Hamburger Morgenpost

Ovations Kammerspie­len

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Sie hat es geschafft: Aus einfachste­n Verhältnis­sen steigt Tessa Ensler in den Juristen-Olymp Londons auf. Vergewalti­ger verteidigt sie erfolgreic­h, indem sie Zeugen und Opfer unglaubwür­dig macht. Bis zu jenem Tag, als sie selbst einen sexuellen Übergriff erlebt … An den Kammerspie­len wurde das Drama „Prima Facie“gefeiert, mit Standing Ovations für Katharina Schüttler in einem zweistündi­gen Monolog.

In der Inszenieru­ng von Milena Mönch übernimmt Schüttler sämtliche Rollen: die ihrer Mutter und Brüder, der Studienkol­legen, Richter, Staatsanwä­lte, aber vor allem spielt sie jene für ihre trickreich­en Kreuzverhö­re gefürchtet­e Anwältin Enstelbar er. Mit at ra i KolleKolle­genn iihrerr anzleinzl h t sie mehrfa h Sex – und ausgerechn­et der vergewalti­gt sie unmits

nach einem „einvernehm­lichen Geschlecht­sverkehr“, wie es im Juristende­utsch heißt. Soll sie ihn anzeigen und damit seine und ihre Karriere zerstören? Sich als Opfer outen, das im Zeugenstan­d Fangfragen abwehren muss? Sie riskiert es, weil sie hofft, dass die Gerechtigk­eit siegt.

Das mehrfach ausgezeich­nete Stück der Autorin und Juristin Suzie Miller seziert die von Männern gemachte Rechtslage im Vergewalti­gungsfall: Eine Frau soll sich präzise erinnern, wo ihre Beine waren und mit welcher Hand sie sich gegen den Körper des Angreifers wie lange verteidigt­e. Fazit: Zwischen einvernehm­lichem Sex und gewaltsame­m Übergriff existiert ein schmaler Grat, der kaum nachzuweis­en ist. Und für den Täter gilt die Unschuldsv­ermutung, während es den Verteidige­r eines Vergewalti­gers überhaupt nicht interessie­rt, ob er die Tat begangen hat. Der Titel „Prima Facie“– „dem ersten Anschein nach“– will sagen: Solange es den geringsten Zweifel am Tathergang gibt, kommt der Täter frei. Tessa Enslers letzte Worte: „Es muss sich was än P is 6.3 ,1 .30 U r, 18 Uhr r, Km ers ie , s r. -1 , 14-4 Euro,

Tel. 413 34 40

Zwischen einvernehm­lichem Sex und gewaltsame­m Übergriff existiert ein schmaler Grat.

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Märchenhaf­t: Am „Theater für Kinder“gab es große Gefühle und große Oper.

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