Der Geisterturm von Halberstadt
LANDKREIS HARZ In dem Bauwerk wurde einmal ein neunstündiger Mammut-Film gezeigt
Das massige Ding steht mitten in Halberstadt am nördlichen Rand des Harzes. Das Bauwerk wirkt wie eine Mischung aus Weltkriegsbunker und mittelalterlichem Wachturm. Ein Schild: „MKH-Biennale Ausstellungsort 2016“macht uns neugierig und wir inspizieren den Turm einmal genauer.
Zunächst einmal fällt natürlich das prächtige Portal auf. Warum hat man das Industriebauwerk so verziert? Ein erklärendes Denkmalschild fehlt leider am Turm. Offenbar, weil die städtischen Denkmalschützer nichts über das Objekt wissen. In der Denkmalliste Halberstadts ist das Gebäude an der Wernigeröder Straße zwar erfasst, es sind dort aber weder Baujahr noch überhaupt weitere Angaben verzeichnet. Vermutlich liegen keine Unterlagen über den wohl um das Jahr 1900 errichteten Turm vor. Bleibt also der Verweis auf die „MKH-Biennale“. Die Abkürzung steht für „MonatKunst-Halberstadt“und ist eine stadtweite Ausstellung Moderner Kunst. Und im Sommer 2016 hat hier der 1932 in Halberstadt geborene Filmemacher und Schriftsteller Alexander Kluge sein Mammut-Filmprojekt „Nachrichten aus der ideologischen Antike – Marx – Eisenstein – Das Kapital“neun Stunden lang gezeigt. Damals sagte Kluge: „Ich bin sehr stolz darauf, dass mein Film in dem imposanten Bauwerk des alten Wasserturms läuft.“Acht Jahre ist das nun her und was aus dem Gebäude wird, ist unklar. Die Nutzung und Sanierung solcher Türme ist extrem schwierig. So wurde 2017 der Wasserturm an der Wehrstedter Brücke in Halberstadt für 37.000 Euro versteigert. Zu einer Nutzung kam es nie.