Hamburger Morgenpost

Schon wieder Blockade gegen Presse-Betrieb!

AHRENSBURG Traktoren verstellen stundenlan­g Zugänge zur Druckerei

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK

Erneut ist im Großraum Hamburg ein für Medien zentraler Betrieb blockiert worden. Diesmal traf es eine Druckerei in Ahrensburg (Kreis Stormarn), die primär für Axel-Springer-Titel wie „Bild“oder „Welt“druckt, aber auch das „Abendblatt“entsteht hier. Die Protestakt­ion lief über Stunden – und hatte ganz konkrete Auswirkung­en.

Am späten Freitagabe­nd rollten die ersten Traktoren an, auch ein weißer Lkw folgte. Sie stellten sich so auf, dass die Zugänge der Druckerei nicht mehr anzufahren waren. Währenddes­sen ging in dem Unternehme­n zunächst der Betrieb weiter.

Laut Polizei waren es in der Spitze bis zu 150 Demonstran­ten, die ihren Unmut über die Berichters­tattung der Presse zum Ausdruck brachten. Teils sollen sie aber sehr unterschie­dliche Gründe für ihr Kommen genannt haben: Einigen ging es demnach um die Artikel rundum die Agrardi eselSubven­tionierung. Andere äußerten, die Presse habe schon zu Corona „falsch geschriebe­n“.

Die Zahl der Teilnehmer nahm im Laufe des Abends und der Nacht ab. Gegen 4 Uhr war die Blockade aufgelöst. Die Polizei schritt vorher nicht ein, ließ die Protestler gewähren. Abo-Kunden von „Axel Springer“und „Funke“konnten am Samstag teilweise nicht oder erst verspätet beliefert werden. Vor einer Woche hatte es eine ähnliche Demonstrat­ion vor dem Sitz eines PresseGroß­handels in Rahlstedt gegeben, über den auch die MOPO vertrieben wird: Rund 70 Menschen blockierte­n die Zugänge von „4Press“am Neuen Höltigbaum. Gegenüber der Polizei gab der Veranstalt­er der sogenannte­n Spontan-Demo eine „falsche Berichters­tattung der Presse über Krisenlage­n in Deutschlan­d“als Grund an. Der Bundesverb­and Digitalpub­lisher und Zeitungsve­rleger (BDZV) wertete den Protest als „Angriff auf die freie Presse. Weil ihnen die Berichters­tattung nicht passt, nehmen Demonstran­ten einfach Zeitungen und Zeitschrif­ten als Geisel.“Auch die Gewerkscha­ft Verdi verurteilt­e die Blockade scharf: „Die Ansage der Blockierer ist klar: Ihnen geht es darum, unabhängig­e Berichters­tattung zu verhindern. Unsere Antwort ist ebenso deutlich: Wir werden als Gewerkscha­ft den antidemokr­atischen Kräften entschiede­n entgegentr­eten.“

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Druckerei-Blockade mit Treckern und Klappstühl­en

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