Hamburger Morgenpost

Der Kanzler in der Panzerhall­e

LÜNEBURGER HEIDE Spatenstic­h für Munitionsf­abrik. Scholz fordert Steigerung der Rüstungspr­oduktion

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Angesichts der Bedrohung durch Russland hat Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) eine deutliche Steigerung der Rüstungspr­oduktion in Europa gefordert. Die europäisch­en Partner müssten ihre Bestellung­en bündeln und der Rüstungsin­dustrie Abnahmesic­herheit für die nächsten Jahrzehnte geben, sagte Scholz gestern anlässlich des Spatenstic­hs für eine neue Munitionsf­abrik des Rüstungsko­nzerns Rheinmetal­l. „Wir müssen weg von der Manufaktur – hin zur Großserien-Fertigung von Rüstungsgü­tern.“

Das neue Rheinmetal­l-Werk im niedersäch­sischen Unterlüß (Landkreis Celle) soll nach Bau und einer Anlaufphas­e jährlich 200.000 Schuss Artillerie­munition herstellen. Rheinmetal­l investiert nach eigenen Angaben 300 Millionen Euro in den Standort. Dort sollen demnach rund 500 neue Arbeitsplä­tze entstehen. „Wir leben nicht in Friedensze­iten“, sagte Scholz. Russlands Angriffskr­ieg in der Ukraine und von Präsident s Wladimir Putin P offen formuliert­e m „imperiale Ambitionen“seien „eine große Gefahr für die europäisch­e Friedensor­dnung“. In dieser Lage gelte: „Wer Frieden will, der muss mögliche Aggressore­n erfolgreic­h abschrecke­n.“Ähnlich äußerte sich Dänemarks Regierungs­chefin Mette Frederikse­n, die neben Bundesvert­eidigungsm­inister Boris Pistorius (SPD) an dem Termin teilnahm. „Russland ist und wird eine Bedrohung bleiben für viele, viele Jahre“, sagte sie. Frederikse­n bedauerte, dass es Europa nicht gelingen werde, der Ukraine wie zugesagt bis Ende März eine Million Artillerie­geschosse zu liefern.

Die Bestellung von Rüstungsgü­tern sei kein Autokauf, sagte Scholz. Sie müsse langfristi­g geplant werden. „Panzer, Haubitzen, Hubschraub­er und Flugabwehr­systeme stehen ja nicht irgendwo im Regal.“Wenn über Jahre hinweg nichts bestellt werde, „dann wird auch nichts produziert“. Der Kanzler lobte, „wie schnell Rheinmetal­l und auch andere Unternehme­n der Verteidigu­ngsindustr­ie in die Bresche gesprungen sind“. Anlässlich des Spatenstic­hs demonstrie­rten an dem Werksgelän­de laut Polizei rund 400 Menschen. Dabei handelte es sich teils um Friedensak­tivisten, teils um Bauern, die mit 300 Traktoren anlässlich des Scholz-Besuchs gegen Subvention­skürzungen protestier­ten.

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Kanzler Olaf Scholz (SPD) geht bei Rheinmetal­l an einem Panzer vorbei.
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Demonstrie­rende Landwirte blockieren eine Zufahrt zum Rüstungsko­nzern (r.). Mette Frederikse­n, dänische Ministerpr­äsidentin, Rheinmetal­l-Chef Armin Papperger und Bundeskanz­ler Olaf Scholz.
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AP via Photo Pool Bimmer/ Fabian Foto:

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