Hamburger Morgenpost

Streit um Lindners Aktienmark­t-Rente

„Generation­enkapital“nur auf Pump möglich?

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BERLIN – Die Ampel war auch angetreten mit dem Verspreche­n, das Rentensyst­em zu reformiere­n. Ja, fast zu revolution­ieren. Die SPD wollte das Rentennive­au dauerhaft auf 48 Prozent des Durchschni­ttseinkomm­ens halten, die FDP wollte gar eine „Aktienrent­e“einführen. Und dann passierte lange – nichts. Just als wieder Bewegung in die Sache kommt, gibt es schon wieder erste Zweifel. Droht der Ampel der nächste Krach?

Die „Aktienrent­e“war zu Beginn der Legislatur schnell verschoben worden. Aber eine Art Light-Version davon hatte Christian Lindner (FDP) zunächst doch durchgeset­zt – so schien es zumindest. Das sogenannte „Generation­enkapital“.

Die Idee dahinter: Der Staat leiht sich Geld. Damit agiert er am Kapitalmar­kt. Und mit der so erzielten Rendite wird geholfen, die Rente zu finanziere­n. Auch Beitragsza­hler sollen so geschützt werden, nicht zu hohe Beiträge zahlen zu müssen. Noch vor einem Jahr sagte Lindner auf einer Veranstalt­ung nicht ohne Stolz dazu: „Wir denken jetzt wirklich an übermorgen.“Im Haushalt 2024 wurde nun der Start des „Generation­enkapitals“eigentlich beschlosse­n. Noch im ersten Halbjahr plant die Ampel laut „Spiegel“den großen Aufschlag: Lindners Idee kombiniert mit den 48 Prozent der SPD. Zwölf Milliarden stehen laut Haushaltsp­lan bereit.

Aber: Sofort kamen massive Bedenken auf. Denn erstens kann die Idee nur auf Pump finanziert werden – an der Schuldenbr­emse vorbei. Die vorgesehen­en Milliarden werden nach AmpelLesar­t nicht ausgegeben, sondern angelegt.

Und zweitens soll die Investitio­nssumme

Die Rechnung lädt die Ampel bei Beitragsun­d Steuerzahl­ern ab. „Wirtschaft­sweiser“Martin Werding

jährlich um drei Prozent erhöht werden. In zehn Jahren könnte die Summe sich so auf mehr als 200 Milliarden Euro anhäufen. „Die Rechnung lädt die Ampel bei Beitrags- und Steuerzahl­ern ab“, klagt der „Wirtschaft­sweise“Martin Werding.

Auch Gewerkscha­ften und Grüne haben teils Bedenken: Wenn der Lindner-Plan nicht aufgehe, dann blieben künftige Regierunge­n auf den Schulden sitzen.

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Christian Lindner (FDP) würde gerne ein „Generation­enkapital“einführen.

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