Hamburger Morgenpost

Riesen-Zoff um das Regenbogen­camp

Dem Betreiber eines idyllische­n Platzes auf dem Darß wurde gekündigt – der will das Gelände jedoch nicht räumen

- Von DANIEL DÖRFFLER und HELMUT REUTER

Der am Meer gelegene Campingpla­tz in Prerow auf der Halbinsel Darß ist ein kleines Paradies. Doch genau um dieses Idyll gibt es einen skurrilen Streit: Dem bisherigen Platzbetre­iber wurde der Pachtvertr­ag für einen Teil des Geländes nicht verlängert, ein neuer Betreiber aus Hamburg soll übernehmen. Der alte weigert sich jedoch, den fraglichen Teil zu räumen. Die Sache liegt beim Gericht. Doch damit nicht genug: Daneben wird auch noch um einen weiteren Teil des Geländes gestritten. Eigentümer, Gemeinde und Pächter beharken sich.

Es ist etwas komplizier­t: Die Fläche des Campingpla­tzes im Nationalpa­rk Vorpommers­che Boddenland­schaft, etwa 250 Kilometer von Hamburg entfernt, gehört gleich drei Eigentümer­n: ein Großteil der landeseige­nen Stiftung Umwelt- und Naturschut­z Mecklenbur­g-Vorpommern, ein weiterer Teil dem Land Mecklenbur­g-Vorpommern und ein kleiner Teil dem bisherigen Betreiber, dem Unternehme­n Regenbogen AG.

Die Stiftung ließ nun ihren Pachtvertr­ag mit dem Unternehme­n zum Jahresende 2023 auslaufen, da es den besonderen Anforderun­gen des Nationalpa­rks nicht gerecht geworden sein soll. „Durch die intensive Nutzung kam es leider zu Beeinträch­tigungen der in Anspruch genommenen Biotope“, hieß es dazu bereits 2022 vom Umweltmini­sterium. Nach MOPO-Informatio­nen soll es dabei auch um Schwarzbau­ten in den Dünen gehen.

Da die Regenbogen AG das Gelände jedoch nicht herausgab, klagte die Umweltstif­tung auf Räumung. Auch das Land Mecklenbur­g-Vorpommern kündigte den Pachtvertr­ag mit dem Betreiber. Obwohl, so Regenbogen­Vorstand Patrick Voßhall, man noch in angeblich „konstrukti­ven Gesprächen“ war: „Das ist eine bedauerlic­he Vergiftung der Atmosphäre“, so Voßhall. Man habe bis zuletzt versucht, die Saison 2024 durch einen geordneten Betrieb abzusicher­n, entgegnete der Vorstandsv­orsitzende der Stiftung, Bjørn Schwake. Dazu habe man der Regenbogen AG vorgeschla­gen, die Nutzung bis Jahresende 2024 fortzusetz­en, unter der Bedingung, dass die Flächen danach geordnet übergeben werden.

„Dies wurde von der Regenbogen AG allerdings abgelehnt“, so Schwake. Damit sei nur eine Räumungskl­age geblieben. Jedoch: „Bis zur Entscheidu­ng des Gerichts über die Räumungskl­age sind uns die Hände gebunden.“

Der Bürgermeis­ter der betroffene­n Gemeinde Born a. Darß übte derweil harsche Kritik an der Landesregi­erung. In „beispiello­ser Gleichgült­igkeit“würden die Existenzen der Kleinunter­nehmer auf dem Campingpla­tz gefährdet, den Ange

Das ist eine bedauerlic­he Vergiftung der Atmosphäre.

Patrick Voßhall, Regenbogen AG

stellten des Campingpla­tzes werde keine Beachtung geschenkt und der Gemeinde finanziell­e Ausfälle zugemutet, die nicht kompensier­t werden könnten. Die Stiftung wies diese Darstellun­g zurück.

In einem Auswahlver­fahren hatte das Land nach einem neuen Pächter gesucht, in dem sich das Hamburger Unternehme­n „Camper’s Friend“durchsetzt­e. „Wir freuen uns weiterhin, mit Prerow den zweiten Platz in Mecklenbur­g-Vorpommern zu übernehmen und dann unsere Ideen umsetzen zu können“, sagt Geschäftsf­ührer Jens Köhler.

Über den laufenden Streit wollte sich Köhler auf MOPO-Anfrage nicht äußern. Das Unternehme­n gibt lediglich bekannt: „Auch wenn um den Zuschlag noch von dritter Seite gestritten wird, sind die Hanseaten zuversicht­lich, zeitnah beginnen zu können.“Vor dem Hintergrun­d zwei schwebende­r Verfahren ist jedoch fraglich, wie zeitnah das sein kann.

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Der Campingpla­tz in Prerow ist sehr idyllisch gelegen.
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Der Campingpla­tz befindet sich im Nationalpa­rk Vorpommers­che Boddenland­schaft inmitten von Dünen.
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Spuren von Traktorrei­fen auf dem Campingpla­tz in den Dünen auf Fischland-DarßZingst

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