Hier ist Schluss mit Schrägparken
Bezirk duldet illegal abgestellte Autos nicht mehr – das kostet Hunderte Stellplätze
Ob Fußgänger, Rad- oder Autofahrer – wer in den Wohnstraßen südlich des Eppendorfer Parks unterwegs ist, weiß: Platz ist hier Mangelware. Pkw quetschen sich vorbei an Lieferfahrzeugen, Radler können wegen der Enge kaum sicher überholt werden. Ein Grund dafür sind die vielfach schräg geparkten Fahrzeuge am Straßenrand. Dieser Praxis hat der Bezirk Nord den Kampf angesagt: Barrieren sollen das Querparken künftig unterbinden. Wie die MOPO exklusiv erfuhr, sind die Baumaßnahmen dazu im Abendrothsweg (HoheluftOst) inzwischen abgeschlossen. Jetzt ist die nächste Straße fällig.
Schräg parkende Autos werden in Wohngebieten schnell zum Hindernis: Sie knapsen nicht nur der Straße wertvollen Platz ab, sondern ragen mit ihren Schnauzen oft bis auf den Gehweg hinaus und behindern damit die Fußgänger.
Der Bezirk Nord hatte bereits 2018 beschlossen, diesen Missstand im Rahmen einer neuen Fußgängerstrategie zu bekämpfen. Das erklärte Ziel: Passanten mehr Platz einräumen, auch auf Kosten von Parkplätzen. Dazu sollte das Schrägparken im Abendrothsweg – in Tempo-30-Zonen eigentlich verboten – durch das Aufstellen von Fahrradbügeln am Gehwegrand verhindert werden. Autos können so nur noch parallel zur Straße stehen.
Das Bezirksamt Nord sagte der MOPO nun, dass die
Umbaumaßnahmen abgeschlossen sind: „Die Fußverkehrsstrategie für HoheluftOst geht weiter voran“, so Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz (Grüne). „Ich freue mich über die fertiggestellte Maßnahme im Abendrothsweg und das Plus an Lebensqualität vor Ort.“Neben den Fahrradbügeln stellte der Bezirk Parkbänke auf. Dazu wurden an mehreren Stellen Asphaltflächen durch Grand, also groben Sand, ersetzt, damit Regenwasser besser versickern kann. Zuvor wurde bereits der Parkraum in der Heider Straße, dem Eppendorfer Weg und der Straße Falkenried neu geordnet. Als Nächstes ist die Husumer Straße an der Reihe: „Die Arbeiten haben bereits begonnen“, so Werner-Boelz. Die rund 500 Meter lange
Husumer Straße verläuft teilweise parallel zum Abendrothsweg und liegt ebenfalls in einer Tempo-30-Zone: Das lange tolerierte Querparken war auch hier nie erlaubt. Bei einem Ortsbesuch mit der MOPO im Sommer 2022 sagte der Amtsleiter dazu: „Ich möchte hier nichts verbieten, sondern einfach nur geltendes Recht durchsetzen.“Circa fünf Wochen sollen die Baumaßnahmen dauern und im Laufe des März abgeschlossen sein. Kostenpunkt: etwa 230.000 Euro.
Mit seinem Vorhaben hatte sich Werner-Boelz in der Bezirkspolitik nicht nur Freunde gemacht. So kritisierte der CDU-Fraktionsvize Ekkehart Wersich: „Ein Mehrwert ist kaum erkennbar. Lediglich die Straße für den Autoverkehr würde breiter werden, was in den 30er Zonen zu schnellerem Fahren einlädt.“
Die FDP sah gar ideologische Motive am Werk. „Die Reduktion und Verknappung weiterer Parkplätze“sei das eigentliche Ziel, schrieb die Fraktion damals.
Über die Frage, wie viele Stellplätze durch den Umbau verloren gehen, herrscht Uneinigkeit: Während die FDP von bis zu 300 Plätzen ausging, sprach die CDU von 200. Bezirksamtssprecher Alexander Fricke betont hingegen, dass das bisherige Schrägparken widerrechtlich stattfand. Daher verändere sich durch das neue regelkonforme Parken auch nicht die Anzahl der möglichen Parkstände. Gleichwohl werden durch die Neuerung künftig weniger Autos auf der Husumer Straße Platz finden. Wie viele es konkret sein werden, beantwortete der Bezirk auf Nachfrage nicht. Tatsächlich ist die genaue Zahl schwer zu beziffern, da es in der Straße keine Parkplatzmarkierungen gibt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die Zahl der de facto nutzbaren Plätze um ein Drittel bis die Hälfte verringert. „Ich vertrete die Ansicht, dass, wenn jemand sich privat ein Auto anschafft, er auch selbst dafür sorgen muss, wo er es abstellt. Die Stadt ist nicht dafür da, für all diese Wagen einen Parkplatz zu stellen“, sagte Bezirksamtsleiter Werner-Boelz damals der MOPO.
Ich möchte hier nichts verbieten, sondern einfach nur geltendes Recht durchsetzen. Michael Werner-Boelz, Bezirkschef in Hamburg-Nord