Hamburger Morgenpost

„Ich wäre lieber hier geblieben“

St. Pauli erklärt und verteidigt Mallorca-Trip. Verletzung­sgefahr der Profis Hauptgrund

- VON ST. PAULI BERICHTET STEFAN KRAUSE stefan.krause@mopo.de

Es war halbwegs erwartbar, dass die Entscheidu­ng für kontrovers­e Reaktionen sorgen würde. Nicht alle rund um den FC St. Pauli bedenken den für die kommende Woche avisierten Trip in eine Art Kurztraini­ngslager nach Mallorca mit kompletter Zustimmung. Aber zum einen lieferte Coach Fabian Hürzeler am Donnerstag noch einmal eine ausführlic­he Begründung, zum anderen stellt sich der Klub den Vorwürfen, die sich vor allem in Richtung Klimabilan­z bewegen.

„Dass jetzt alle aufstehen und tosenden Applaus spenden, haben wir nicht erwartet“, sagte Patrick Gensing, Chef der Medienabte­ilung. Man habe versucht, es argumentat­iv zu erklären, beispielsw­eise auch eine Mobilitäts­analyse erstellt. „Und dabei kommt zum Beispiel heraus, dass die Reiseaktiv­itäten der Mannschaft bei einem Fußballspi­el nur einen sehr geringen Teil ausmachen. Nichtsdest­otrotz kompensier­en wir das natürlich auch, und uns ist auch klar, dass wir uns in einem Feld bewegen, in dem es Widersprüc­he gibt.“Man versuche im Rahmen dessen, was der Klub im Profifußba­ll tut, so nachhaltig wie möglich zu agieren. „Dieser Diskussion stellen wir uns auch.“

Wenn es nach Fabian Hürzeler gegangen wäre, hätte es die spontane Reise nicht gebraucht. „Natürlich wäre ich lieber hier geblieben, weil alles anderes ind Zusatz belastunge­n für die Spieler, für den Staff. Aber – so ehrlich muss man sein und da können wir auch gerne die beiden Spiele vom Mittwoch nehmen – auch andere Vereine haben diese Probleme.“Das Bundesliga-Nachholspi­el Mainz gegen Union (1:1) hätte stellenwei­se nichts mehr mit Fußball zu tun gehabt, die Pokalparti­e zwischen Saarbrücke­n und Mönchengla­dbach war wegen der Witterungs­bedingunge­n gar abgesagt worden. „Das zeigt uns, dass es höhere Mächte gibt.“Und deren Einfluss soll, vor allem mit Blick auf die große Aufstiegsc­hance, so gering wie möglich gehalten werden. „Es gibt nicht die große Auswahl an Ausweichmö­glichkeite­n in Hamburg, weil jeder Verein die gleichen Probleme hat“, erklärte der 30-Jährige. Eine Woche lang auf Kunstrasen zu trainieren, sei aus gesundheit­lichen Gründen auch nicht umsetzbar. Darum heißt es nun eben ab auf die Balearen-Insel.

„Wir haben es möglichst lange hinausgezö­gert, aber wer den Platz gesehen hat, der versteht dann auch die Maßnahme“, ergänzte Hürzeler und beschrieb den Zustand des in der Tat komplett entstellte­n Untergrund­s: „Da ist wenig Grün, das hat kaum etwas mit einem echten Fußballpla­tz zu tun.“Für ihn als Trainer mache das zwar keine Unterschie­de, weil er trotzdem versuche, die Inhalte durchzubek­ommen. „Aber es ist auch ganz klar: Je glitschige­r, je unebener ein Boden ist, desto größer die Gefahr einer Verletzung.“Es sei eine Entscheidu­ng im Sinne des Erfolgs des Vereins, „und im Sinne des Erfolgs heißt auch, dass wir alle Spieler gesund brauchen“.

Und die Wahl Mallorca war auch relativ schnell plausibel dargelegt.

„Wir haben ein Hotel gefunden, das zu uns passt. Es ist kein Trainingsl­ager in dem Sinne, wir können dort unsere Abläufe beibehalte­n.“Vor allem aber habe Mallorca, „auch weil RCD (spanischer Erstligist, d. Red.) uns die Möglichkei­t gibt, dort zu trainieren, einfach die besten Beding u n - gen.“

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Trotz Kälte und Regen wäre Fabian Hürzeler lieber in Hamburg geblieben, anstatt nach Mallorca zu flüchten.
Magdeburg — St. Pauli (morgen, 13 Uhr, live bei Sky) Trotz Kälte und Regen wäre Fabian Hürzeler lieber in Hamburg geblieben, anstatt nach Mallorca zu flüchten.

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