Vuskovic hofft jetzt auf ein schnelles Urteil
DOPING CAS-Prozess terminiert. Kroate will Klarheit, wird im Mai aber nicht mehr spielen. Es geht um seine Karriere
Die Gedankenspiele, die selbst im Umfeld des wegen Dopings seit fast 15 Monaten gesperrten Mario Vuskovic existierten, hatten beinahe romantische Züge: Es ist der 34. Spieltag, am 19. Mai 2024 läuft die letzte reguläre Partie der Saison gegen den 1. FC Nürnberg, der HSV-Aufstieg steht aber unabhängig vom Ergebnis schon fest – und fünf Minuten vor Schluss wird Mario Vuskovic eingewechselt. Es ist ein Szenario für HSV-Romantiker – das aber nur hätte in Erfüllung gehen können, wenn der Prozess vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) schon im März stattgefunden hätte.
Tatsächlich aber wurden die beiden Verhandlungstage nun auf den 14. und 15. Mai terminiert, wenige Tage also vor dem Saisonfinale – ein schnelles Vuskovic-Comeback im Falle eines Freispruchs gilt allerdings als ausgeschlossen. Und so gilt auf allen Ebenen vorerst weiter die Devise: warten. Immerhin aber steht er nun, der Prozess-Termin in Lausanne (Schweiz). Schon für den Dezember war ein Zeitfenster geblockt worden, schließlich aber wurde der Termin gecancelt und es war klar, dass es mit der Findung eines neuen dauern würde
– da Vuskovic, die Anti-Doping-Agenturen NADA und WADA sowie der ebenfalls am Verfahren beteiligte DFB zahlreiche, vielbeschäftigte Experten aus vielen Ländern auf ihrer jeweiligen Seite wissen. Ein gemeinsamer Vorschlag aller Parteien an den CAS sah sogar einen früheren Termin als im Mai vor, das Gericht aber schlug zwei alternative Zeitfenster vor – und der 14. und 15. Mai traf auf breite Zustimmung. Mit einem schnellen Urteil sofort nach den beiden Verhandlungstagen ist aber nicht zu rechnen. Weder in die eine Richtung: die Sperre wird wie von WADA und NADA angestrebt von zwei auf vier Jahre verdoppelt. Noch in die andere: der von seiner Unschuld überzeugte Vuskovic wird anders als noch vor dem DFB-Sportgericht freigesprochen. Gerade beim Eintreten von letzterem Szenario erhofft sich das Lager des Kroaten eine zeitnahe Verkündung des Urteils binnen weniger Wochen nach dem Termin. Zumal es um die sportliche Karriere eines 22-Jährigen geht, der den Großteil seiner bis dato gültigen ZweijahresSperre im Mai schon verbüßt haben wird.
Je länger die zeitliche Herauszögerung noch sein wird, desto weniger wäre ein Prozesserfolg für Vuskovic logischerweise wert. Der Wunsch nach einer zügigen Entscheidung soll bei den zuständigen drei CAS-Richtern im Vorfeld des finalen Prozesses daher noch einmal platziert werden. Und die Erfahrung der Verhandlungsführer soll die Vuskovic-Seite in dieser Hinsicht zumindest positiv stimmen – bei allem Unverständnis darüber, dass der Prozess nicht längst schon stattgefunden hat.
Nach MOPO-Informationen liefen die jeweiligen Fristen für die Berufungserwiderungen am vergangenen Freitag ab. Hintergrund ist, dass alle Parteien das angreifbare Urteil des DFBSportgerichts aus dem April des Vorjahres angefochten hatten. Die Anwälte von Vuskovic erhielten am Montag Post und können – auf Basis der Argumente der Gegenseite – ihre Strategie für den Prozess nun weiter konkretisieren.
Vor dem CAS wird es im Mai darum gehen, welche Gutachter die Richter besser überzeugen können. Das Vuskovic-Lager setzt hierbei auf den kanadischen Proteinchemiker David Chen, der seinerseits von einem falsch-positiven Dopingtest überzeugt ist. Der Ausgang des GutachterBattles in der Schweiz ist schwer zu prognostizieren – an ein schnelles Urteil und einen Einsatz des HSV-Profis noch in dieser Saison glaubt aber keiner mehr.