Hamburger Morgenpost

Hier ist Schluss mit Schrägpark­en

Bezirk duldet illegal abgestellt­e Autos nicht mehr – das kostet Hunderte Stellplätz­e

- Von DANIEL DÖRFFLER

Ob Fußgänger, Rad- oder Autofahrer – wer in den Wohnstraße­n südlich des Eppendorfe­r Parks unterwegs ist, weiß: Platz ist hier Mangelware. Pkw quetschen sich vorbei an Lieferfahr­zeugen, Radler können wegen der Enge kaum sicher überholt werden. Ein Grund dafür sind die vielfach schräg geparkten Fahrzeuge am Straßenran­d. Dieser Praxis hat der Bezirk Nord den Kampf angesagt: Barrieren sollen das Querparken künftig unterbinde­n. Wie die MOPO exklusiv erfuhr, sind die Baumaßnahm­en dazu im Abendroths­weg (HoheluftOs­t) inzwischen abgeschlos­sen. Jetzt ist die nächste Straße fällig.

Schräg parkende Autos werden in Wohngebiet­en schnell zum Hindernis: Sie knapsen nicht nur der Straße wertvollen Platz ab, sondern ragen mit ihren Schnauzen oft bis auf den Gehweg hinaus und behindern damit die Fußgänger.

Der Bezirk Nord hatte bereits 2018 beschlosse­n, diesen Missstand im Rahmen einer neuen Fußgängers­trategie zu bekämpfen. Das erklärte Ziel: Passanten mehr Platz einräumen, auch auf Kosten von Parkplätze­n. Dazu sollte das Schrägpark­en im Abendroths­weg – in Tempo-30-Zonen eigentlich verboten – durch das Aufstellen von Fahrradbüg­eln am Gehwegrand verhindert werden. Autos können so nur noch parallel zur Straße stehen.

Das Bezirksamt Nord sagte der MOPO nun, dass die

Umbaumaßna­hmen abgeschlos­sen sind: „Die Fußverkehr­sstrategie für HoheluftOs­t geht weiter voran“, so Bezirksamt­sleiter Michael Werner-Boelz (Grüne). „Ich freue mich über die fertiggest­ellte Maßnahme im Abendroths­weg und das Plus an Lebensqual­ität vor Ort.“Neben den Fahrradbüg­eln stellte der Bezirk Parkbänke auf. Dazu wurden an mehreren Stellen Asphaltflä­chen durch Grand, also groben Sand, ersetzt, damit Regenwasse­r besser versickern kann. Zuvor wurde bereits der Parkraum in der Heider Straße, dem Eppendorfe­r Weg und der Straße Falkenried neu geordnet. Als Nächstes ist die Husumer Straße an der Reihe: „Die Arbeiten haben bereits begonnen“, so Werner-Boelz. Die rund 500 Meter lange

Husumer Straße verläuft teilweise parallel zum Abendroths­weg und liegt ebenfalls in einer Tempo-30-Zone: Das lange tolerierte Querparken war auch hier nie erlaubt. Bei einem Ortsbesuch mit der MOPO im Sommer 2022 sagte der Amtsleiter dazu: „Ich möchte hier nichts verbieten, sondern einfach nur geltendes Recht durchsetze­n.“Circa fünf Wochen sollen die Baumaßnahm­en dauern und im Laufe des März abgeschlos­sen sein. Kostenpunk­t: etwa 230.000 Euro.

Mit seinem Vorhaben hatte sich Werner-Boelz in der Bezirkspol­itik nicht nur Freunde gemacht. So kritisiert­e der CDU-Fraktionsv­ize Ekkehart Wersich: „Ein Mehrwert ist kaum erkennbar. Lediglich die Straße für den Autoverkeh­r würde breiter werden, was in den 30er Zonen zu schnellere­m Fahren einlädt.“

Die FDP sah gar ideologisc­he Motive am Werk. „Die Reduktion und Verknappun­g weiterer Parkplätze“sei das eigentlich­e Ziel, schrieb die Fraktion damals.

Über die Frage, wie viele Stellplätz­e durch den Umbau verloren gehen, herrscht Uneinigkei­t: Während die FDP von bis zu 300 Plätzen ausging, sprach die CDU von 200. Bezirksamt­ssprecher Alexander Fricke betont hingegen, dass das bisherige Schrägpark­en widerrecht­lich stattfand. Daher verändere sich durch das neue regelkonfo­rme Parken auch nicht die Anzahl der möglichen Parkstände. Gleichwohl werden durch die Neuerung künftig weniger Autos auf der Husumer Straße Platz finden. Wie viele es konkret sein werden, beantworte­te der Bezirk auf Nachfrage nicht. Tatsächlic­h ist die genaue Zahl schwer zu beziffern, da es in der Straße keine Parkplatzm­arkierunge­n gibt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die Zahl der de facto nutzbaren Plätze um ein Drittel bis die Hälfte verringert. „Ich vertrete die Ansicht, dass, wenn jemand sich privat ein Auto anschafft, er auch selbst dafür sorgen muss, wo er es abstellt. Die Stadt ist nicht dafür da, für all diese Wagen einen Parkplatz zu stellen“, sagte Bezirksamt­sleiter Werner-Boelz damals der MOPO.

Ich möchte hier nichts verbieten, sondern einfach nur geltendes Recht durchsetze­n. Michael Werner-Boelz, Bezirksche­f in Hamburg-Nord

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Schräges Parken auf der Husumer Straße wurde bisher geduldet, obwohl es nicht erlaubt ist.
 ?? ?? Am Abendroths­weg sind die Baumaßnahm­en abgeschlos­sen: Bügel verhindern hier das Schrägpark­en – die Fußgänger haben nun wieder mehr Platz.
Am Abendroths­weg sind die Baumaßnahm­en abgeschlos­sen: Bügel verhindern hier das Schrägpark­en – die Fußgänger haben nun wieder mehr Platz.
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