Hamburger Morgenpost

Ermittler leiten Großfahndu­ng nach RAFRentner­n ein

Polizei hat neue Spuren und bittet um Mithilfe

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VERDEN – Sie sollen Raubüberfä­lle in Serie verübt haben und werden wegen versuchten Mordes gesucht: Seit mehr als 30 Jahren sind die ehemaligen Linksterro­risten Ernst-Volker Staub (69), Daniela Klette (65) und Burkhard Garweg (55) abgetaucht. Nun hat die Polizei neue Spuren, eine erneute Großfahndu­ng wurde eingeleite­t.

Es hätten sich weitere Ansätze aus den Ermittlung­en der letzten Monate ergeben, so die Staatsanwa­ltschaft Verden. Das führe nun zur neuen Aktion gegen die RAF-Rentner. Man habe umfangreic­he Durchsuchu­ngen und Vernehmung­en vorgenomme­n und gehe davon aus, dass einer der Gesuchten „nachweisli­ch weiterhin intensive Kontakte nach Deutschlan­d unterhalte“. Laut „Spiegel“soll es sich dabei um Garweg handeln. Zwischen 1999 und 2016 dürfte das Terroriste­n-Trio zudem in Deutschlan­d gewohnt haben und von Helfern unterstütz­t worden sein, heißt es in der Mitteilung aus Verden. Konkrete Erkenntnis­se behält die Staatsanwa­ltschaft jedoch für sich. Das Amtsgerich­t Verden habe gegen alle drei Haftbefehl erlassen. Im vergangene­n März hatte das LKA Niedersach­sen im Auftrag der Staatsanwa­ltschaft Räume von Garwegs Geschwiste­rn und Eltern in Frankfurt am Main und Hamburg durchsucht. Dabei wurden auch zwei Briefe sichergest­ellt, die dem Terroriste­n zugeordnet werden. Staub, Klette und Garweg sollen laut Ermittlern 1999 eine Serie von Raubüberfä­llen auf Supermärkt­e und Geldtransp­orter verübt haben – um ihren Lebensunte­rhalt im Untergrund zu sichern. Die genaue Zahl ist unklar, das

LKA Niedersach­sen sprach lange von zwölf Taten, die Staatsanwa­ltschaft Verden machte aktuell keine Angaben. Mehr als zwei Millionen Euro sollen sie nach früheren Angaben erbeutet haben.

Das Trio gehörte zur dritten RAF-Generation. 1993 sollen sie an der Sprengung des Gefängnisn­eubaus im hessischen Weiterstad­t beteiligt gewesen sein. Klette wird zudem die Beteiligun­g an zwei weiteren Anschlägen zur Last gelegt. In Niedersach­sen sind die Behörden seit 2015 mit dem Trio beschäftig­t. Nach einem Überfall auf einen Geldtransp­orter bei Bremen gab es einen DNATreffer, der sich Staub und Klette zuordnen ließ. Die Ermittlung­sbehörden bitten die Bevölkerun­g um Mithilfe und verspreche­n eine Belohnung von 150.000 Euro für entscheide­nde Hinweise zum Aufenthalt­sort oder zur Unterstütz­ung des Trios. Die RAF (Rote Armee Fraktion) war eine linke Terrororga­nisation, die für 33 Morde in den 70er Jahren bis Anfang der 90er Jahre verantwort­lich ist. 1977 tötete sie den Generalbun­desanwalt Siegfried Buback auf offener Straße, zudem entführte und ermordete sie den Manager Hanns Martin Schleyer. Alfred Herrhausen, Vorstandss­precher der Deutschen Bank, wurde bei einem Sprengstof­fanschlag 1989 ermordet. Zu den bekanntest­en Mitglieder­n gehörten die Anführer der ersten Generation: Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof. Alle drei begingen Suizid in der JVA Stuttgart. Die RAF wurde 1998 aufgelöst.

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 ?? ?? Eine Überwachun­gskamera zeigt vermutlich Garweg (r.) und Staub, die vergeblich versuchen, einen Geldboten zu überfallen.
Eine Überwachun­gskamera zeigt vermutlich Garweg (r.) und Staub, die vergeblich versuchen, einen Geldboten zu überfallen.

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