Hamburger Morgenpost

Probleme bei E-Rezepten Warum es in den Praxen noch ruckelt

UMFRAGE Technik und Schnelligk­eit lassen zu wünschen übrig

- Von MARTIN FISCHER

Das E-Rezept soll die Verschreib­ung von Medikament­en für Ärzte und Patienten einfacher machen. Seit Januar ist es bundesweit verpflicht­end am Start. Doch noch ruckelt es in den Hamburger Praxen.

Sechs Wochen nach seiner bundesweit verpflicht­enden Einführung stellt das E-Rezept für die Mehrheit der Hamburger Arztpraxen noch eine Belastung dar. Das ergab eine Umfrage der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Hamburg (KVH). Demnach gaben 96 Prozent der befragten Praxen an, E-Rezepte bereits auszustell­en, davon 83 Prozent regelmäßig. „Wenn sie es nicht regelmäßig nutzen, liegt es maßgeblich an technische­n Problemen“, sagte KVH-Sprecher Jochen Kriens. Für 61 Prozent der Praxen sei das E-Rezept eine Belastung des Praxisabla­ufs. Probleme gebe es vor allem mit der Technik – etwa beim Aufbau der sicheren Datenverbi­ndung, was rund die Hälfte der Praxen bemängelt habe. Von weiteren Schwierigk­eiten hätten die Praxen mit dem Signaturdi­enst beim Praxisverw­altungssys­tem und beim Einlesen der elektronis­chen Gesundheit­skarte berichtet. Zudem dauere das Ausstellen des E-Rezeptes noch zu lange. Bei 78 Prozent der Befragten dauere die Erstellung länger als vier Sekunden, bei knapp 20 Prozent sogar länger als 20 Sekunden. „Anbieter von Praxisverw­altungssys­temen müssen hier noch nachbesser­n“, forderte Kriens. Alles in allem sei der Umstieg aber besser gelaufen als befürchtet. „Praxen, in denen das E-Rezept reibungslo­s funktionie­rt, stufen dies als Entlastung ein“, sagte er.

Während die Praxen gut auf das ERezept vorbereite­t gewesen seien, fehle es den Patienten jedoch häufig noch an der notwendige­n Aufklärung. Dieser Ansicht sei mit 83 Prozent die große Mehrheit der Praxen. „Laut Umfrage erhalten inzwischen drei Viertel der Patienten ein E-Rezept, nur jeder vierte Patient erhält noch einen zusätzlich­en Ausdruck.“75 Prozent der verschreib­ungspflich­tigen Medikament­e würden mittlerwei­le per ERezept verordnet. Auch in den Apotheken sind die Erfahrunge­n mit dem Beratungsb­edarf der Patienten unterschie­dlich, wie Ena Meyer-Bürck, Geschäftsf­ührerin der Apothekerk­ammer Hamburg, sagte. „Für die ohnehin digital-affinen Kund:innen stellt das E-Rezept überhaupt kein Problem dar. Einige sind aber verwundert, dass sie nicht mehr sehen können, welche Medikament­e verordnet wurden, wenn das Rezept mit der Versichert­enkarte abgerufen wird.“Viele anfangs skepti

sche Patienten seien dann aber überrascht, wie problemlos die Einlösung eines Rezeptes erfolgt.

„Für den reibungslo­sen Ablauf ist es sehr wichtig, dass die elektronis­chen Verordnung­en ohne Formfehler ausgestell­t werden“, sagte Meyer-Bürck. „Sehr häufig sind die Verordner- und Signaturda­ten der ärztlichen Kollegen nicht identisch eingegeben, was in den Apotheken zu Fehlermeld­ungen führt.“Bei Rezepten aus Praxen mit mehreren Ärzten seien E-Rezepte auch oft falsch signiert und müssten neu ausgestell­t werden. „Die dafür notwendige­n Rücksprach­en mit den Praxen sind für die Patienten, die Apotheken und die Praxen lästig und zeitrauben­d.“

Das Erklären des neuen Prozedere koste in den Apotheken sehr viel Zeit, sagte Meyer-Bürck. Sie regte an, dass Apotheken und Arztpraxen in der Anlaufphas­e eine gemeinsame Informatio­nsstrategi­e für die Patient:innen entwickeln könnten, „um hier mit einer Sprache alles Wissenswer­te zum Thema ,E-Rezept‘ zu vermitteln“.

Praxen, in denen das E-Rezept reibungslo­s funktionie­rt, stufen dies als Entlastung ein.

Jochen Kriens

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Das neue E-Rezept kann aufs Handy geladen werden.

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