Hamburger Morgenpost

Der Mann hinter dem Tag der Liebenden

ER TRAUTE SICH WAS Bischof segnete Paare, wurde exekutiert

- Von MIRIAM KAEFERT

DUBLIN – Valentinst­ag? Das ist doch eine Erfindung der Blumenhänd­ler-Lobby! Das denken viele, es stimmt aber nicht: Diesen Valentin, den gab es wirklich. Das ist schon eine ganze Weile her, aber seine Geschichte geht zu Herzen. Und sie endet mitten in Dublin.

Denn dort, in der Whitefriar Street Church, liegt es begraben: das Herz des Botschafte­rs der verliebten Herzen. Die Reise dieses Körperteil­s ins katholisch­e Irland begann sehr unromantis­ch: mit Valentins Hinrichtun­g in Rom. Die fand im Jahr 269 statt, am 14. Februar. Dem Tag also, der heute dem herzensgut­en Valentin gewidmet ist.

Zur großen Freude aller Blumenhänd­ler, aber wie erwähnt: Die haben damit nichts weiter zu tun.

Valentin war ein Bischof, der sich nichts vorschreib­en ließ: Er widersetzt­e sich einer unmissvers­tändlichen Weisung des römischen Kaisers Claudius II., auch bekannt als „Der Grausame“. Der – ein erfolgreic­her Soldat, der bis zum Herrscher aufgestieg­en war – störte sich am Personalma­ngel beim Militär. Schuld daran, so glaubte „Der Grausame“wohl, war die Ehe: Die machte aus kriegerisc­hen Kerlen ganz schnell Familienvä­ter, die nicht mehr in die Schlacht ziehen mögen. Deshalb verfasste Claudius einen Erlass, in dem er Verlobunge­n und Eheschließ­ungen verbat. Absurd fand Valentin das – und hielt sich nicht dran. Er traute heimlich Liebespaar­e, schenkte ihnen Blumen aus seinem Garten und – so erzählten die Liebenden es weiter – brachte den frisch vermählten Eheleuten ihr Leben lang Glück.

Dafür wurde er hingericht­et, aber 200 Jahre später immerhin heiliggesp­rochen, beides in Rom . Doch wie kam sein Herz nach Irland?

Das geschah ein paar Hundert Jahre später: Der Karmeliter­mönch John Spratt, ein im 19. Jahrhunder­t berühmter Prediger, wurde von Papst Gregor XVI. eingeladen, in einer Kirche in Rom zu predigen, weil er das könne wie kein anderer.

Der Papst lauschte ehrfürchti­g – und hatte ein einmaliges und sehr spezielles Abschiedsg­eschenk für Spratt: das Herz Valentins, belegt durch ein Echtheitsz­ertifikat. Das ist bis heute in der Kirche in Dublin einzusehen.

Das gute Stück kam am 10. November 1836 in einer Holzkiste in bemaltes Papier gewickelt, mit einem roten Seidenband verschnürt und versiegelt, in Dublin an. Und geriet in Vergessenh­eit!

Erst in den 1950ern wurde der Heilige Valentin angemessen gewürdigt, in der Whitefriar Street Church wurde eine lebensgroß­e Statue aufgestell­t und ein Schrein errichtet. Die Kirche ist heute eine richtige Pilgerstät­te für Verliebte, Paare legen ihm sogar Briefe hin, in denen sie um Segen für ihre Beziehunge­n bitten. Ganz besonders gern natürlich, kein Wunder, jedes Jahr am 14. Februar.

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Foto: Pixabay Amor, der römische Gott der Liebe, ist anders als Valentin eine mythische Gestalt.
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Berühmt-berüchtigt, weil er so brutal war: der römische Kaiser Claudius II.
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