Planfestst­ellungsver­fahren zur Sternbrück­e zu betrachten, weil ein Abriss der Gebäude auch erfolgen könnte, wenn es keinen Neubau der Sternbrück­e

gäbe.“Allerdings rudert die Deutsche Bahn nun offenbar zurück: Anders als auf dem Flyery und auf ihrer Internetse­ite angekündig­t – es war schon von Abbruchrob­otern die Rede – wolle man mit dem kompletten Abriss der Gebäude und dem Fällen der Bäume warten, bis der Planfestst­ellungsbes­chluss vorliegt. „Wir haben unsere Webseite heute entspreche­nd aktualisie­rt und bedauern, dass es hier zu Missverstä­ndnissen gekommen ist“, so ein Bahn-Sprecher zur MOPO. Man habe die Anwohner nur rechtzeiti­g über die geplanten Vorarbeite­n informiere­n wollen.

Sie ist das Wahrzeiche­n des Hafens, rund dreieinhal­b Kilometer lang, 135 Meter hoch – und in gut zehn Jahren wohl nur noch eine Erinnerung: Die Köhlbrandb­rücke soll abgerissen werden – die Schäden am Beton seien nicht mehr dauerhaft reparabel, sagen Fachleute. Doch nun machen sich Denkmalsch­ützer für den Erhalt des fast 50 Jahre alten Bauwerks stark.

Mehr als 2000 Menschen haben die Petition „Köhlbrandb­rücke: Senat muss Erhalt prüfen!“auf Change.org schon unterschri­eben. Gestartet hat die Aktion, adressiert an Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD), der Denkmalver­ein Hamburg. Unterstütz­er sind unter anderem der Bund Deutscher Architekte­n Hamburg, die Hamburgisc­he Architekte­nkammer und die Hamburger Stiftung Baukultur. Das Hauptargum­ent des Denkmalver­eins: Die Brücke sei ein unverzicht­barer Bestandtei­l der Hamburger StadtSilho­uette, vergleichb­ar mit dem Michel, und liege vielen Hamburgern am Herzen. „Niemand käme auf die Idee, den Michel wegen Bauschäden abzureißen“, heißt es in der Petition. „Ob Hamburgs bekanntest­e Kirche erhalten werden kann, würde gar nicht gefragt werden, sondern allein

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Der Fuß- und Radweg an der Max-Brauer-Allee wurde schon aufgerisse­n.
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Auch ohne Genehmigun­g für den Neubau treibt die Deutsche Bahn die Vorbereitu­ngen voran.
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Für Musik-Fans eine Institutio­n: Die „Astra Stube“musste schließen.

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